laut.de-Kritik

Funky Label-Sampler mit Gütesiegel.

Review von

"Compiled by DJ Olski" kann eigentlich problemlos als Gütesiegel betrachtet werden. Oliver von Felbert sollte selbst denjenigen, die nicht alt genug sind, um sich an das legendäre VIVA-Format "Freestyle" zu erinnern, als DJ, Autor bei der Juice oder im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit für Groove Attack irgendwann einmal untergekommen sein. 300 Jahre scheint dieser Mann bereits seine Finger im Hip Hop-Geschäft zu haben.

Seit 2002 betreibt er in Köln nun auch noch sein eigenes Label, Melting Pot Music. Wer hier nun mit Hip Hop-Veröffentlichungen rechnet, der kann lange warten. Der erste Label-Sampler "This Is Melting Pot Music" zeigt, wo der alte Hase langläuft: Letztlich dreht sich doch alles nur um die Drumbreaks.

Die B-Boys der Welt dürften begeistert sein, Hip Hop-DJs auf der Suche nach Samplematerial ebenso. Funk-Fans, zu denen ich mich zähle, nicken wohlwollend mit dem Kopf. Ja, das ist schon alles sehr schön. "Wir lieben den alten Sound, aber wir sind nicht retro", beschreibt Olski die Labelphilosophie.

Nicht retro? Und sich dann nach einem Booker-T-Klassiker benennen? Leise Zweifel sind erlaubt. Die Frage, ob die Welt tatsächlich neue Musik braucht, die klingt, als sei sie 35 Jahre alt, steht zwar im Raum, bei genauer Betrachtung überwiegt aber doch meist die Freude darüber, dass solch amtlich groovender Shit auch heute noch produziert wird.

Am positivsten ist mir in diesem Zusammenhang A-Ko aufgefallen, der mit zwei Tracks ("Soul '69" und "Untitled") vertreten ist. Da sitzt ein junger Mensch, gerade eben 18 Jahre alt, in einem Schlafzimmer irgendwo in Iowa, und bastelt mit unglaublichem Gespür für die Vibes der späten 60er Musikstücke zusammen, die in keinem klassischen Soul- und Funk-Set negativ auffallen würden. Gesprochene Einlagen, bestimmende Bläser... A-Ko webt aus bewährten Zutaten Kompositionen, die (obwohl brandneu) sehr vertraut aus den Lautsprechern perlen.

"Sehr vertraut" ist das eine vorherrschende Gefühl. Der zweite Gedanke, bei dem ich mich wiederholt ertappe: "Man müsste die mal live sehen." Massak, eine französische Afrobeat-Band, machen (15 Mann hoch) auf einer Bühne mit Sicherheit viel her. Aus der Konserve klingen sie trotz dreckigem, von weiteren Bläsern unterstütztem Saxophon in "Massak Theme" doch ein klein wenig altbacken.

Lefties Soul Connection, ein ganz und gar nicht geschmacksneutraler Export aus den Niederlanden, dürften ebenfalls jeden beliebigen Club in Grund und Boden rocken. Ob das orgellastige "Peacock Strut" oder das mit rauchiger Soulstimme vorgetragene "It's Your Thing": Lefties Soul Convention servieren die funkigsten Drums von allen. Allerdings ist der Sound äußerst absehbar - so oder sehr ähnlich klingt es eben seit über drei Jahrzehnten.

Soul Village, das Bandprojekt des Pariser Produzenten Deja, gibt sich ein klein wenig moderner. Sehr melodisch klimpern Gitarren und Keyboards vor dezentem, unaufdringlichem Schlagzeug durch "We Gettin Down" und verbreiten bereits hier eine sonnige Atmosphäre, die in der Interpretation von "Everybody Loves The Sunshine" noch intensiviert wird. Roy Ayers' Klassiker zu verunstalten scheint unmöglich zu sein, wenn man auch nur einen Hauch Respekt für das Original mitbringt. Deja fabriziert auf jeden Fall eine mehr als stimmungsvolle Coverversion.

Die Münchner Melcouns warten mit einer ungewöhnlichen Gesangsstimme und ausnahmsweise nicht penetrant in den Vordergrund gestellten Orgelsounds auf. Bei Queen Eve & The Kings dominiert neben den dynamischen Drums eine Flöte. Der schwedische Produzent Devil McDoom leistet mit "Cafone Going" den meiner Meinung nach hörenswertesten Beitrag.

Das Material birgt insgesamt betrachtet zwar keine Überraschungen, hat aber durchgehend Hand und Fuß, wenngleich ich die Einschätzung von Falk "Hawkeye" Schacht und Schlagzeuger-Kollegen Roberto Kien, das schlechteste Equipment mache die besten Funktracks, nicht teile. Der beachtlichen Drumleistung in Imperial Breeds "Horny Pipin' Bats" hätte ein satterer Sound bestimmt nicht geschadet.

Nicht so recht dazu passen will das trotzdem nette Folkliedchen "I Give You My Life" von den Vietnam Veterans aus Frankreich, das zwischen all dem Funk ein wenig verloren wirkt. Egal, konzeptionelle Geschlossenheit sollte schließlich kaum das oberste Ziel eines Label-Samplers sein.

Trackliste

  1. 1. DJ Day - Four Hills (Short Cut)
  2. 2. Lefties Soul Connection - Peacock Strut
  3. 3. The Malcouns - Hip 'N Soul Shake
  4. 4. Imperial Breed - Horny Pimpin' Bats (Euro Heat Mix)
  5. 5. Massak - A.S.U. (Radio Kalkuta Edit)
  6. 6. Soul Village - We Gettin Down
  7. 7. Vietnam Veterans - I Give You My Life
  8. 8. A-Ko - Soul '69
  9. 9. Queen Eve & The Kings - All Hail The Queen
  10. 10. Lefties Soul Connection - It's Your Thing / Hey Pocky-A-Way
  11. 11. Soul Village - Everybody Loves The Sunshine
  12. 12. Massak - Massak Theme
  13. 13. Devil McDoom - Cafone Going
  14. 14. A-Ko - Untitled

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