laut.de-Kritik

Fetenhits für Garagenkids.

Review von

Musik aus New York City ist heiß. Die Wiederbelebungsbeauftragten des Rock, die vor zehn Jahren noch Seattle feierten, haben ein neues Spotlight gesetzt: New York. Und nun die passende Kompilation? Fetenhits für Garagenkids? Schon ein bisschen, vor allem aber auch für einen guten Zweck: Alle Bands haben ihre Songs umsonst der Organisation "Musicians On Call" zur Verfügung gestellt, die mit den Einnahmen aus diesem Album den Gesundheitseinrichtungen in New York unter die Arme greifen. Das ist bei dem beschissenen amerikanischen Gesundheitssystem wohl bitter nötig.

Angelehnt ist das wohl an Brian Enos Kompilation "No New York". Auf der stellte er je vier Songs von vier No Wave-Bands der damaligen New Yorker Underground-Szene (The Contortions, Mars, D.N.A. und Teenage Jesus and the Jerks) zusammen. "Yes New York" bewegt sich zu großen Teilen jedoch nicht mehr im Underground, sondern eher in den (Indie-)Charts. Ohnehin Vorreiter von jeglichem Hype um die Bands aus den Garagen des Big Apple sind die Strokes, die hier eine lupenreine Live-Version ihres umstrittenen New York City Cops spielen. Würde man nicht ab und zu das Publikum hören - es fiele nicht auf, dass ein Livestück zu hören ist.

Alte Bekannte findet man auch mit Radio 4. Save Your City rockt den Tanzboden. Interpol steuern mit NYC den dichtesten und eindringlichsten Song des Albums. Es zeichnen sich ganz deutlich zwei Richtungen ab, aus denen die New Yorker Bands sich zum Rock hinbewegen: Einmal die klassischen Gitarre-Bass-Schlagzeug-Gesang Arrangements, andere (Radio 4, The Rapture, Le Tigre) bedienen sich elektronischer Hilfsmittel, um damit nicht weniger zu rocken.

Doch auch die, die sich "nur" der alt bekannten Instrumentenkombination bedienen, brauchen sich nicht zu verstecken. Das meiste hört sich schön dreckig an, handgemacht und mit Seele. Die Bands aus New York scheinen alle ein wenig fertig, geschafft von ihrem Leben. Wie Walter Martin, Sänger von "The Walkmen" würden sich andere wohl nur betrunken beim Karaoke-Lallen anhören. "And all I ever do is think of yesterday" in solch einer Intonation runterzulallen ist jedoch vor allem very charming.

Eine große Nummer ist auch "Zero Point" der "Rogers Sisters", die sich klanglich nahe an den etwas bekannteren Bikini Kill-Nachfolgerinnen Le Tigre bewegen. Diese tauchen hier in einem unsäglichen dfa-Mix auf. dfa sind eigentlich die Helden der Stunde im Underground-New York, von Radio 4 bis zu The Rapture haben sie einen großen Teil von dem produziert, was gerade Hype ist. Diesen Song remixen sie jedoch in meinen Ohren so was von 0815-Dancefloor-daneben, da ist kaum mehr was vom ursprünglichen "Deceptation" zu hören.

"You didn't think they could hate you now" schreit der Refrain der "Ballad Of A Sin Eater" von "Ted Leo/Pharmacists" den Hörer an. Nach etwas langweiliger Strophe haut dieser Refrain direkt ins Gesicht. Mit ähnlich überdrehter Stimme singt Geremy Jasper von "The Fever" den Track "Ladyfingers". Hört sich an wie eine Mischung aus Radio 4 und Rancid. Ich weiß, mit solchen Mischungen sollte man vorsichtig sein ... Ausruhen kann man sich dann bei den eher bedächtigen "Longwave" und "Calla", was doch auf keinen Fall Langeweile bedeutet. In die Ruhephase gehören auch "Unitard", hinter denen die Yeah Yeah Yeahs als Akustik-Band verbergen. Ein bisschen deuten die Songs auf dieser Kompilation jedoch darauf hin, dass auch Bands in New York gerne mal über den Teich schielen und hin und wieder mehr als ein wenig britisch klingen.

Ganz zurecht ist New York City der Hype der Stunde. Ich sage Yes!

Trackliste

  1. 1. New York City Cops (Live In Iceland) - The Strokes
  2. 2. Save Your City - Radio 4
  3. 3. Zero Point - The Rogers Sisters
  4. 4. Ballad of a Sin Eater - Ted Leo / Pharmacists
  5. 5. Ladyfingers - The Fever
  6. 6. Next Plateau - Longwave
  7. 7. Strangler - Calla
  8. 8. Olio - The Rapture
  9. 9. Rue the Day - The Walkmen
  10. 10. NYC - Interpol
  11. 11. The Right Hand - The Natural History
  12. 12. I Should Not Have to Ask - The Witnesses
  13. 13. Tired - Icd Soundsystem
  14. 14. Deceptacon (dfa Mix) - Le Tigre
  15. 15. What Used to Be French - Secret Machines
  16. 16. Year to Be Hated - Unitard

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