laut.de-Kritik
DJ Hell empfiehlt: Gigolos, Grooves und Champagner.
Review von Daniel StraubJubiläen sind im Hause Gigolo stets eine willkommene Gelegenheit, eine zusätzliche Pulle Schampus zu köpfen. Und Label-Chef DJ Hell haftet auch nicht der Ruf an, kleinlich zu sein. Ganz im Gegenteil, der Mann weiß, was er der Philosophie seines erfolgreichsten Babys schuldig ist.
Und so erfreut uns Hell zum 150. Gigolo-Release mit "Freak Show", einem subjektiven Blick zurück auf die vergangenen acht Jahre. Ein Film, Videos, Interviews und Live-Performances zeichnen das Bild einer immer noch unglaublichen Erfolgsgeschichte.
Angefangen hat alles 1997, als Hell in die Offensive ging. Beste Kontakte zu DJs, Produzenten, Promotern und anderen wichtigen Leuten im Business hatte er längst vorzuweisen. Schließlich stand er bereits mehrere Jahre an den Turntables, arbeitete zeitweise im Hard Wax und konnte auch Auslandserfahrung (New York) vorweisen. Ein optimaler Lebenslauf, um etwas Eigenes aufzuziehen. Mit International Deejay Gigolo Records war schließlich auch der passende Name gefunden.
"Freak Show" erzählt in einem rund 90-minütigen Film von Angelika Lepper, die als Acid Maria auch an den Plattenspielern zu Hause ist, die Geschichte der Gigolos. Mit zahlreichen Anekdoten und Ö-Tönen bringt Hell ein wenig Licht ins Dunkel.
So erfahren die Zuschauer, dass Jeff Mills Hell ein paar Tracks in die Hand drückte, sozusagen als Anschubfinanzierung für dessen eigenes Labelprojekt. "Shifty Disco" war denn auch die Nummer zwei der Label-History und bewirkte, was der edle Spender im Sinn gehabt.
Gigolo wurde schnell Aufmerksamkeit zuteil, und Hell wusste dies durch seine Signings auf weiterhin auf sein Label zu ziehen. Und so geben sich auf "Freak Show" eine ganze Reihe der erfolgreichsten Acts der vergangenen paar Jahre die Klinke in die Hand. Fischerspooner, Miss Kittin & The Hacker, Tiga & Zyntherius und natürlich DJ Hell selbst. Sie alle sind nicht nur in der Doku vertreten, sondern zusätzlich auch mit einzelnen Videos ihrer Hits.
Daneben bereichern kitschige 80er Perlen wie The Twins das umfangreiche Video-Kapitel. Jenem Duo gebührt zweifelsfrei der Preis für den schrägsten Auftritt. Wer jemals eine Platte der beiden in Händen gehalten hat, wird vorgewarnt sein.
Ein Genuss der fragwürdigen Art, es sei denn man weiß den ironischen Beigeschmack zu schätzen. In der Bonus-Sektion warten dann noch einige Interviews mit Hell, Fischerspooner und Peaches auf die Zuschauer.
Den Schlusspunkt unter "Freak Show" setzen schließlich einige Live-Clips. Fischerspooner dürfen zweimal ran. Daneben zeigt auch Mount Sims, dass seine Shows nicht umsonst im Ruf stehen, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die insgesamt rund drei Stunden Spielzeit vergehen dank der abwechslungsreichen Sinneseindrücke wie im Flug und machen "Freak Show" zu einem kurzweiligen Stück Techno-Geschichte, das nicht nur Fans begeistert.
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