laut.de-Kritik
Nicht nur für Verfechter der Old School-Tage.
Review von Alexander EngelenDie Lyricist Lounge ist gleichermaßen eine Talentschmiede für so illustre Hip Hop-Künstler wie Mos Def oder Talib Kweli, wie eine Brutstädte für Rap-Compilations, die ihren Platz in der Hip Hop-History sicher haben. Das 1998 veröffentlichte Album "Lyricist Lounge Vol. 1" etwa hat mit Beiträgen von Stars der Szene, wie auch unbekannteren Underground-Acts, rund um den Globus für offene Münder gesorgt. Der Nachfolger "Vol. 2" überzeugte drei Jahre später nicht nur durch die Kollaboration von Mos Def, Pharao Monch und Nate Dogg. Die Single "Oh No" avancierte schnell zu einer der meist Verkauften Singles überhaupt.
So haben sich die Macher der Lyricist Lounge quasi zwei Standbeine geschaffen. Einmal die amerikaweiten Veranstaltungen, in denen sie wöchentlich zu Freestyle-Shows und ganz speziellen Hip Hop-Happenings laden. Auf der anderen Seite ihre Firma Mic Media, mit der sie die Heads mit besagten Longplayern oder ideenreichen DVDs beglücken. So sind Danny Castro und Anthony Marshall, Köpfe hinter LL, genauso auf die Zucht junger Stars erpicht, wie auf die Huldigung der Alt-Meister, denen sie ihre Liebe Hip Hop zu verdanken haben. Da liegt nichts näher, als den Kids, die meinen RUN DMC, seien eine dieser Dancefloor-Eintagsfliegen und M.O.P. hätten mit "Ante Up" das erste Mal eine Party gerockt, ein wenig Geschichts-Unterricht zu erteilen.
Auf dieser DVD packen sie dreizehn Videos von den Stars voran gegangener Tage zusammen. Für die Präsentation der Rap-Klassiker hat sich die Lounge etwas Besonderes einfallen lassen. Die Stücke sind von DJ Spinbad zu einem Mix-Tape zusammen gemischt. Das bedeuted visuelles Scratching und Juggling für die Augen par Excellenze. Die Bilder wiederholen sich passend auf die Cuts, springen zu bestimmten Turntable-Actions und bieten einen wahren Ohren- und Augenschmaus. DJ Spinbad, der schon durch die Ecko-Compilation "Underground Airplay" auf sich aufmerksam gemacht hat, absolviert dabei einen überragenden Job. Er übertreibt nicht mit Spielereien und so geht das visuelle Mix-Tape dem Zuseher nicht schon nach kurzer Zeit auf die Nerven. Bei der Auswahl der Tracks hat er sich auch nicht lumpen lassen. RUN DMCs bahnbrechende Kollaboration mit Aerosmith ("Walk This Way") findet ihren Platz, genauso wie "Electric Relaxation" von A Tribe Called Quest, dessen simples Schwarz-Weiß-Video allein schon den Kauf wert ist.
Natürlich kann man die Clips auch in ungemixten Modus ansehen, um sich etwa bei der Original-Version zu Biz Markies Mozart-Auftritt in "Just A Friend" vor Lachen auf dem Boden zu krümmen. Lust auf Hip Hop-Karaoke? Auch das bietetn die "Video Classics". Leider nur in beschränktem Maß. Wer den mitlaufenden Text in schwer lesbarer Grafitti-Schrift entziffern kann, darf trotzdem bei Wu-Tang, Common oder Mobb Deep mitrappen. Wer von den Artists noch nie etwas gehört hat, lässt sich von den Kurz-Biographien (inkl. 12'' Platten-Cover) auf die Sprünge helfen.
Als kleines Schmankerl darf man sich noch den Lyricist Lounge-DJ Boogie Blind live in Aktion an den Turntables zu Gemüte führen. Außerdem lockert ein feiner Kurz-Film den musikalischen Kontext auf. "The Funk Hunt" beschreibt den Werdegang eines Musikstücks vom funkig-groovenden Unikat in den Siebzigern zum lockeren Club-Hit der Neuzeit.
"Hip Hop Video Classics" ist entspannende Unterhaltung mit Hang zur Nostalgie, in gewohnter Lyricist Lounge-Qualität. Wer hat nicht davon geträumt ein gesammeltes Werk der Videos seiner Old School-Helden in den Händen zu halten. Verpackt mit der innovativen Idee des DJ Mixtapes und den kleinen Extras, lohnt sich die Anschaffung aber nicht nur für den Verfechter der Old School-Tage.
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