laut.de-Kritik
Mit der Königin der Löwen zum Ballermann.
Review von Kai ButterweckVeliles WM-Song "Helele" änderte im vergangenen Jahr nichts daran, dass sich ihr Heimatland Südafrika bei der Fußball-WM bereits nach der Vorrunde verabschieden musste. Dieser Umstand verhinderte jedoch nicht den kommerziellen Solo-Siegeszug ihrer "Tales From Africa", die sich hierzulande bis auf Platz drei der Charts schoben.
Nun präsentiert die aus Durban stammende Sängerin und Musicaldarstellerin mit "Lion Queen" ihren zweiten Streich. Gleich zu Beginn versucht die stimmgewaltige Afrikanerin auf "Injabulo", die rhythmischen Schwingungen der Savanne mit europäischem Dance-Pop zu mixen. Der gutgemeinte Versuch endet aber bereits nach wenigen Sekunden in einem mittelgroßen Fiasko.
Zwar rückt das Organ von Velile im Vergleich zum Debüt wesentlich mehr in den Vordergrund, doch wird es dabei von Percussions aus der Retorte und Halli-Galli-Synthies "unterstützt", die liebloser kaum in Szene gesetzt werden können. Bedient wird hiermit vor allem das Klischee von beschwingten Safari-Partys rund um den Krüger-Park mit anschließendem Direktflug zum Ballermann.
Die Songs trägt Velile ähnlich wie beim Vorgänger vornehmlich in Zulu vor, was dem ganzen Projekt wohl eine gewisse Authentizität verleihen soll. Dieser ebenfalls gutgemeinte Ansatz erlischt aber, bevor er überhaupt richtig zum Tragen kommt. Denn während das Stimmwunder auf den dreizehn Songs versucht, alle Register ihres Könnens zu ziehen - was ihr vor allem bei Titeln wie "Woze Africa", "Vulindlela" oder auch "Bambelela" recht eindrucksvoll gelingt - sorgt das billig zusammengeschusterte musikalische Potpourri aus blechernen Bingo-Bongos, altbackenen Beats und Keyboard-Linien in bester Bohlen-Tradition für eine Klanguntermalung, die dem Schaffen jedwede Glaubwürdigkeit entzieht.
Fern von jeglichem Melodiegefühl dümpelt der Background unmotiviert und stampfend vor sich hin und landet aller Voraussicht nach schnurstracks in den Jukeboxen sämtlicher Partymeilen dies- und jenseits des Äquators. Ganz selten nur weist Vevile die Gehaltlosigkeit der Musik in ihre Schranken. Songs wie "Woza Sidale" oder "Uhlanya" kämpfen noch am ehesten mit exotischen Rhythmen und Stimmpräsenz gegen die übermächtigen Synthie-Geschwader an. Letztlich siegt aber das Kalkül.
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