laut.de-Kritik
Breitband-Prog mit dem Ex-Oceansize-Sänger.
Review von Markus BrandstetterAls Oceansize am 21. Februar 2011 ihre Auflösung bekannt gaben, war die Enttäuschung unter den Fans naturgemäß groß. Gründe wollte man damals keine nennen, zwischenmenschliche Spannungen und der Genuss von Substanzen während der Arbeitszeit sollen eine gewichtige Rolle gespielt haben. Nach dem Split ging das Leben in diversen Formationen schnell weiter – Sänger Mike Vennart beispielweise ging mit den Alternative-Stadionrockern von Biffy Clyro auf Tour.
Während diesen Konzerten – die Zeit in den Hotelzimmern kann schließlich durchaus lang werden – begann Vennart damit, Demos aufzunehmen. Demos, die er dann auch seinen ehemaligen Bandkollegen, unter anderem Steve Durose und Richard "Gambler" Ingram zukommen ließ. "The Demon Joke" heißt der daraus entstandene Longplayer, Vennarts Solo-Debüt. Frühere Differenzen hin oder her: Durose beteiligte sich am Songwriting und steuerte einige Melodieteile bei, Ingram wiederum spielte seinem ehemaligen Bandkollegen einige der Synths ein, die auf "The Demon Joke" tragende Fundamente sind.
"255" beginnt mit einer sich langsam herantastenden Synth-Landschaft samt getragenen Gitarrenarpeggios und schleppendem Schlagzeug, die sich mit völliger Reduktion abwechselt und eine dichte, melancholische Atmosphäre entstehen lässt, die an den "Disintegration"-Soundkosmos von The Cure erinnert. Beruhigend, dass moderner Progressive-Rock nicht bei Muse und Konsorten enden muss. Ein wenig dominant und gar ruppig im Mix wirken sie durchaus ab und zu, die Synths - sei es als Bindeglied zwischen den Stücken oder als Hook-tragende Elemente.
"The Demon Joke" pendelt zwischen den Polen und den Extremen, den Dynamiken und Stimmungen. Sphärische Synth-Landschaften wechseln sich mit progressiven, die Balken ordentlich durchbiegenden Prog-Brettern ab. Mal tragen verzerrte Stakkato-Riffs Vennarts Stimme, mal übernehmen Keyboardwände. Vennart und seine Mitmusiker scheuen auch die ungeraderen Taktarten nicht – "Rebirthmark" ist hierfür ein sehr schönes Beispiel. Eingänge, langgezogene Gesangslinien legen sich über 5/4-Takte und synkopierte Rhythmen, Gitarre und Keyboards übernehmen immer wieder andere Funktionen. Und: hier geht es mit Spaß an Opulenz und Bombast zur Sache, ganz klar.
Bei all dem wirkt "The Demon Joke" an keiner Stelle überladen, verkopft oder konstruiert. Im Gegenteil: der Longplayer wechselt leichtfüßig zwischen verschiedenen Stimmungsbildern, zwischen Epos und Rock, zwischen Ballade und Klanglandschaft.
Keine Frage, Fans von Oceansize sollte der Longplayer durchaus die eine oder andere Freudenträne aus dem Knopfloch wringen, und auch allen anderen, die etwas mit progressivem Breitband-Rock anfangen können, sei dieses Album wärmstens empfohlen.
2 Kommentare mit 3 Antworten
Hätte ruhig was ausführlicher sein und auf mehr als zwei Songs eingehen können.
Scheint bei der laut-Redaktion momenten in zu sein. Zumindest bei Teilen davon.
"Beruhigend, dass moderner Progressive-Rock nicht bei Muse und Konsorten enden muss."
Äpfel mit Birnen vergleichen? Wer sagt den das Prog - Rock modern sein muss? Wie definiert sich überhaupt "modern"? Ach der Herr Brandstetter? Und was hat Muse mit der Scheibe zu tun? Eine mehr als dürftige Kritik, bei einem der Prog - Rock Highlights des Jahres. Kritik der Kritik, 1 von 5 Sternchen! Substanzloses Geplapper!
Gruß Speedi
Niemand sagt, dass Prog modern sein "muss", auch "der Herr Brandstetter" nicht, der hat das Wort "modern" in diesem Fall im Sinne von "kontemporär" benutzt - was dir sehr missfallen zu haben scheint. Lieben Gruß!
Nein das Schiller u. Gothe zur gleichen Zeit aktiv waren, da gegen hab ich bis heute nichts. Genau so wenig, wie ich gegen Helene Fischer u. Nina Stemme in ihrer Koexistenz was habe. Ich hätte was gegen den Vergleich der Beiden.
Na u. das der Niedergang einer ehemals hochgelobten und verehrten Band wie Muse nun in einem Vergleich auftaucht mit einer Band aus der was werden könnte, das ärgert halt.
Deine Aufgabe wäre das abfeiern dieses Albums gewesen, das schriftlich zu begründen mit Tiefgang u. mehr Leute anzufixen sich diese Scheibe rein zu ziehen. Klar verfehlt, siehe die Unmenge an Kommentaren. Mir sicher das daran auch der Vergleich seine Mitschuld hat. Auch wenn ich mich bemühe, das gerade wieder etwas raus zu reißen.
Ach übrigens der gemeine Lautleser wird erst mal bei einem Wort wie "kontemporär" im Duden nach schlagen um es zu verstehen. Ich dachte im ersten Moment an eine temporare Phasenverschiebung aus Star Trak, so was ähnliches wie beamen.;)
Macht das die Sache "Review - Vennart - The Demon Joke" besser?
Welchen Zacken bricht eigentlich aus der Krone eines Musikkritikers, wenn er mal einfach zugibt ein "dünnes" Review abgeliefert zu haben? Befürchte die Krone muss dringend neu geschmiedet werden.