laut.de-Kritik
Der alte Mann hat's noch drauf!
Review von Manuel BergerSo, so. Venom haben also immer noch nicht genug. War eigentlich auch nicht anders zu erwarten. Cronos und Altersmilde passen einfach nicht zusammen. Trotzdem klang das letzte Werk "Fallen Angels" eher etwas lauwarm. Aber wie sieht es mit dem neuesten Wurf der Hölle aus? "Dieses Album ist perfekt", glaubt Cronos zu wissen. Perfekt ist ein schwieriger Begriff. Doch eins lässt sich nach dem Hören von "From The Very Depths" definitiv sagen: Der alte Mann hat's immer noch drauf!
Von Abnutzungserscheinungen à la Studioalbum Nummer dreizehn ist auf "From The Very Depths" schon mal rein gar nichts zu hören. Von Anfang an prescht das Trio räudig as fuck nach vorn. Die Old School-Thrash-Flagge ist hoch gehisst, das musikalisch Gebotene absolut zeitlos.
Während "From The Very Depths" und "Death Of Rock N Roll" noch ordentlich vor sich hin bollern, fährt "Smoke" deutlich schwere Geschütze auf. So klassisch Riff, Songaufbau und Wah-Wah-Waberei auch sein mögen – das ist Groove, meine Freunde! Der gerade mal aus einem einzigen, auf der Streckbank Satans geformten Wort bestehende Refrain tut ein Übriges.
In Sachen Hook braucht sich auch "Temptation" nicht zu verstecken. Wenn das nicht live funktioniert, steht Cronos höchstwahrscheinlich nicht auf einem dreckigen Metalacker, sondern ist dank Demenz bei einer Synthie-Pop-Convention gelandet. Und ob da derbe Nackendreher wie das irgendwie an "Ace Of Spades" erinnerne "Long Haired Punks" funktionieren, wage ich zu bezweifeln. Wer sich schon immer für die Punkwurzeln des Thrash interessiert hat, sollte dagegen die Lauscher aufsperren. Cronos rotzt dazu noch einen fettes Bassinterlude mittenrein.
Teuflisches darf natürlich auch nicht fehlen. Wie wär's mit "Stigmata Satanas"? Oder der krächzenden, röchelnden Mid-Tempo-Kreuzigung "Crucified"? Außerdem gäbe es da noch "Evil Law", das Slayer mit "Hey, hey"-Rhythmus und waschechtem Höllengebrodel vereint. Okay sorry. Zu behaupten, Venom würden Slayer-Elemente verwenden, ist ungefähr gleichbedeutend mit der Aussage, Leonard Cohen würde Jeff Buckleys "Hallelujah" covern.
Nachdem die Huldigung des Leibhaftigen in "Mephistopheles" ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat (gar eine eigene "Overture" bekommt der Herr Gehörnte), eröffnet "Wings Of Valkyrie" das Schlussdoppel. Um noch einmal so richtig böse zu wirken, gibt"s den Taktzähler sogar auf Deutsch. Mit Fanunterstützung macht "Rise" dann den Sack endgültig zu. Venom-Freunde, Anhänger unverbrauchter metallischer Tradition, schlagt zu!
2 Kommentare
also sputnikmusic ist da etwas skeptischer...
Also da haben Venom noch mal wieder kräftig zugelegt. Wer hätte den alten Recken dass noch zugetraut...