laut.de-Kritik
Je schauriger der Opener, desto schöner der Rest.
Review von Martin MengeleWarum Quebec? Wurden Ween aus Amerika als Popterroristen verbannt? Kanada scheint der beste Fluchtpunkt zu sein, wenn man mal richtig den Lemmy loslassen will. Sänger Gene liegt textlich nah an seinem Vorbild. Es geht bei "It's Gonna Be A Long Night" um Rasierklingen und Gangbangs auf Speed. Natürlich ein Vollgasrocker ohne Sicherheitsgurte.
Je schauriger der Opener, desto schöner der Rest. Ween verwandeln sich bei "Among His Tribe" abrupt in Simon & Garfunkel und entschweben auf wabernden Synthiewolken in Richtung Vernebelung. Zum dahin Schmelzen und fort Rennen zugleich. "Tried And True" kommt ohne den schon zwanghaften Voice-Pitch nicht aus, und es klingt, als trällere ein knuddeliger Koalabär beim Versuch, sich selbst einen zu blasen. Unter Wasser, versteht sich.
Man braucht auch in "Quebec" nicht die typischen Ween-Freakouts vermissen, wegen derer wir sie lieben wie Harold & Maude. Da wäre "Fancy Pants", eine knuffige Comedy-Nummer, die sich mit zunehmender Hörzeit in eine Benny Hill-Show auf Acid umgestaltet. "The Fucked Jam" klingt einfach nur so, wie es heißt. Bei näherem Zugang genialer Synthie-Sport, mit Breaks, die den Kreislauf stocken lassen.
Dieses Album aber platzt geradezu aus den Nähten vor schnulzigen Balladen. Und es strahlt nur so aus dem melancholischen Schwanken zwischen Cat Stevens ("The Argus") und den Beatles.
Am besten gefällt mir aber die Cross Country Tour, die Dean und Gene mit dem Greyhoundbus in Richtung "Chocolate Town" unternehmen. Wie sich die Jungs bei den Aufnahmen angesichts ihrer Stimmhöhe und den spinnerten Texten das Lachen verkneifen konnten, bleibt mir schleierhaft.
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