laut.de-Kritik

Im zweiten Anlauf an die dünn besetzte Spitze des Metal-Core.

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Im Grunde gibt es zwei Methoden, den verfluchten Metal-Core Mountain zu besteigen: Entweder man arbeitet sich sukzessive nach oben und genießt zwischendurch mit reizenden Clean-Passagen und sorgsam vorbereiteten Mosh-Breakdowns den Ausblick. Oder man spurtet wutentbrannt drauf los und verschmäht derlei eingerahmte Zwischenstopps. While She Sleeps bevorzugen letztere Variante. Trotz unüberhörbarer Referenzen zu UK-Platzhirschen wie den Architects oder Bring me the Horizon, schmuggeln sie ihre ganz eigene Rezeptur auf die Insel. Mehr denn je schmeckt die nach Metal.

Bevor die Kombo ihre Arbeit am zweiten Studioalbum "Brainwashed" aufnehmen konnte, musste Shouter Loz Taylor erstmal seine geschundenen Stimmbänder flicken lassen. Wenn man die angeknockte Kehlkopfrassel so hört, wundert es nicht, dass ein weiterer Eingriff anstand. Scheint den Schreihals aber herzlich wenig zu jucken. Unverwechselbar wandelt sein brüchiges Organ zwischen ungezügelter Raserei und grunzendem Reibeisen-Gesang, auf Schmuse-Kurs legen die Briten keinen Wert. Stattdessen formieren sie sich für melancholischere Momente zum Metal-Chor, um die Hooks ihres Fronters zu füllen.

Gehirnwäsche Marsch: im Höllentempo winden sich intonierte Shouts und melodische Pickings durch dicke Gitarrenwände. "New World Torture" hält sich einen Tick zu lange mit ein und denselben Stilmitteln auf. Im Vergleich rüttelt das biestige "Brainwashed" durch, bis die Double-Bass den letzten Akkord durch die Ohrmuschel prügelt.

"So when the Saints go marchin in, the won't be singing for your sins, they just hope you've learned the hell something: living and breathing." liebäugeln Folk-Gesänge im Intro zu "Four Walls" mit einer kurzen Verschnaufpause. Letztlich bündeln While She Sleeps aber nur die Energie für den nächsten Vernichtungsschlag. Gespickt mit moshbaren Einwürfen mutiert die Single zum Aushängeschild des Albums. Zwischen schunkelnden Hooklines wird eins unmissverständlich klar: die Jungs an den Klampfen haben die Skills gefressen. Was da an Melodie aus den Saiten gekitzelt wird, lässt das Herz hüpfen. Jeder Umweg wird als Herausforderung angenommen und verspielt, ja zuweilen sogar äußerst elegant gemeistert.

Gerade das Faible für versierte Soli, für verschachtelte Harmonien oder unverbrauchte Riff-Bretter lässt die Insulaner kantiger klingen, als die Mehrzahl der buckligen Genre-Verwandschaft. Natürlich rufen auch sie zum Circle-Pit auf ("Torment"), lassen Clean-Hymnen hinter rasselndem Grölen hervorlugen ("Our Legacy"), streuen das obligatorische Piano-Interlude ein ("Kangaezu Ni") und dennoch vermeiden sie es, sich an platt getretenen Metal-Core Schablonen entlang zu hangeln.

Das verkörpert "Trophies Of Violence" par excellence. Der Track sticht heraus, weil er fast schon progressiv Intensität aufbaut. Immer wieder lehnt sich der Sound zurück, um dann wieder wild um sich zu schlagen. Pausen sitzen an der richtigen Stelle, die Snare trommelt sich zum richtigen Zeitpunkt in Stimmung und Taylor rastet genau dann aus, wenn die Zeichen auf Vollgas stehen. "No Sides, No Enemies" ist ein Melodie-Monster, das As I Lay Dying in lichten Momenten nicht besser hätten einfangen können. Gänsehaut Breakdown inklusive.

Vielleicht nicht auf den ersten Shout, aber spätestens im dritten Anlauf packt die Scheibe zu und lässt so schnell nicht wieder los. Sofern Taylors Stimmbänder standhalten, bewegen sich While She Sleeps nach ihrem Debüt "This Is The Six" schnurstracks an die dünn besetzte Spitze des Metal-Core. Zum einen, weil sie gute Musiker in ihren Reihen haben und zum anderen, weil sie sich bedingungslos darauf verständigt haben, dass der Metal den "Core" regiert.

Trackliste

  1. 1. The Divide
  2. 2. New World Torture
  3. 3. Brainwashed
  4. 4. Our Legacy
  5. 5. Four Walls
  6. 6. Torment
  7. 7. Kangaezu Ni
  8. 8. Life In Tension
  9. 9. Trophies Of Violence
  10. 10. No Sides, No Enemies
  11. 11. Method In Madness
  12. 12. Modern Minds

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