laut.de-Kritik
Minimalistischer Weirdo-Pop mit narkotischem Abgang.
Review von Michael SchuhDer Albumtitel "Milk Famous" habe keine tiefere Bedeutung, muss sich Sänger Stephen Patterson nun unentwegt in Interviews erklären. Es seien einfach zwei Worte, die plötzlich da waren, sehr gut miteinander harmonierten und auf die sich alle einigen konnten.
Diese Entstehungsweise des Titels egibt insofern Sinn, als dass auch die Musik der White Rabbits, dieser fließende, unglaublich eng geknüpfte Klangteppich, kaum auszudefinieren ist. Schon "It's Frightening" deutete im Jahr 2009 an, dass man es hier nicht mit einer x-beliebigen Indie-Band aus Brooklyn zu tun hatte. Die im Line Up geführten zwei Drummer beeindruckten nicht mit Lautstärke, sondern mit kunstvoll aufeinander abgestimmten Tonspuren.
Wer sich an den damaligen Song "They Done Wrong / We Done Wrong" erinnert, bekommt eine ungefähre Vorstellung davon, wie sich die stets schwerelos scheinenden Melodiebögen auf "Milk Famous" immer wieder voneinander abgrenzen, kurz unentschlossen flimmern, um dann doch irgendwie wieder zusammen zu finden.
Mit Produzent Mike McCarthy, der schon wirre Meisterwerke wie Trail Of Deads "So Divided" sowie mehrere Spoon-Alben auf dem Kerbholz hat, stand da natürlich auch ein Mann an den Reglern, bei dem man mit einem Faible für Weirdo-Pop samt sonischer Experimentierfreude offene Türen einrennt.
So begrüßt uns im herausragenden Opener "Heavy Metal" gleich ein rückwärtslaufendes Piano-Loop, das mit dem federnden Basslauf und Pattersons ungewohnt hoher Stimme eine minimalistische Basis bildet. Schon hier überrascht die zaghafte Zurückhaltung, mit der sich Gitarre und zwei Schlagzeug-Kits der Songstruktur unterordnen und dem Soudbild gerade dadurch einen eigenen Stempel aufdrücken.
Es sind stellenweise begeisternde, intuitiv-verschachtelte Arrangements, die die Band aus Missouri im Zeitraum von nur drei Monaten im Studio austüftelte und deren unverhohlener Perfektionismus auch in der ein oder anderen narkotischen Ausprägung an Bands wie Radiohead und Phoenix erinnert.
"I'm Not Me" und "Temporary" sind weitere versponnene Highlights, die vergleichsweise straight und noch am ehesten die rockige Vergangenheit der Gruppe durchklingen lassen. Den psychedelischsten Elektro-Teppich rollen sie in "Hold It To The Fire" aus, während "Danny Come Inside" hintenraus einfach immer weiter läuft und sich spiralförmig mit Chören, Synth-Tupfern und punktiertem Bassläufen dreht.
Ziemlich lässiger Scheiß also, was die Jungs mit Album Nummer drei vorlegen. Wer auf Songs steht, die völlig anders aufhören, als sie beginnen, macht mit "Milk Famous" sicher nix falsch.
1 Kommentar
Seltsam aber echt interessant! Gute Scheibe, davon sollte man noch mehr hören.