laut.de-Kritik
Nichts Neues, aber grundsolide und lässig.
Review von Martin LeuteTrotz seiner mittlerweile dreißig Jahre währenden Präsenz im Musikgeschäft ist der Mastermind der einstigen Kombo Mink DeVille nach wie vor nur lose im kollektiven Gedächtnis der Musikfreunde verankert. Fans schätzen seit jeher seine Vielfältigkeit, die sich vorwiegend als Fusion aus Rhythm And Blues, Folk-, Rock, Latin- und Cajun-Anleihen präsentiert.
Dass sich der 57-Jährige mit "Pistola" nicht neu erfindet, dürfte niemanden überraschen. Vielmehr besinnt er sich auf seine Stärken und scheint mit seinen aktuellen Songs sein bisheriges musikalisches Schaffen zu rekapitulieren, mit der Gelassenheit und Coolness eines Mannes, der der Welt nichts mehr beweisen muss. Da geht es auch völlig in Ordnung, wenn man immer wieder Einflüsse einiger Helden der Musikgeschichte auszumachen glaubt.
Das eingängige "So So Real" eröffnet das Album mit an die Rolling Stones erinnernden Honky Tonk-Blues-Arrangement, wobei Willy sich gesanglich an die Klangfarbe der Stimme eines Bob Dylan anlehnt.
Entspannte Reggae- und Funkrhythmen strukturieren "Been There Done That", einen Heroin-Erfahrungsbericht, garniert mit wirkungsvollen Bläsern, während das sehnsüchtig-pathetische "When I Get Home" mit Gitarre und Streichern reduziert instrumentiert ist und folkige Züge trägt. Die Ballade "Louise", die im Original vom Singer/Songwriters Paul Siebel stammt, nimmt diese Stimmung auf und offenbart Willy DeVille mit akustischer Gitarre, Piano und Pedal Steel als geschmeidigen Country-Barden.
Im wunderbaren "The Band Played On" thematisiert er zur trauernden aber hoffnungsfrohen New Orleans-Brassband und großartigem Backgroundchor die Flut von New Orleans. In "You've Got The World In Your Hands" und "I'm Gonna Do Something The Devil Never Did" zelebriert er den erdigen Blues, während er sich mit "I Remember The First Time" zur spanischen Gitarre und Streicherarrangements nah am Kitsch bewegt.
Dem tiefen Sprechgesang im süßlichen "Stars That Speak" wohnt die Erotik des Gesangs eines Barry White inne, bevor er das Werk mit dem "The Mountains Of Manhattan" im Stile eines Tom Waits mit Percussions und Flöte mystisch und unkonventionell ausklingen lässt.
Mit "Pistola" hat der zotige Willy DeVille ein Werk veröffentlicht, das mit grundsolidem und entspanntem Songmaterial, erstaunlich facettenreichen Gesang und einer behutsamen Produktion überzeugt.
In welches Genre er auch eintaucht, ihm gelingt immer eine überzeugende Aneignung und eine sympathisch unaufdringliche Darbietung. Fans werden die charmante Lässigkeit auf "Pistola" zu schätzen wissen, andere werden wohl die fehlende Originalität bemängeln.
Noch keine Kommentare