laut.de-Kritik

Nie langweilig, selten aufregend.

Review von

Es geht um Frust, um Wut. Um Dinge, die man Leuten am liebsten ins Gesicht sagen oder in die Welt hinausschreien würde, was man dann doch nicht macht. Ein gepflegtes "I dont like to think you're having fun, I hope you suffer" an den Exfreund zum Beispiel. Auf dem Debütalbum "My Apologies To The Chef" hört man den Aufschrei der drei Jahre jungen Band jetzt auch über die Grenzen von Nashville, Tennessee heraus. Über vierzehn Tracks lang gibt es energiegeladenen Scott Pilgrim-Highschool Punkrock mit Popnote.

Die Tracks sind allesamt kurzweilig, haben immer schnelles Pacing, keiner der Songs überschreitet die Drei-Minuten-Marke. Dabei sind sie immer mindestens solide, nie langweilig, aber selten richtig aufregend.

Das größte Highlight gibt es im ersten Drittel der Laufzeit mit "Hamms In A Glass". Hier stimmt einfach alles. Die punktypischen harten Wechsel der Dynamik in Stimme und Instrumental, die poppige Eingängigkeit gepaart mit Punkrock-Härte. Die aufmüpfige Brat-Attitüde von Sängerin Chloe Kinnon macht Spaß, Strophe und Refrain synergieren perfekt miteinander. Hier geht die Pop-Punkformel voll auf und macht Lust auf mehr.

Irgendwie bekommt man auch mehr davon, klangliche Ausreißer gibt es auf dem Album nicht. Nur prägen die sich meistens nicht auf dieselbe Weise ein. Dabei geht es mit "TALK" und "Swimmer's Ear" auch gut weiter. Kinnon beherrscht den Switch zwischen melodischen Gesangspassagen und wohldosierten Attitude-Ausbrüchen. Dazu lip-synced sie in absolut jedem Musikvideo mit aggressivem Staredown aus nächster Nähe in die Kamera. Nachdem "Wlbrn St Tvrn" mit einem noisy Intro und einer spannenden Pre-Hook noch einmal richtig aufdreht, kippt das Album hinten raus um ein Quäntchen Energie und ein paar BPM nach unten ab. Hier finden sich eher unspannende Tracks wie "Swear To God That I'm (FINE)" wieder. Es endet mit dem Lowlight "DON'T WALLOW".

"Ich glaube, es wird uns beigebracht, unsere Wut zu unterdrücken (...) Warum finden wir es okay, wenn Leute traurig oder ängstlich sind, aber nicht damit, dass Leute ein Ventil für ihre Wut haben?" fragt Frontfrau Kinnon in einem Interview. Dieses Ventil hat sie nun gefunden. Außer Kinnons Ex-Freund wird sich davon zwar niemand auf die Füße getreten fühlen, trotzdem wirkt die Musik ehrlich, nie aufgesetzt. Sie klingt, als wäre es ihr wirklich eine Herzensangelegenheit, all das in die Welt zu schreien.

Besonders neuartig oder grenzüberschreitend ist das Album in keinem Moment, dafür in manchen Momenten einfach gut, Totalausfälle gibt es nicht. Winona Fighter's Zielgruppe ist eher die jüngere, breite Masse, Teenies, die den Ex doof finden, keine Punk-Outcasts. Nach all dem Gerede über Wut klingt das Album selbst fast zahm. Aber es muss ja auch nicht alles irgendwelche Grenzen ausloten. Für die Zukunft lohnt es sich mit Sicherheit, die junge Band im Auge zu behalten.

Trackliste

  1. 1. JUMPERCABLE
  2. 2. You Look Like A Drunk Phoebe Bridgers
  3. 3. Subaru
  4. 4. HAMMS IN A GLASS
  5. 5. Talk
  6. 6. Swimmer's Ear
  7. 7. R U FAMOUS
  8. 8. I Think You Should Leave
  9. 9. I'M IN THE MARKET TO PLEASE NO ONE
  10. 10. ATTENTION
  11. 11. Wlbrn St Tvrn
  12. 12. Swear To God That I'm (FINE)
  13. 13. Johnny's Dead
  14. 14. DON'T WALLOW

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