laut.de-Kritik
Rauer Indie-Dancefloor mit einer besonderen Stimme.
Review von Martin LeuteDie deutsch-kanadische Formation Wrongkong hat mit dem Gewinn des diesjährigen Beck's On Stage-Newcomer-Wettbewerbs nicht nur hierzulande zum Sprung angesetzt. Mit der Veröffentlichung ihres gleichnamigen Debüts in den USA auf dem Label Minty Fresh machen sie längst auch international Ansprüche geltend.
Hinter Wrongkong verbergen sich die Nürnberger Martin Kaiser und Tommy Yahmaha, die sich als The Strike Boys mit Clubsounds und Elektopop bereits etabliert haben. Neben weiteren Mitstreitern steht die kanadische Songschreiberin und Sängerin Cyrena Dunbar im Zentrum des musikalischen Schaffens dieser Band.
Elektronischer Clubsound fusioniert hier mit klassischem Rockinstrumentarium aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und der ungemein wandlungsfähigen Gesangsstimme Dunbars. Das klingt manchmal, als hätten sich Garbage, Roisin Murphy (Moloko) zum genüsslichen musikalischen Stelldichein verabredet.
Der Opener "In This Moment" erweist sich als wirkungsvoller Anheizer, dezente Elektronik untermalt das kernige Schlagzeug und die Basslinie, auf die sich zurückhaltend die gedoppelte Stimme Dunbars legt, um sich schließlich zur Rock-Nummer auszudehnen.
Offenbart sich "Ooh Good" mit eingängigem Gitarrenriff und großer Melodie als trefflicher Indierock, präsentiert sich "Real Boy" mit synthetischen Einlagen und Bass als Clubnummer à la Miss Kittin und "Quality Retriever" als eingängiger, düsterer Elektro-Stomp.
Fröhliche Keyboardklänge begleiten den schnellen Sprechgesang in "Sweat", ehe die verzerrte E-Gitarre und spannungsreiche Elektroeinlagen dem Track die Niedlichkeiten austreiben. "The Science Of Your Pleasant Dreams" erinnert mit dunklen Gitarrenakkorden und vernebeltem Gesang entfernt an Portishead, der verhaltene Melodiebogen und die pluckernde Elektronik in "Hiding" an frühe Lamb-Stücke.
Auf wenn diverse Einflüsse dieser Band immer wieder durchscheinen, darauf reduzieren lassen sich Wrongkong nicht. Stilistisch agieren sie zu individuell mit aufwändigen und raffinierten Arrangements, die für spannungsreiche Brüche sorgen, ohne aber den Fluss und die Zugänglichkeit der Songs zu stören.
Gerade mit Cyrena Dunbar, die unterschiedlichste Stimmungen in großartigen Gesang umzusetzen vermag, haben Wrongkong für ihren rauen Indie-Dancefloor einen echten Glücksgriff getan.
1 Kommentar
Für mich geht aus der Review nicht ganz hervor, wieso es 3 von 5 Punkten erhalten hat. Konkret formulierte Kritik ist nicht vorhanden. Oder ist es als bewusstes Understatement zu verstehen, um das Debüt nicht zu stark zu hypen und für etwaige Nachfolgealben Luft nach oben zu lassen?