laut.de-Kritik
Funk, Jazz, Rock und R&B mit Stolpersteinen.
Review von Toni HennigXenia Rubinos, 31-jähriges Multitalent mit karibischen Wurzeln, verbindet auf ihrem zweiten Album "Black Terry Cat" unterschiedliche Einflüsse aus R&B, Funk, Rock und Jazz. Man denkt bei ihrer Musik nicht nur an den kämpferischen Geist Beyoncés, sondern auch an das freie Selbstverständnis einer Neneh Cherry und die emotionale Kraft von Alicia Keys. Viele Referenzen, die aber gar nicht so hoch gegriffen erscheinen, angesichts dieser versierten, vielseitigen Musikerin.
Nach kurzem, groovigem Intro umschmeichelt "Don't Wanna Be" mit sanftem, fendermäßigem Keyboardspiel und leichten Saxophoneinschüben die Ohren. Die raue, zugleich warme, eindringliche Stimme Rubinos' trifft einen nah und unmittelbar.
"Mexican Chef" mit Sprechgesang und saftiger Rockgitarre beschreibt einen Streifzug durch die abendlichen Straßen New Yorks und bezieht Stellung zu den unfairen Arbeitsbedingungen der lateinamerikanischen Bevölkerung. Die Drums sorgen für Wucht, der Sound präsentiert sich zugleich analog und dynamisch.
Wieder sitzt Rubinos' langjähriger musikalischer Partner Marco Buccelli an den Drums. Für "Black Terry Cat" arbeiteten beide sowie Toningenieur Jeremy Loucas fast ein halbes Jahr lang fünfzehn bis sechzehn Stunden täglich im Studio. Der Ehrgeiz macht sich bezahlt.
"Black Stars" kommt hüpfend und stolpernd über die Ziellinie, setzt sich aber im Kopf fest. Die emotionsgeladene Stimme hält den Großteil der schrägen, oft jazzig anmutenden Arrangements zusammen.
In "Just Like I" hat Xenia Rubinos vielleicht etwas zu viel Jack White im Kopf, so gerät der Song etwas zu protzig und wütend. "Right?" kriegt mit grooviger Orgel aber langsam wieder die Kurve, mit holpriger Darbietung und vielen Fallen.
Nach postrockiger Überleitung "5" mit einem Schlagzeug, das auch einmal jazzig neben den Takt spielt, folgt "Lonely Lover" mit funkiger Orgel, präzisen Drums und einem wunderbaren, eingängigen Refrain, der auf D'Angelos "Voodoo" nicht fehl am Platze gewirkt hätte. Das groovige Bassspiel, das Xenia sich selbst für die Platte beigebracht hat, sticht hier noch einmal besonders heraus.
"Laugh Clown" kreist nicht ohne Ironie um die Idee der "black consciousness". Der Weg zu einem selbstbewussten Individuum bleibt steinig, solange die Umgebung ihre ethnischen Vorurteile nicht abzustreifen vermag. Die Musik dazu gerät treibend und urban.
Das folgende "I Won't Say" geht sogar weiter und zitiert die afroamerikanische Jazzmusikerin Abbey Lincoln, die in ihrem Essay "Who Will Revere The Black Woman?" das Farbige abwertende weiße Schönheitsideal anzweifelt. Der Song gestaltet sich dabei als cooler Funk-Track mit nächtlicher Straßenatmosphäre. Der Vergleich mit Neneh Cherry hinkt nicht. Die Klangfarbe der rauen Stimme erinnert oftmals an die schwedische Patchworkikone mit Wurzeln auf Sri-Lanka.
Schräg und manchmal neben den Ton bewegt sich das Album weiter, bietet aber verdammt viel Abwechslung. "See Them" macht mit Scat-Einlagen sehr viel Laune und tönt ziemlich kaputt aus den Boxen, was aber den Großteil des Charmes dieses ganz hervorragenden Werkes ausmacht.
"Black Terry Cat" verbindet unterschiedliche, kreative Versatzstücke nicht unbedingt neu. Die Stolpersteine und Abwegigkeiten machen diese Platte trotzdem außerordentlich spannend, eigenständig und vielseitig. Xenia Rubinos weiß bei ihrem Arbeitsethos, Übertalent und Selbstbewusstsein schließlich, was sie tut. Der warme, analoge, unmittelbare Sound sticht aus der Masse an Kopisten, die wenig zu sagen haben, doch um Lichtjahre heraus.
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