laut.de-Kritik
Alabama-Realness von ganzem Herzen.
Review von Yannik GölzMan könnte meinen, der Weggang von Shady Records sei ein schlechtes Omen für Yelawolfs Karriere. Sein fünftes und letztes Album für Eminems Talentschmiede markiert eine Zäsur in seiner Laufbahn, die seine Ambitionen, sich in Richtung Mainstream zu bewegen, endgültig begraben dürfte.
Tatsächlich muss man sich aber keine Sorgen um Yelawolf machen. Wenn auch seine eigentümliche Kombination aus Rap und Country nie den Massengeschmack getroffen hat, wie es ironischerweise jetzt gerade Lil Nas X oder (gelegentlich) Post Malone tun, hat sich der Chef von Slumerican eine eiserne Nische eingerichtet. Eine, die den Abenteuern von Catfish Billy von Untergrundrap ("Trunk Muzik" und "Trunk Muzik 2") über Country-Rap ("Love Story") bis fast ausschließlichem Country ("Trial By Fire") gefolgt und nun wohl mit ihm den kompletten Kreis abgelaufen ist: "Trunk Muzik 3" kehrt zu schlammfüßigem Südstaaten-Hip Hop zurück.
Die größte musikalische Inspiration holt sich Yelawolf dieses Mal offenkundig bei der Three 6 Mafia, deren ikonische 808-Beats mit einer latenten Trap-Modernisierung und einem nur noch angedeuteten Country-Twang in der Instrumentierung für temporeiche und ruppige Parts herhalten. Eine Connection, die auf "Box Chevy 6" sogar explizit zutage tritt, wenn Mafia-Member DJ Paul einen Part zum Besten gibt und der legendäre Pimp C in eine hypnotische Hook gesamplet wird.
Ansonsten funktioniert "Trunk Muzik 3" minimalistisch: harter Bassbeat, ein etwas ertränktes Sample (meistens E-Gitarren oder Synthesizer) für den Nachgeschmack und ein Yelawolf, der mit druckvollen Flows und Battleraps im Zentrum steht. Das gelingt fast nirgends besser als auf der Leadsingle "Catfish Billy 2", die mit etwas theatralischeren Streichern und einer absurden, aber markanten Hook lange im Gedächtnis bleibt.
Aber auch die Featurenummern in der zweiten Hälfte gehen wunderbar auf: "No Such Thing As Free" mit Doobie und Caskey versprüht Alabama-Realness, und ganz besonders "We Slum" liefert mit dem inzwischen verstorbenen Shawty Fatt einen der kompromisslosesten Banger der Platte. Mit "Over Again" und "Over Here" endet "Trunk Muzik 3" auf einer ruhigeren Note, die aber dank ausgefallener Sample-Flips dennoch musikalisch interessant bleibt und das Soundgerüst zumindest etwas auflockert.
Abwechslung, die schon der Mittelteil mit Balladen wie "Drugs" und "Like I Love You" zwar anstrebt, die dort aber etwas verloren zwischen den 808-Lawinen strandet. Nicht nur, weil das Songwriting und der latente Kitsch hier bei weitem nicht an Yelas auf "Love Story" bewiesene Musikalität heranreichen, sondern schlicht auch, weil sie nach dem explosiven "Special Kind Of Bad" unnötig verlangsamen.
Das steht stellvertretend für den Makel, dass bei mehrfachem Hören etwas am Pacing von "Trunk Muzik 3" nicht ganz aufzugehen scheint. Die Ästhetik bleibt zwar dicht und prägnant und die Einzelsongs halten ein hohes Niveau, dennoch lassen die 14 Titel sich nicht besonders kurzweilig hören. Es mag an der Anordnung liegen oder an der generellen Schwerfälligkeit der Parts, die der rohen Machart des Projekts geschuldet sein könnte, dass hier und da Längen entstehen.
Aber vielleicht ist das auch nur die Bürde der Nische. Es handelt sich eben nicht zuletzt um ein Yelawolf-Album, das auch ohne prävalente Country-Elemente von ganzem Herzen die Musikszene der Südstaaten repräsentieren will. Für ihn bedeutet das: Three 6-Subbass, Strange Music-Wortsport, vereinzelte Gitarren-Samples mit Country-Twang und rurale Kaltschnäuzigkeit. Eine Kombination, an die man sich gewöhnen muss, die Yelawolf aber zweifelsohne effektiv und spannend spielt.
4 Kommentare
Das Album/Tape davor war groß. Das hier konnte mich bisher nicht packen.
Yelawolf absolut dope !
Cooles Teil!
Es wird wieder Schnaps illegal im Wald gebrannt und mal nebenbei gerappt bis es knallt. Solide Fortsetzung der Trunk Reihe.