laut.de-Kritik
Da rappelts im Karton.
Review von Alexander CordasJetzt rappelts aber ordentlich im Karton. Erst erschien mit "Touch Yello" ein weiteres Kleinod der Yello-Diskografie, dann ging ein virtuelles Konzert über die Bühne und nun präsentiert das exzentrische Duo mit dieser Box eine etwas andere Best Of-Compilation.
Anstatt einfach alle wichtigen Tracks in chronologischer Abfolge auf Silberling zu klatschen, haben Yello ihr altes Material soundtechnisch neu bearbeitet und in einer stringenten Reihenfolge auf zwei CDs verteilt. Welchen Sinn das ergibt, merkt man erst, wenn man sich dem Sound hingibt. Obwohl teils Jahrzehnte zwischen der Entstehung der verschiedenen Titel liegen, ergeben sie doch gemeinsam ein homogenes Ganzes.
Meier und Blank nehmen den Hörer an der Hand und geleiten ihn durch ein Yello-Universum aus Klang und Atmosphäre. Letztere entsteht vor allem durch die überarbeitete Produktion, die – ohne zu nivellieren - den Klang aller Songs auf ein ähnliches Level hebt. Ohne irgendwelche Brüche oder Durchhänger werden beide Anthology-CDs zu einem wahren Ohrenschmaus.
Ob es bei der Zusammenstellung dieser "Bostich" in der neuen Version von "Touch Yello" bedurfte, sei einmal dahin gestellt. Eine weitere Kuriosität ist das doppelte Auftauchen von "Desire". Da hat wer mit den Mastertapes geschludert, so dass die erste Auflage dieser Box mit einem Fertigungsfehler daher kommt. Sammler dürfen sich also auf die Fehlpressung stürzen.
Des weiteren findet sich in der hübschen Box noch eine DVD mit vielen (aber nicht allen) Videos der Schweizer. Dass das Duo mit einem kreativen Sockenschuss gesegnet ist, kann man hier in allen Einzelheiten nachvollziehen. Dies bestätigt auch das schön gestaltete Booklet, in dem Meier und Blank die Geheimnisse ihrer Produktions-Skills offenbaren. Die dazugehörigen, vollkommen albernen Bilder und Anmerkungen muss man sich unbedingt zu Gemüte führen. Köstlich.
Eine komplette Werkschau ist "Yello By Yello" bei weitem nicht. Da ist noch Platz für Luft nach oben. Dennoch profitiert auch derjenige, der bereits alle Alben im Schrank stehen hat, von einem stimmungsvollen Mehrwert, der seine Dynamik hauptsächlich aus der druckvollen Neubearbeitung des Sounds zieht. Wer auf reduziertere Klänge und die raueren Originale steht, sollte erst einmal reinhören. Der gesteigerte Wumms von 2010 muss nicht jedermanns Geschmack treffen.
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