laut.de-Kritik
Mädchenherzen schlagen schneller.
Review von Deborah KatonaEine Horde junger Rebellen? Auch wenn sich Young Rebel Set so nenen, Revolution sieht irgendwie anders aus. Die Gruppe aus dem englischen Städtchen Stockton-on-Tees wird bereits mit Größen wie den Pogues, Bruce Springsteen, Mumford & Sons oder sogar Bob Dylan ("Fall Hard") verglichen. Sie haben toughe Rockstück und schwermütige Balladen ("Billy Died") im Gepäck, üben sich häufig in folkigen Nummern wie "Rosie" und liefern die Definition von Gute-Laune-Pop mit dem Vorzeigesong "If I Was" ab.
Schnell wird aber klar: Gab es schon, ist nicht neu. Musikalische Revolution: Fehlanzeige. Macht aber nichts. "Curse Our Love" verpackt altbekannte Themen in altbekannte Hüllen und ist trotzdem alles andere als altbacken.
Mit der Singleauskopplung bewegen sich Young Rebel Set, die hierzulande bei Thees Uhlmanns Grand Hotel Van Cleef unter Vertrag stehen, dann sprichwörtlich in die Höhle des Löwen: "Lion's Mouth" erzählt die Geschichte eines jungen Soldaten. Nach Kriegsende ertappt er seine große Liebe in flagranti mit einem anderen und wählt den Freitod. Dass Young Rebel Set dabei nicht hoffnungslos oder gar mitleidig, sondern im Gegenteil stark und dynamisch klingen – es macht wohl den Reiz des Songs aus.
Liebe, Verzweiflung und das Schicksal bestimmen das Album des Septetts – nicht umsonst wählte man "Curse Our Love" als Titel. In "Measure Of A Man", einer treibenden Up-Tempo-Nummer mit interessanten Geschwindigkeits- und Stimmungswechseln, heißt es beispielsweise: "Here's my heart and here's my soul. Take them both, they're yours".
Noch etwas mehr Lagerfeuer-Romantik bietet "Bagatelle", das man getrost als schön angeschnultzen Schmachtfetzen beschreiben kann: "It's so hard to see her cry, because I love her so dearly". Hier rettet vor allem die Stimme von Sänger Matt Chipchase vor der Kitschüberflutung.
Sein Organ erinnert teilweise an Paul Smith (Maximo Park), besitzt aber zusätzlich die Rauheit eines amerikanischen Rockers der 70er Jahre – mit charmant englischen Akzent. Mitunter werden Erinnerungen an Charlie Fink und Noah And The Whale wach. "Precious Days" ist so ein Song, der sich – wegen des hervorragenden Arrangements – sofort im Ohr festsetzt.
Der Vorzeigesong des Young Rebel Sets bleibt aber "If I Was". Vom NME als "lebensbejahender Hemdsärmelrock" bezeichnet, bietet der Track alle Zutaten eines Gute-Laune-Songs, zu dessen Takt und Text die Mädchenherzen schneller schlagen: "I'd bet everything I had for the chance to be with you" oder "And if I was a rich man I'd buy you flowers every day but I am a poor man so I'll pick them on the way". Da sieht man dann gern mal über farblose Songs wie "Won't Get Up Again" hinweg.
2 Kommentare
die meisten der songs kannte ich zwar schon von der s/t, trotzdem ein lohnenswerter kauf! so etwas wie walk on ist heute einfach noch genauso toll wie vor einem jahr
Ich finde es sehr sehr schade, dass die hier nur so 'schlecht' wegkommt. Ist auf keinen Fall als purer Guter-Laune-Pop zu bezeichnen, sondern hat eine recht große Vielfalt in den Songs. Die Lieder sind sehr eingängig und glücklicherweise nicht alle textlich und klanglich durchproduziert, um in den Mainstream zu passen. Live ein echtes Erlebnis, da klingt die sehr raue Stimme des Sängers wirklich unfassbar gut.
Kann man auch nach einem Jahr immernoch ganz gut hören, von daher von mir eher eine 4/5 bis 5/5.