laut.de-Kritik
80er Indie-Disco zwischen Schwermut und gepflegter Langeweile.
Review von Michael SchuhMit einer Freude fängt es an. Mein Rechner hält sich nämlich nicht immer an bescheuerte Vorgaben, so auch nicht an den neuerdings immer häufiger anzutreffenden Cover-Hinweis "Auf PC/Mac nicht abspielbar". Musikalisch lässt es sich ebenfalls gut an mit den schwedischen Rock-Newcomern. "I have to deal with the past" brüllt mir Sänger De La Cour gleich beim Opener ins Ohr und liefert damit eine ziemlich genaue Standortbestimmung seiner Combo mit.
Tatsache ist nämlich, dass die sechs Jungs mit New Wave auch 2002 noch viel anfangen können und dies mit Hilfe eines Hip Hop-Produzenten (u.a. Thomas Rusiak) halbwegs galant in die Gegenwart hinüber retten wollen. Besagte Nummer "Out Of The Gash" geht dank aggressiver, EMF-ähnlicher Vocals und schöner Melodie auch voll in Ordnung.
Mit "Bad Dream" folgt der Ohrengrabscher des Albums auf dem Fuß: ein elektronisch untersetzter Stampf-Bass, Kopfnicker-Beats und sägende Gitarren im Refrain. Ein nettes Stück Indie-Disco für die Indie-Disco. Doch, Problem: Wo gibts sowas heute noch? Eben. Ab Track Vier lassen Yvonne die gepflegte Langeweile aus dem Rucksack. Refrains kommen und gehen, es wird geschrammelt und die Synthies glühen. Ihr kennt das. Man weiß sofort: Großes kommt da nicht mehr.
In "Lost In The City Nights" vollzieht die träge 80er Schwermut dank Synthie-Turbo einen schönen Kitschbogen und auch das Instrumental "Bass And Space" ist wahrlich spacig. Trotzdem zu wenig. Die Platte am Stück will nicht greifen. Neulich im Vorprogramm der Noise Conspiracy bewiesen die Jungs außer gehörigem Mut zur Pose, dass ihre Songs mit der richtigen Portion Druckluft dem Entertainment näher kommen. Auf die Zukunft.
Noch keine Kommentare