laut.de-Kritik
Billy Corgan zwischen Genialität und Belanglosigkeit.
Review von Stefan FriedrichEs dauerte nicht allzu lange, bis Billy Corgan nach dem Ende der Smashing Pumpkins wieder eine neue Band auf die Beine gestellt hatte - SEINE neue Band. Denn auch bei den True Poets Of Zwan - kurz Zwan - gibt der alte Chefkürbis deutlich den Ton an. Corgans Songwriting, seine Stimme und sein Gitarrenspiel dominieren das Debutalbum. Und auch am Schlagzeug sitzt ein alter Bekannter: Ex-Pumpkin Jimmy Chamberlin haut wie früher in die Felle.
Alles beim Alten könnte man also denken, doch damit liegt man nicht ganz richtig. "Mary Star Of The Sea" weist zwar Parallelen zu den Pumpkins auf, allerdings auch deutliche Unterschiede. Poppiger als früher sind viele Songs jetzt. Die Kälte und Tristesse, die vielen Songs anhaftete, sie ist stellenweise einer gewissen Fröhlichkeit gewichen. Corgan hat Spaß mit seiner neuen Band und muss nicht mehr gegen die ganze Welt kämpfen - das merkt man dem Album an. Außerdem wirken viele Songs nicht mehr so besessen perfektioniert, sondern eine Spur entspannter und gelassener, der äußere Druck von früher scheint verschwunden.
Natürlich muss sich Corgan an seinen alten Werken messen lassen, was ihm sicherlich gegen den Strich geht. Und im Gegensatz zu Meilensteinen wie "Mellon Collie" oder "Adore" fällt das Zwan-Debut ab. Der unglaublich zwingende Druck, den die Pumpkins immer ausübten, fehlt. Allein für sich gesehen ist die Platte jedoch zum großen Teil gelungen. "Lyric", "Settle Down", "Declarations Of Faith" sind Songs, die in Ordnung gehen und die stellenweise enorm an die Pumpkins erinnern. "Honestly" ist von allen Liedern vielleicht am eingängigsten und schmeichelt sich dermaßen ins Ohr, dass es eine wahre Freude ist. "El Sol" im Anschluss daran wirkt wieder ein wenig uninspiriert, dieses Gefühl wird man auch bei einigen weiteren Stücken nicht los.
Jedoch muss man dem Album zu Gute halten, dass es nach mehrfachem Hören noch wächst. So entpuppen sich Songs, die anfänglich schwächer wirken, im Laufe der Zeit doch noch als überraschend durchdacht. "Ride A Black Swan" bleibt beispielsweise nach einigen Durchläufen nicht mehr das hässliche Entlein, als welches es zu Beginn erschien, und das minimalistische, mit Akustikgitarre versehene "Of A Broken Heart" verwandelt sich noch in eine bestechend schöne Ballade. Ausfälle wie "Heartsong" oder "Come With Me" suchte man früher allerdings vergebens.
Ganz groß hingegen ist "Endless Summer". Pumpkins pur, wenn auch geringfügige Unterschiede immer spürbar sind. "Yeah!" und "Desire" können punkten, bevor das zweiteilige "Jesus, I / Mary Star Of The Sea" erklingt. Das Stück ähnelt sehr diesen endlosen, verspielten Pumpkins-Feedback-Nummern wie "Silverfuck" oder "Starla", doch auch hier fehlt einfach der Druck, die Stärke, das Absolute.
Was jedenfalls überhaupt nicht geht, ist das Artwork der Platte. Wie schrieb ein Kollege von Pitchforkmedia so schön: "Is that Billy's first Photoshop?!" Dem ist nichts hinzuzufügen ...
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