laut.de-Kritik
Die Spanier sind fast so gut wie Coldplay und U2.
Review von Yan VogelEin ungeschriebenes Gesetz lautet, dass Erfolg und Attraktivität in einem proportionalen Verhältnis zueinander stehen. Ein Tatbestand, der für die Spanier Amaral karrierefördernd gewesen sein dürfte. Lässt man die Optik von Fronterin Eva Amaral beiseite und nur die Musik wirken, offenbart sich der tieferliegende Reiz der spanischen Superstars. Der klassische Gitarrenrock aufgehübscht mit Folk, Pop und Psychedelic erreicht viele - und bietet genügend Raum für Evas fantastische Stimme.
Und ja, für diese Annahme gibt es auf dem ersten internationalen Release genügend Anhörungsunterricht. Gerade der Titelsong steht Größen im Business wie Coldplay oder U2 in Nichts nach und beweist daneben die metrische und lyrische Vielfalt den die spanische Sprache bietet.
Gitarrist Juan Aguirre beherrscht den perfekten Mix aus Egozentrik und Teamplay. Die eigenen Spots nutzt er, agiert aber gleichzeitig sehr songdienlich. "Chatarra" ist ein gutes Beispiel für sein hemdsärmeliges Spiel bei gleichzeitigen Soloschlenkern. Die New Wave-Schlagseite "Lo Que Nos Mantiene Unidos" lässt ebenfalls aufhorchen. Hier bewegt sich das Duo eng an den großen Hits der Eurythmics.
Leider bleiben besagte drei Stücke die Ausnahme. Viel zu oft greift man auf typische Muster wie das Spiel mit der Dynamik oder den Wechsel zwischen treibenden Rockparts und verträumten Balladenteilen zurück. Das Spiel mit Latin- und Psychedelic-Elementen beschränkt sich auf Zitate bekannter Klischees.
Musikalisch ziehen Amaral auf "Nocturnal" sicher nicht alle Register ihres Könnens. Viel zu oft verharren sie in seichten Mainstream-Gewässern. Ihre Musik schwappt zu selten über die Ufer, was bei dieser tollen Stimme zu wünschen gewesen wäre. Das schmälert zwar den Reiz, dürfte dem Airplay aber förderlich sein.
CD Nummer zwei rangiert unter dem Banner "Nocturnal Solar Sessions" und bietet Akustikversionen der regulären Albumtracks. Und diese sind den elektrifizierten Songs oft vorzuziehen, da die Stücke mit Percussion, Piano, Akustikgitarre und dezenten Klassikparts besser zur Geltung kommen - und Evas charismatische Stimme noch mehr Raum hat.
1 Kommentar
'Die Spanier sind so gut wie Coldplay und U2. Fast.' - Klingt auf jeden Fall nicht sehr einladend