laut.de-Kritik
Die Kunst, einen epischen Refrain richtig auszuschlachten.
Review von Kai ButterweckAurora scheint genau zu wissen, wie man sich als Pop-Newcomer gekonnt in Szene setzt. Statt monatelang durch kleine Clubs zu tingeln, um den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern, erlaubt sie lieber einem großen Telefonkonzern die Nutzung ihrer ersten Single "Running With The Wolves". Und so beschallte ihr sehnsüchtiges Organ über Nacht tausende deutsche Wohnzimmer. Kein schlechter Start für eine norwegische Neueinsteigerin, der man hierzulande sonst wohl nur über Umwege begegnet wäre.
Aurora will aber keine Zeit verlieren. Sie will hoch hinaus. Und das möglichst schnell. Und da es mit der ersten Konzern-Kollaboration so gut geklappt hat, sitzt im Winter 2015 gleich die nächste große Firma im Boot. Diesmal geht es um eine Warenhaus-Kette und um eine Coverversion des Oasis-Songs "Half The World Away". Ziel erreicht: Die Welt blickt nach Norwegen. Namen wie Björk und Lykke Li zirkulieren, um das Phänomen Aurora zu beschreiben.
Doch zurecht? "Running With The Wolves" ist sicher kein schlechter Song. Vielleicht sogar ein ziemlich guter – aber eben auch totgespielt. Ein richtiger Hit überlebt die Dauerschleife. Er bohrt sich so tief in die Gehörgänge, dass man ihn auch Jahre später noch problemlos mitsummen kann. Aurora die neue Björk? Nicht wirklich.
"All My Demons Greeting Me As A Friend" klingt kunterbunt und plüschig, hier und da tatsächlich ähnlich der Welt der Avantgarde-Queen aus Island, allerdings ohne jegliche Ecken und Kanten. Ein bisschen Lykke Li steckt sicherlich auch mit drin. Mir fällt aber zuallererst der Name Florence Welch ein, wenn ich Songs wie "Conqueror" oder eben "Running With The Wolves" höre.
Vor allem ersterer erinnert mit seinem mystischen Aufbau und den sich steigernden Powerdrums im Background an die musikalische Erfolgsformel aus dem Hause Welch. Kann man machen. Kommt in diesem Fall sogar richtig gut. Zumal Aurora auch weiß, wie man einen epischen Refrain nach allen Regeln der Kunst ausschlachtet.
Es gibt aber auch viele Momente auf dem Album, in denen sich die Sängerin selbst im Wege steht. Songs wie "Lucky", "Winter Bird", oder "Through The Eyes Of A Child" versuchen zwar ebenfalls mit der Melange aus mystisch Reduziertem und akzentuiertem Tamtam zu beeindrucken. Aber statt des Tores zum Pop-Olymp öffnet sich nur die Tür zum KiKa-Studio. Mit piepsender Stimme mimt Aurora das eingeschüchterte Klingklang-Häschen. Da helfen auch keine schönen Melodien und detailverliebt arrangierte Kammerpop-Tupfer. Unterm Strich kämpft Aurora noch mit der richtigen Balance. Geben wir ihr also noch ein bisschen Zeit.
7 Kommentare
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Ich finde das Album ganz, ganz stark. Gerade die genannten Lieder, die so schlecht sein sollen gefallen mir am besten. Und auch wenn das mit den Refrains richtig ist, finde ich, dass Aurora sehr viel eigenes hat und eben nicht so typischen Kommerz Pop macht. Ich glaube zumindest nicht, dass Lieder wie Under the Water oder Wisdom Cries (wegen dem man unbedingt die Deluxe Fassung kaufen sollte) im Radio bzw beim Mainstream Publikum funktionieren. Gerade auch der progressive Charakter, der in vielen der Stücke vorhanden ist, hebt es für mich über alles, was sonst aktuell an Popmusik erscheint (bzw. über alles, was ich dahingehend kenne. Ist jetzt nicht die Musik, die ich hauptsächlich höre, aber man wird ja überall damit beschallt).
Diesen Björk Vergleich finde ich im Übrigen ziemlich schwachsinnig.
Ein wirklich gutes Popalbum erkennt man daran, dass sich sämtliche Melodien darauf sofort ganz tief im Wohlfühlzentrum des Gehirns einnisten. Aurora schafft das bei mir mit ihrem Debüt-Album. Dabei sind es weniger die offensichtlichen Hits wie "Conqueror", die ich am meisten schätze, sondern stimmungsvollere Momente wie "Winter Bird" oder "Nature Boy", um nur zwei zu nennen. Aber auch radiotauglichere Songs wie "Warrior" gefallen richtig gut.
besser als durch die rezesion erwartet, gefällt mir besser als florence and the machine, die kann ich mir gatnicht reinziehen aber aurora macht laune, erinnert mich ein bischen an das pine album von a fine frenzy oder tookah von emiliana torrini