laut.de-Kritik

Ein Bozz unter gelangweilten Deutschrappern - und Max Mutzke.

Review von

Es sei "viel schwerer als gedacht, dieses Projekt auf die Beine zu stellen", erzählte er letzten August bei Deutschrap ideal. Als Rapper habe er den Anspruch an sich selbst, "weitestgehend alle Stile" auf "höchstem Niveau zu beherrschen und ein Meister aller Klassen zu sein". Angereichert mit etlichen Kollaborationen wollte Azad das "DJ-Khaled-Konzept" verfolgen, um aus seiner Komfortzone herauszutreten. Ob die Verzögerung mit der Divenhaftigkeit mancher Kollegen zusammenhängt, ließ er im Vagen. Fakt ist: Unglaubliche 75 Wochen nach der ersten Ankündigung ist "Komboz" nun erschienen.

Zum Einstieg bildet die basstiefe Stimme von "Deutschraps Undertaker" und der zungenverbrannte Vortrag von Haftbefehl einen gelungenen Kontrast. "King A und Baba H" würden wohl auch abseits des Leierkasten-Sounds von "15 Schuss" als Duo überzeugen. Doch schon Kalim hinkt dem Hauptdarsteller hinterher. Pajel, Jiggo oder Ataypapi empfehlen sich mit ihren Jammer-Hooks ebenso wenig wie der nölende Summer Cem, der auf seine "Blutlinie" verweist und Autogrammwünsche abwehrt. "Get The F*ck Out" hätte ihm Azad früher entgegengesetzt, wenn dieser ihn damit hätte abspeisen wollen.

Auch Azad selbst schwächelt mit stereotypen Schilderungen. Wenn er in den ersten Versen von "Grau" den "Dschungel aus Beton" besingt und sich zum "Braveheart" überhöht, klingt es, als hätte jemand die geläufigsten Phrasen des Rappers in eine KI eingespeist, um sie neu anzuordnen. Bei Liebesliedern versagt der Bozz völlig. "Bis zum Tod sind vereint - Bonnie und Clyde", greift er in "Amore De Mi Vida" auf eines der meistbenutzten Klischees überhaupt zurück. Die abgegriffenen Bilder lassen die Angebetete selbst durchschnittlich erscheinen, obwohl sich diese eigentlich einmalig fühlen sollte.

Doch "Komboz" fördert auch Höhepunkte zutage. "Nicht Alles Gold" fußt auf einem dezenten Instrumental, das den subkutanen Schmerz des Rappers transportiert. Gorex lässt dazu den "Interstellar"-Soundtrack durchschimmern, ohne ihn stumpf zu kopieren. "Rannte immer doppelt, nur um halbwegs anzukommen", referiert Awad eindringlich über durchlebte Krisen. Und PA Sports hält die Balance zwischen Ehrerbietung und Selbstreflexion: "Azads 'Leben' hat mir früher seine Welt beschrieben. 20 Jahre später erleb' ich dieselben Krisen." Nur das aufdringliche Montez-Gesülze schadet dem Song.

Das mutigste Experiment stellt "Mann Im Spiegel" dar. Erneut überzeugt Produzent Gorex, der die Faust des Nordwestens mit unüblichem Country-Einschlag zu politischen Statements animiert ("Exportieren Waffen, aber wollen keine Flüchtlinge"). Natürlich bringt Azad hier keine Fakten "ans Licht", wie er behauptet, aber bereits der Wille verdient Wertschätzung. Dazu gesellt sich der wie immer respektable Max Mutzke, der sich naturgemäß von den üblichen Deutschrap-Kollabos mit Mark Forster oder Tim Bendzko abhebt. "Mann Im Spiegel" hätte das Album-Aushängeschild sein müssen.

Es bleibt jedoch das einzige Wagnis der "Komboz". Statt seinen Blick zu weiten, bittet der Frankfurter mit Dardan, Olexesh oder Summer Cem jene Vertreter zum Duett, die zumeist narkoleptisch hinter dem Mikrofon stehen. Wie packend hätte das Resultat aussehen können, wenn er zwei Handvoll Newcomer ins Studio gebeten hätte, um ihn herauszufordern? Wie hätten sich leidenschaftliche Rapperinnen wie Satarii oder Antifuchs neben ihm geschlagen? Oder Kollegen, die ihn inhaltlich bei der Ehre packen? So bleibt Azad über weite Strecken nur der am wenigsten unter Überdruss leidende Akteur.

Trackliste

  1. 1. 15 Schuss (mit Haftbefehl und Kalim)
  2. 2. Get The F*ck Out (mit Summer Cem und Faroon)
  3. 3. All We Know (mit Ramo)
  4. 4. Buss It (mit Olexesh und Ataypapi)
  5. 5. Hwegt (mit Celo & Abdi und Olexesh)
  6. 6. Amor De Mi Vida (mit Jiggo)
  7. 7. Money (mit Dardan, Yustinez ZA)
  8. 8. Fokus (mit Mellix413)
  9. 9. Grau (mit Miami Yacine und Pajel)
  10. 10. Nicht Alles Gold (mit PA Sports und Montez)
  11. 11. Brenn (mit Takt32)
  12. 12. Mann Im Spiegel (mit Max Mutzke)
  13. 13. Nur Wenn Du Es Brauchst (mit Takt32)
  14. 14. Antarktika

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LAUT.DE-PORTRÄT Azad

Azads Hip Hop-Roots lassen sich bis ins Jahr 1988 verfolgen. Als kurdisches Flüchtlingskind findet er schwer Anschluss in den kalten deutschen Landen.

7 Kommentare mit 13 Antworten

  • Vor 9 Monaten

    ...das "DJ-Khaled-Konzept" verfolgen...

    Hat er das wirklich gesagt? Falls ja: Lost des Todes. :rayed:

    • Vor 9 Monaten

      Na ja, das DJ-Khaled-Konzept ist nunmal die Zukunft des Rap. Sei doch froh, dass das ein Rapper D-Land erkannt und umgesetzt hat. Wenn dir das nicht gefällt, solltest du Schlager hören. #onelove

    • Vor 9 Monaten

      Da brauchst kein Popcorn Paramann, so ein langweiliger und offensichtlicher Fake löst mich nicht aus. ;)

    • Vor 9 Monaten

      Ja, das hat er tatsächlich im Interview gesagt. Gruß.

    • Vor 9 Monaten

      ich denke dj khaled konzept ist geklaut von massiv blut gegen blut mit sehr viele feature und er sagt oft das wort massiv

    • Vor 9 Monaten

      Ich schwöre, dass das das Prinzip der Zukunft sein wird. Ein Homie von mir arbeitet in der Plattenbranche und hat von Geheimtreffen angesagter Rap-Musikanten gehört, die das nächste große Ding planen. Angeblich können wir vielleicht von so illustren Rappern wie Torch, Bushido und anderen gemeinsame Tracks hören.

    • Vor 9 Monaten

      Der Text von einem Track von Torch, Bushido und Kool Savas wurde geleakt. Hoffentlich droppt die Single bald.

      "[Intro: Torch]
      Yeah, es ist Flamme, die hier spricht, der Meister der Worte,
      Mit Rhymes so tief, sie graben in die Erde Forte.
      Von Heidelberg bis zum Rest der Welt,
      Rap ist die Stimme, die uns zusammenhält.

      [Verse 1: Torch]
      Ich malte mit Wörtern, seitdem ich denken kann,
      Bereiste die Galaxien, ohne je zu landen, Mann.
      Meine Verse sind Gemälde, jedes Wort ein Pinselstrich,
      Rap ist nicht nur Musik, es ist mein Lebensbericht.

      [Chorus: Alle]
      Über Beats und Rhymes, wir teilen diese Zeiten,
      Drei Stimmen, drei Wege, doch die Leidenschaft vereint sie.
      Torch, Bushido, Savas, im Cypher vereint,
      Rap ist unsere Sprache, die Grenzen verneint.

      [Verse 2: Bushido]
      Aus Berlin, mit Respekt, kam ich auf die Szene,
      Mein Stil, mein Flow, brachten mir viele Mienen.
      Kontrovers, hart, doch immer wahr,
      Meine Worte sind scharf, wie ein Samurai-Schwert, klar.

      Ich rappe über Straßen, die ich kenn, über Leben, das brennt,
      Über Kämpfe und Siege, die jeder von uns nennt.
      Bushido, der Weg des Kriegers, in jedem Vers,
      Rap ist mein Schicksal, für immer, kein Scherz.

      [Chorus: Alle]
      Über Beats und Rhymes, wir teilen diese Zeiten,
      Drei Stimmen, drei Wege, doch die Leidenschaft vereint sie.
      Torch, Bushido, Savas, im Cypher vereint,
      Rap ist unsere Sprache, die Grenzen verneint.

      [Verse 3: Kool Savas]
      Kool Savas, der King of Rap, ich kam, sah und siegte,
      Mit Worten so scharf, dass jeder Beat sich beugte.
      Mein Flow ist ein Feuerwerk, explodiert in der Nacht,
      Jeder Reim ist ein Treffer, perfekt durchdacht.

      Von Berlin bis nach Frankfurt, ich hinterlasse Spuren,
      Meine Rhymes sind mein Zeugnis, überdauern die Uhren.
      Rap ist meine Kunst, mein Herz, mein Kampf,
      In jedem Wort, in jedem Satz, mein Geist, mein Stempel drauf.

      [Chorus: Alle]
      Über Beats und Rhymes, wir teilen diese Zeiten,
      Drei Stimmen, drei Wege, doch die Leidenschaft vereint sie.
      Torch, Bushido, Savas, im Cypher vereint,
      Rap ist unsere Sprache, die Grenzen verneint.

      [Outro: Alle]
      Von der Straße ins Studio, vom Keller zur Bühne,
      Unsere Worte sind ewig, in jedem Reim, jeder Linie.
      Torch, Bushido, Savas, gemeinsam stark,
      Rap ist unsere Reise, und das hier ist nur der Anfang, wart's ab."

    • Vor 9 Monaten

      Wer soll das lesen, du Knecht.

    • Vor 9 Monaten

      Danke tooli ♥

  • Vor 9 Monaten

    Die liebesnummer mit takt (nur wenn du es brauchst) ist sehr krass getextet von azad, schürfende emotions. summer cem cut klingt auch ganz ok. Lieb die Synthies aus all we know. haft klingt mir etwas zu schneidend, aber beat scheppert. mann im spiegel, wäre vor 12 jahren noch so hart gehatet worden, weiss nicht find die hook mega wack und pseudokack weltfrieden lyrics, bah.

    habs jetzt mal durch, 3/5 basst scho. geht locker rein die mucke.

  • Vor 9 Monaten

    top dass der mann noch rappt. alle anderen in seinem alter sind jetzt streamer