laut.de-Kritik
Pyromanen-Slogans tranchieren das Zentralnervensystem.
Review von Matthias Manthe"Feuer!" rufen allein nützt nicht viel. Fühlt sich ja niemand angesprochen im anonymen Großstadt-Moloch. Weshalb die Blood Brothers für ihren Appell von vornherein einen vollkommen paradoxen Ansatz wählen: Sie brüllen mit weit aufgerissenen Augen "Fire! Fire! Fire!" aus dem Wohnzimmerfenster, um alsdann auf den Balkon zu sprinten und von dort "Set fire to the homes on fire! Set fire to the dress on fire! Set fire to the stage on fire! Set fire to the skulls on fire!" in die Bürgersteige zu fräsen.
Derart frenetische Préludes haben Johnny, Jordan, Cody, Morgan und Mark bekanntlich seit jeher in der Hausapotheke. Und natürlich setzt die Wirkung auch diesmal abrupt ein, wenn die Pyromanen-Slogans das Zentralnervensystem fein säuberlich tranchieren. Nicht der letzte Gegenbeweis für Vorabbefürchtungen, auf das in Neonfarben schillernde "Crimes" folgten jetzt vielleicht die Pastellfarben of Pop. In Seattle stehen die Zeichen auf das Adrenalinrot früher Tage.
An "We Ride Skeletal Lightning" etwa sind die schroffen Alarmgitarren zwischen Jordan und Johnnys call and response noch das Melodiöseste. Haut und Knochen auch der keuchende Thrasher "You're The Dream Unicorn!", der auf einem galoppierenden Drumset Platz nimmt. Oder die schießwütigen Chaosgitarren in "Huge Gold AK-47", deren Kugeln mit den blumigen Worten "We'll take what the fuck we want!" signiert werden.
Anhand flackernder Riffrotorblätter, Stakkato-Beats und hektischer Casio-Einschübe spalten die Blood Brothers Atome. Unheilschwangere Trommeln in "Street Wars/Exotic Foxholes", die nicht zu erkennen geben, ob sie nun zum Todesmarsch oder direkt zum Marsch der Toten laden, bieten eine seltene Verschnaufpause. Ebenso der "Camouflage, Camouflage"-Augenblick, wenn auf zwei Minuten Spitzenlast der bühnenreife Balladeneinschub folgt.
Hymnische Turmbauten dirigieren die Spazzcore-Schrittmacher eben nicht erst seit heute genauso souverän wie horizontale Amokläufe. Anders als auf dem breaklastigen "Burn, Piano Island, Burn" fallen die Rasereien allerdings weniger holprig aus. Das Schlagzeug trägt die Songs meist auf direktem Weg durch die Dornenbüsche.
Pop-Zwischenstopps werden dann allerdings umso liebevoller mit funkelnden Keyboard-Lampions, Maracas-Flair oder Tuba-Girlanden ausgeschmückt. Am Ende ist auch "Young Machetes" nicht ganz der nächste Molotowcocktail von der Pianoinsel - bloß ein weiteres absolut unverhältnismäßiges Meisterwerk in Sachen Energie und Kunstfertigkeit.
28 Kommentare
Ganz großes kino...Der Artikel sagt alles, paar kleinere Schwächen aber im großen und ganzen einfach nur genial!
FIRE FIRE FIRE
THE CITY´S DRAPED IN CAMOURFLAGE!
...mein erstes Album, das ich mir von ihnen gekauft habe. Ich brauch unbedingt mehr...
die nummer is der hammer
und Love Rhymes
oh ja
und my first kiss
ausserdem habn die blood brothers eindeutig die geilstn shirts