laut.de-Kritik
Die ganze Gefühlspalette in elf gnadenlos guten Pop-Songs.
Review von Jakob RondthalerEigentlich nicht fair, dass seit Brendan Bensons Gastspiel mit Jack White jede Rezension eines neuen Albums mit einem Vermerk zu den Raconteurs beginnt. Schließlich macht Benson alleine immer noch genau das, was er schon vor den Raconteurs gemacht hat. Nämlich schöne, manchmal einfach gefällige, manchmal gnadenlos gute Pop-Musik.
"A Whole Lot Better" verdeutlicht gleich zu Beginn des Albums, welche Fähigkeiten in Benson schlummern, der in dreieinhalb Minuten mal eben sämtliche Konkurrenz auf die Bänke verweist. Ein großer Pop-Song, unheimlich catchy und ganz schön verspielt; die Musik sprunghaft wie der Text: "I fell in love with you / And out of love with you / And back in love with you / All in the same day".
Mehrstimmiger Gesang wie danach in "Eyes On The Horizon" begegnet einem öfter. Benson lässt es zunächst ruhiger angehen, die Strophe eher rhythmisch betont, die Hookline im Refrain wieder ziemlich eingängig. "Garbage Day" swingt zu Beginn ganz schön flott übers Parkett, Streicher und Klavier verleihen dem Stück Glamour, ohne dabei allzu dick aufzutragen.
Ansonsten sind die Stücke auf "My Old, Familiar Friend" recht klassisch instrumentiert: Zwei Gitarren, Schlagzeug, Bass und eine Hammond-Orgel, die deutlich in den Vordergrund tritt. Fraglos: Benson ist ein talentierter Songschreiber, klingt doch ein klassisches Singer/Songwriter-Album anders oder zumindest bei Weitem nicht so vielseitig. "Feel Like Taking You Home" erinnert zu Beginn an ein Broadway-Musical in dunklen Gassen, entpuppt sich aber als absolut tanzfächentauglich, sobald der Off-Beat losgeht.
Freunde des klassischen Lagerfeuer-Folk-Gitarristen kommen dann aber doch noch auf ihre Kosten: In "You Make A Fool Out Of Me" packt Benson die Klampfe aus und singt, gegen Ende des Songs von Cello und Tamburin begleitet: "I left my happy home / I took off down the road". Auf dieser einsamen Straße kann man, so man möchte, den ewigen Meister Dylan trapsen hören.
Die Vielfalt auf "My Old, Familiar Friend" ist bemerkenswert: Hier darf getanzt, geweint, gelacht, mitgegrölt, zugehört, auf dem Balkon in der Sonne gelegen und an kalten Tagen vor dem Kamin gesessen werden. Die ganze Palette in elf hübschen Songs.
1 Kommentar
Ich finde die 4/5 absolut gerechtfertigt. Schönes Album!