laut.de-Kritik

Die ungekrönte Königin des Deutschpop.

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Sechs Jahre sind vergangen, seit Cäthe als Deutschpop-"Vagabund" durch die Lande zog und mit einer Mixtur aus kantigem Flowerpower-Rock und unbeschwertem Singer/Songwriter-Folk für viel Aufsehen sorgte. Nun meldet sich die in der Zwischenzeit Mutter gewordene Wahl-Berlinerin endlich mit ihrem vierten Studioalbum "Chill Out Punk" zurück.

Schon nach wenigen Sekunden fällt auf: Bei Cäthe hat sich in der Vergangenheit nicht nur privat und beruflich, sondern auch musikalisch einiges verändert. "Chill Out Punk" entstand ohne Labeldruck, und wurde von Cäthe selbst produziert. Das poppige Fundament, auf dem Cäthe auch schon ihre letzten Alben bettete, bekommt diesmal einen Soundanstrich verpasst, der Erinnerungen an die siebziger und achtziger Jahre weckt.

Cäthe, "die brütende Taube auf dem Dach" und der unbekannte "Fummler" erfreuen sich an einem leckeren "Toast Hawaii", während sich entspannte Disco-Klänge, gepaart mit lieblichen Flötenmelodien, im Schlafzimmer ausbreiten. Mit "Warum Darum" geht Cäthe sogar noch einen Schritt weiter. Plötzlich hat man Bilder von Schlaghosen tragenden Boney M-Fans vor Augen, die sich im Trockeneisnebel in einen jazzigen Pop-Rausch tanzen.

Es gab Phasen in der jüngeren Vergangenheit, da wusste Cäthe nicht, ob und wie es für sie als Musikerin weitergehen soll: "Ich bin ja diese Karriere-Rutsche immer wieder durch – mal war ich der heiße Scheiß, dann passte ich irgendwie doch nirgends rein. Ich war so müde davon", berichtet die Sängerin im Pressetext zum neuen Album. Von all den Ängsten, Nöten und Zweifeln bekommt man auf "Chill Out Punk" nicht viel mit – im Gegenteil. Die funkigen Bassläufe, gepaart mit eingestreuten Bee Gees-Gedenkseufzern versprühen eine unglaubliche Leichtigkeit und Lebensfreude.

Sicher, inhaltlich kommt zwischen den Zeilen auch der eine oder andere Zweifel ans Tageslicht. Aber Cäthes locker und flockig vorgetragene, um die Themen Liebe und Leben kreisende Reimkunst bettet sich auf einem positiv ausgerichteten Fundament.

Mit einem harmonischen Pianothema und "unendlicher Liebe" begegnet Cäthe ihrem Sohn. Ein paar Minuten später verlagert sich das Geschehen vom Kinderzimmer ins Schlafzimmer. Synthies aus den Achtzigern und ein Drumsound für Fans von Alphaville und Tears For Fears breiten sich aus. Cäthe fordert: "Oh, ich will doch nur einen Orgasmus haben." Der Übergang zu Caterina Valente fällt nicht leicht. Aber Cäthe meistert die Hürde mit viel Gefühl und Liebreiz ("Wärst Du Eine Königin"). Cäthe braucht keine Krone und keinen Umhang aus Seide. Sie ist und bleibt auch ohne viel Tamtam die ungekrönte Königin des Deutschpop.

Trackliste

  1. 1. Toast Hawaii
  2. 2. Warum Darum
  3. 3. Der Himmel Hängt So Tief
  4. 4. Voodoo
  5. 5. Wart Mal Ab
  6. 6. Party Mit Der Angst
  7. 7. Sonne Mond Und Sterne
  8. 8. Heute Nacht
  9. 9. Orgasmus
  10. 10. Bös Bös
  11. 11. Wärst Du Eine Königin

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