laut.de-Kritik
Ein epischer Kuss von Gevatter Doom.
Review von Yan TemminghoffMit "The Door To Doom", der Reunion mit Ursänger und Gevatter Doom Johan Längquist, gelang den schwedischen Zeitlupen-Metallern ein Spätwerk und Ausrufezeichen gleichermaßen. Sorge bereitete der Gesundheitzustand von Bandkopf und Bassist Leif Edling, der sich aus den meisten Engagements zurückgezogen hat.
Nun legen Candlemass ein neues Album vor und öffnen ein weiteres Mal die Grabkammer des Doom. Das abwechslungsreiche "Sweet Evil Sun" reflektiert den Markenkern der Band und die braucht die Welt umso dringlicher, auch wenn die nächste Generation allesamt Highlights in ihrem Backkatalog produziert hat.
Dennoch herrscht kein Konkurrenzdenken. Candlemass vollziehen einen Schulterschluss mit der nächsten Generation of Doom. Längquidt leistete einen gesanglichen Beitrag zu Sorcerers Meisterwerk "Lamenting Of The Innocent", während Jenni Ann-Smith, die Frontfrau von Avatarium, wiederum auf "Sweet Evil Sun" gastiert.
Bestimmend für die Qualität des hiesigen Werkes ist das Old School-Line Up, das eine Mischung aus den Bankonstellationen von "Epicus Doomicus Metallicus" und "Nightfall" darstellt. Ergänzend zur biografischen Vernetzung hob die Band 2021 im Södra Teatern in Stockholm die beiden Klassiker aus der Gruft. Die Magie der Slow Motion-Hymnen voller Melancholie und Pessimismus kanalisiert das Quintett ebenfalls im ambivalent betitelten und auf die Ikarus-Sage bezogenen "Sweet Evil Sun".
Der Titeltrack fällt kurz und knackig aus und trägt einige Deep Purple-Referenzen zur Schau, wie die an Ian Gillan angelehnte Melodieführung im Refrain oder die röhrende und an John Lord gemahnende Orgel.
Ein doomiges Duett erklingt bei "Where Death Sighs". Avatarium-Sängerin Jenni Ann-Smith gibt bei diesem dramtisch-theatralischen Stück mit einem schillernden Refrain die Lady Die. Das mit Zusatzhall ausstaffierte "Scandinavian Gods" illustriert treffend das majestätische Gepräge des Tracks.
Einige rar gestreute Details tragen zur Atmosphäre bei. Etwa die Gruselstimmung in den Soundscapes von "Angel Battle", die durch den Spoken Word-Beitrag mit brüchiger Stimme des 95-jährigen Kenneth Anger zusätzlich gesteigert werden.
Mit "Devil Voodoo" und "Crucified" dreht das Quintett an der Temposchraube und kredenzt zwei formidable Headbanger in US-Metal-Tradition. Die mächtigen maßgeschneiderten Soli in der Tradition eines Blackmores oder Adrian Smith von Stratocaster-Künstler Lars Johansson ziehen sich wie ein rostiger Faden durch die Platte.
In der Verquickung aus Black Sabbath und klassischem Heavy Metal haben sich die Schweden bis Ende der Achtziger zu Genre-Kings empor geschwungenen. "Sweet Evil Sun" ist eine authentische Referenz an diese Zeit, als Grunge nur eine Ahnung und Metal eine Macht gewesen ist.
2 Kommentare mit 4 Antworten
Wenn mit "episch" = "stinklangweilig" gemeint ist, dann ja.
Es ist immer schön subjektive und meinungsstarke Einzeiler raushauen zu können.
Lasst zukünftig lieber Yannick die Metal-rezis machen.
Ähm, Yannick hatte eine super Kritik zur neuen Ashenspire.
deswegen ja.
Ah, du warst einer von den zwei Kommentatoren unter "Hostile Architecture". Sehr gut.