laut.de-Kritik
Zwischen hartem Streetlife und Party-Eskapismus.
Review von Holger GrevenbrockVier Nummer 1-Hits in den deutschen Single-Charts verzeichnet der Capital Bra bereits auf seinem Konto, alle vier von der vierten Studio-LP "Berlin lebt". Es steht also außer Frage, dass der Berliner Rapper mit seinen Aufsteigerstorys aus Berlin Hohenschönhausen einen Nerv beim jungen Publikum trifft.
Was erstmal verwundert: weder die Themen des Albums sind originell, noch die Perspektive, aus der sie vermittelt werden. Es ist der ewige vom Bordstein zur Skyline und Zurück-Zyklus, der wohl niemals auserzählt sein wird. Worauf der gebürtig aus Sibirien stammende Vladislav Balovatsky jedoch bauen kann, sind die Beats seines Produzenten-Teams The Cratez, das schon Bausas "Was du Liebe nennst" zum Erfolg verhalf.
Zwischen hochfrequenten Hi-Hats und aggressiv vorgetragenen Lyrics wie auf "Berlin lebt", dem größenwahnsinnigen "Ballert" und Midtempo-Nummern wie "Neymar", die karibisches Feeling verbreiten, punktet das Soundbild von "Berlin lebt" mit Vielseitigkeit. Trotzdem gibt es einige Aussetzer. "Gutes Herz" etwa mit Feature-Part KC Rebell kommt nicht über platte Phrasen und peinlich anrührende poetische Momente hinaus: "Egal, ob arm und reich, schwarz und weiß. Denn am Ende des Tages bluten alle gleich. Ich erzähl' dir nur vom Leben, bra, damit du lernst. Denn um weiter hier zu komm'n, brauchst du ein gutes Herz."
Vor allem Songs wie "Wann Dann" zeugen jedoch von der Single-Qualität Capital Bras. Zusammen mit dem kosovarischen Rapper Capital T ruft er dazu auf, den Moment zu feiern: "Alle Arme gehen hoch. Wenn nicht jetzt wann dann. Die Party geht los. Wenn nicht jetzt wann dann. Alle Gläser in die Luft. Wenn nicht jetzt wann dann. Sag mir wann diggi diggi wann dann". Eingängiger kann eine Hook kaum sein. Gut möglich also, dass auch der Track, falls ausgekoppelt, den Weg zur Peak antritt.
"Berlin lebt" ist sicher kein Meisterwerk, aber eben auch kein Flop. Capital Bra gelingt es immer wieder erstaunlich gut, aus der Straßenrap-Blase auszubrechen. Der dezent eingesetzte Humor Capitals sowie die durchgängig überzeugende Produktion tun ihr Übriges. Straßenrap 2018 könnte schlimmer sein.
9 Kommentare mit 18 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
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Ich finde dass er kein schlechter Künstler ist. Jedoch hat er es einfach verkackt. Zu stark auf die Singles gebaut. Und danach ging’s Bergab. Er hat nichts erzählt was seinem Album etwas besonderes gibt. Wenn Capital so weiter macht dann wird er leicht ersetzbar.
Absolut unverständliche Deutschrap Hype. Es ist mir schleierhaft, wie man so etwas hören kann. Auch die Bewertungen gehen mir nicht in den Kopf. Wie kann so etwas tatsächlich über 2/5 Punkte kommen. Der Typ kann nicht rappen und hat auch nichts zu erzählen. Eine dermaßen unrelevante Person! Hilfe!
Unterscheidet sich für mich nicht von den üblichen "Straßen"-Rap-Klischees.
[https://tagpacker.com/user/peterhbg?t=Capi…