laut.de-Kritik

Tonspur-gewordenes Nashville-Erbe.

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Immer schön zu sehen, dass es so etwas wie Rückkehr gibt: CeeLo Green, sonst immer der singende, groovende Goldanzug, hat ein Album veröffentlicht, das so gar nicht in seine Diskographie passen will. Hits wie "Fuck You", seine bitterfröhliche Hymne des Verlassenwerdens, oder sein Nachtleben-Epos "Bright Lights Bigger City" (beide auf dem Album "The Lady Killer") sind, was Green früher einmal gemacht hat – aber was macht er jetzt?

"CeeLo Green Is Thomas Callaway" ist etwas Neues. Der Titel klingt zunächst nach einem weiteren künstlerischen Projekt wie Gnarls Barkley. Aber Thomas Callaway ist kein Pseudonym, es ist Greens bürgerlicher Name. Was das schon erahnen lässt, bestätigt sich beim Hören: back to the roots, stilistisch wie persönlich.

Das Album ist Tonspur-gewordenes Nashville-Erbe: Hier in Music City, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Tennessee, erblickte das Album das Licht der Welt. Genauer: in Dan Auerbachs Easy Eye-Studio. Der Frontmann der Black Keys ist Experte für so manche Sounds von früher und hatte bei CeeLos neuestem Werk seine gitarrenzerfurchten Finger im Spiel. Wer richtig hinhört, wird den Einfluss bemerken.

Der ruhige Einstiegstrack "For You" klingt fast weihnachtlich und bringt den Hörer in die gewisse rosarote Stimmung, die sich durch das ganze Album zieht. "Lead Me" bringt den Gospel-Sound und das mentale Bild von weißen Holzkirchen: Musiker, die sich an Pianos, Gitarren und Hammond-Orgeln verausgaben, neben ihnen die Chorsänger in ihren leuchtenden Roben. Diese religiöse Szenerie vermischt sich mit der einer verrauchten Bar, in der ein Soulsänger unter einem einsamen Scheinwerfer der Menge schöne Augen macht. Gutes Ding, weiter gehts.

Mit einer väterlichen Liebeserklärung an seine Stieftochter drückt Green in "Little Mama" auf die Tränendrüse: "Little Mama / You're as perfect as I dreamed you would always be / Little Mama / Every part of your mother and the heart of me."

Mit "Don't Lie" kommt der anfängliche Vibe wieder zurück. Weiter geht es mit dem stärksten Track des Albums. "I Wonder How Love Feels" schafft den Kompromiss aus explosiv-bombastischem Liebeslied und einem etwas ruhigerem Sound, der stark an Elvis erinnert: Die Ähnlichkeit zu "Can't Help Falling In Love" ist kaum zu überhören.

Im fast voyeuristischen Lied "People Watching" geht der Klang klar in Richtung Funk. Auf "You Gotta Do It All" folgt der schnellere, kräftigere Track "Doing It All Together", nur um von CeeLos Cover des auch von Dan Auerbach produzierten John Anderson-Lieds "Slow Down" wieder sanft und romantisch ausgebremst zu werden. "Down With The Sun" und "Thinking Out Loud" setzen den bisherigen Stil fort. Seinen mächtigen Abschluss findet das Album in "The Way": Glocken und Hall kreieren ein wenig Western-Atmosphäre, dazu eine flamencohafte Gitarre: ein gelungener Schluss.

Das Album ist auf jeden Fall anders, der Retro-Klang funktioniert aber, wenn man ihm eine Chance gibt. Künstlerische Weiterentwicklung gehört dazu, und auch wenn CeeLo hier nichts Revolutionäres geschaffen hat, dann dennoch ein Album, das völlig in Ordnung geht.

Trackliste

  1. 1. For You
  2. 2. Lead Me
  3. 3. Little Mama
  4. 4. Don't Lie
  5. 5. I Wonder How Love Feels
  6. 6. People Watching
  7. 7. You Gotta Do It All
  8. 8. Doing It All Together
  9. 9. Slow Down
  10. 10. Down With The Sun
  11. 11. Thinking Out Loud
  12. 12. The Way

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1 Kommentar

  • Vor 4 Jahren

    Ceelo Green ist ein grandioser Künstler der durch alle Richtungen geht. Überraschend das er nun hier ein Album vorlegt das völlig in old School Soul Manier abgelegt wird. Aber es wirkt wenn man sich drauf einlässt. Jede Menge Ohrwürmer und seine Stimme da bin ich immer von überzeugt gewesen. Tolles Album und mutig. Von mir gibts 4 von 5 .