laut.de-Kritik
Rockmusik mit großen Melodien, weitgehend frei von Pathos.
Review von Michael EdeleIch gestehe, dass ich vom Kollegen Alexander Cordas doch ein wenig enttäuscht war, als er 2004 das Alter Bridge-Debüt "One Day Remains" mit schmalen zwei Punkten abfrühstückte. Das folgende "Blackbird" bekam seinerzeit auch nicht mehr ab.
Ein wenig fragt man sich da schon: Was erwarten die Herren Redakteure eigentlich von der Band? Soll das Rad noch runder werden? Das Feuer noch heißer und heller? Der Papst noch heiliger?
Alter Bridge waren (und sind) eine verdammt gute Rockband. Gleiches gilt für Creed. Dass für eine Wiedervereinigung sicherlich auch diverse finanzielle Gründe sprachen, wird wohl niemand bestreiten wollen, aber solange das Ergebnis stimmt, wird sich auch keiner beschweren.
Das Ergebnis stimmt definitiv: "Full Circle" knüpft nahtlos an die drei ersten Scheiben der Band an. Creed sind gewachsen, haben den Pathos der frühen Tage weitgehend abgelegt und konzentrieren sich auf erdige Rockmusik mit großen Melodien.
Für die großen Hooks ist natürlich einmal mehr Scott Stapp verantwortlich, dessen Stimme mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser als früher klingt. Wer befürchtet hat, dass sich Creed nur auf Radio-Singles konzentrieren werden, kann gleich wieder einpacken.
Der Opener "Overcome" rockt bretthart nach vorne weg und auch "Bread Of Shame", "Suddenly" oder "Fear" taugen bestimmt nicht zu Kuschelsongs. Dazu lässt Mark Tremonti die Gitarren viel zu fett braten und glänzt einmal mehr mit ein paar satten Riffs.
Klar, auch die eher besinnlichen Nummern, die ihren Platz im US-Radio schon fest gebucht haben, sind auf "Full Circle" vertreten. Allerdings klingen die lange nicht so pathetisch, wie das beispielsweise bei "With Arms Wide Open" der Fall war.
"A Thousand Faces" hat durchaus das Zeug, an diese Größe anzuschließen und das ein wenig an Black Stone Cherry erinnernde "Rain" ist ein schöner Akustikgitarren-Rocker. Allein "Away In Silence" kommt arg cheesy rüber. Mit dem Titeltrack leisten sich Creed sogar einen Ausbrecher, der mit einen gelungenen Hinterwäldler-Rhythmus glänzt und wieder richtig vom Leder zieht.
Ausfälle gibt es auf "Full Circle" somit keine, auch wenn mancher vielleicht einen Überhit vermissen wird. Aber wenn es dafür Songs wie "Time" oder das bereits erwähnte "A Thousand Faces" zu hören gibt, hab' zumindest ich keinen Grund, mich über irgendwas zu beklagen.
33 Kommentare
Na dann werd ich mich doch einfach mal auf nächsten Mittwoch freuen wenn das Teil hier in Finnland in die Läden kommt.
Creed Erstling mochte ich damals sehr, dann haben mir die Folgealben und Nickelback, 3 Doors down und wie sie alle heißen so eine Musik gründlich vergrault.
'Human Clay' uebertrifft das Debut doch in allen Belangen, da wollte ich demnaechst mein Klassikertopic zu diesem Klassikeralbum eh wieder hochholen.
@Sputtel (« Endlich mal einer von den redakteuren, der es sagt. Alter Bridge sind nicht gerade außergewöhnlich, aber trotz allem eine gute rockband sind
Das album hört sich ganz gut, vor allem weils ein bisschen herber zur sache geht »):
Muss ich voll zustimmen. Alter Bridge sind eine solide Rockband und kein bisschen weniger. Kenne nur das Blackbird-Alum, aber das hab ich oft gehört und kanns immer noch hören.
Aber Full circle... hab es seit heute und verdammt ich find es geil!!! Hab bisher nur die ersten 6 Tracks ausgiebig gehört und jetzt Fear, aber das stimmt bisher einfach! Das Feeling ist da, die Härte ist da, so muss es sein! Bullets oder Higher waren u.A. zwei fantastische Tracks aus der Vergangenheit, aber Songs wie "A Thousand Faces" brauchen sich da absolut nicht zu verstecken!
haha creed.....haben wir 2001?
endlich hat stapp sich die fettigen haare abgeschnitten
ich stimme zu, dass alter bridge etwas straff bewertet wurde, obwohl ich auch kein riesiger fan des erstlings One Day Remains bin.
das neue creed album gefällt mir sehr gut, die kritik ist weitestgehend zutreffend. und tremonti sollte ruhig noch öfter "die gitarre fett braten" lassen für meinen geschmack!!!