laut.de-Kritik
Verhaltene Vocals tummeln sich zwischen kühlen Datenströmen.
Review von Janosch MüllerWas ist wohl die Welthauptstadt der schnellen Breakbeats, was der Wallfahrsort der Stepper und Bass-Heads - wenn nicht London? Die Boxentürme, munkelt man, sind dort so groß wie hierzulande die Discotheken. Im "Fabric" hat man gar 400 Aggregate unter die Tanzfläche geschraubt, die die Basswellen direkt in die Gäste einspeisen. Unter dem Namen FabricLive bietet der Londoner Club auch die dazu passende Drum'n'Bass-Compilation feil, die nun schon in die fünfzigste Runde geht.
Die Kundgebung "London.. no future. London.. no future.", die Instra:Mental hier samplet, kann natürlich alles mögliche bedeuten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt - aber ein kleiner Seitenhieb auf die Clubszene ist da nicht zu überhören. Denn was Instra:Mental hier zusammen mit dBridge (von Bad Company) kompiliert hat, wehrt sich nach Kräften gegen die Vorlieben des Rave-Business.
Statt den bellenden und krachenden Bassrolls, die zuletzt so en vogue sind, geben hier klare, summende Bassspuren den akustischen Hintergrund ab. Die BPM-Zahl bewegt sich am unteren Limit des DnB-typischen und sinkt immer wieder mal in Ambient- und Dubstep-Gefilde ab. Die sonst zur Stetigkeit versklavte Snare darf auch mal den einen oder anderen Takt aussetzen. Beatstrukturen, die so dicht sind, als habe man zehn tollwütige Schlagzeuger in einem Proberaum eingesperrt, sucht man hier vergeblich.
Nicht nur die Drums und der Bass geben sich minimalistisch, sondern im Grunde das ganze Sounddesign: Die meisten Tracks brauchen nicht mehr als vier oder fünf Spuren, um einen sanft aber bestimmt in die subtile Atmosphäre dieses Albums zu ziehen. Dabei werden nicht alle ruhigen Spielarten des DnB durchexerziert. Der Jazzstep und die anderen minder elektronischen Sachen bleiben außen vor. Instrumente gibbet nich. Und nur gelegentlich tummeln sich einige verhaltene Vocals zwischen den kühlen Datenströmen. Rhythmische Spielereien die an Principles of Geometry erinnern (Instra:Mental - Watching You), oder auch an Amon Tobin (ASC - Starkwood), halten die Spannung dabei genau so hoch wie die meistens wohldosierten Übergänge und Vocal-Einlagen.
Nur gelegentlich passiert ein bischen zu viel oder ein bischen zu wenig. Melekas "Go" sticht mit Boyband-Refrain und jeder Menge melismatischem Herumgeeier eher peinigend hervor. Und gegen Ende der Compilation ist das Problem dann das umgekehrte, weil in dBridges und Instra:Mentals Plattenkoffer nun so langsam Ebbe aufkommt, was auflockernde und unerwartete Sounds angeht. In seiner minimalistischen Gangart stiehlt sich der Mix allmählich in Richtung Hintergrundbeschallung davon.
Von diesen kleinen Sünden abgesehen, stellen dBridge und Instra:Mental eine einzigartige, atmosphärische Compilation zusammen, die daran erinnert, was Drum and Bass jenseits subsonischer Schwanzvergleiche noch so alles in petto hat.
2 Kommentare
Angeblich gibts hier 584 seiten mit "alben"......., wenn man aber auf den pfeil "" klickt springt die ansicht immer wieder zum ersten Album auf der ersten Seite (momentan dieses). ihr seid so geil, laut
Angeblich gibts hier 584 seiten mit "alben"......., wenn man aber auf den pfeil "" klickt springt die ansicht immer wieder zum ersten Album auf der ersten Seite (momentan dieses). ihr seid so geil, laut