laut.de-Kritik
Die Stille verkriecht sich für 1:13:55 in den Keller.
Review von Matthias MantheAdrenalin durchzuckt mich, dieser Aufzug kennt nur aufwärts und diese Platte wird mich hochbringen. Garantie drauf. "Huuu-maaan-rooo-booot" dröhnt es von der französischen Pyramidenmutation, Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter erhöhen die Frequenz. Jetzt hat die Meute Arme und Beine abflugbereit in der Luft, der Beat durchfurcht die Dunkelheit, und die Stille verkriecht sich für 1:13:55 mal schön in den Keller.
Alles befindet sich hier am rechten Platz: die beiden androiden Produzentengötter, wie sie seelenruhig im Fokus stehen und Knöpfchen drehen, die Rasereien der Crowd, vollendet veredelt in den sowohl bassigen als auch klaren Wunschlos-Glücklich-Sound eingeflochten, die 12 einwandfrei orchestrierten Remixe.
Einziger Wermutstropfen: Die Frage, warum das hier eigentlich keine Live-DVD ist. Inklusive des visuellen Showspektakels würde die "Alive 2007"-Konserve sämtliche Preisausschreiben dieser Popkultur-Gattung gewinnen. Ansonsten fehlt es im Pariser Juni aber an nichts.
Vor allem nicht an HitsHitsHits - wenn zwei Knaller-Poptracks wie "Around The World" und "Harder Better Faster Stronger" zu einer Legierung zusammenschmelzen, sind Blut und Schweiß auf dem Tanzflur Formsache. Eine (eigentlich gar nicht so magische, weil auf simplen Ingredenzien basierende) Mixtur aus verspielten Roland-Regenbogen-Synths und maximal zweckdienlichen 4-to-the-floor-Mörderbeats zaubert das Duo da von seinem House-Thron.
Der Spaßmoment ist nach 14 Jahren Act-Dasein schlicht perfekt kalibriert und feinjustiert. Keine Schraube locker, Herrschaften. Ultraverzerrte Bratzgitarren-Samples liefern die nötige Portion Rockismus, passgenau getimte Vokal-Stakkati ("Fuck it Fuck it Fuck it") den Human Sex Factor, hinter jedem Wumms lauert eine neue Facette der Daft Punkschen Trademark - ein Selbstläufer.
Eine Peak überrollt die nächste, während aus Disco immer mehr Techno-Parade wird, und die Luft vor Elektrizität und Wassergehalt kaum noch atembar scheint. Und wer schließlich gegen Ende noch auf einem Bein stehen kann, wird von "Da Funk" leger aufs Kreuz gelegt. Das Mischpult brennt und der Sampler spuckt eine letzte Frage aus: "Uuuh do you need it?" Yeah, I need it, too!
13 Kommentare
Jawohl, das Ding ist einfach nur geil, speziell bei den Glockenschlägen wenn alle denken "Wohoo Aerodynamic" und auf einmal "LOL WUT" kommt One more time!
Göttlich
@Reptile (« Jawohl, das Ding ist einfach nur geil, speziell bei den Glockenschlägen wenn alle denken "Wohoo Aerodynamic" und auf einmal "LOL WUT" kommt One more time!
Göttlich »):
das gleiche wollt ich auch schreiben.
Echt ne geile Scheibe.
na endlich, ich dachte schon es käme gar keine kritik mehr.
also völlig gerechtfertigte 5 punkte, diese platte ist ein live-meisterwerk.
Episches Hitgeballer, gelungene Fusion aller drei Alben (wobei Homework leider zu kurz kommt), nette Tempiwechsel und Filtereffekte.
Sehr solide, langweilt mich aber schon ab dem zweiten Durchhören.
Der totale Flash, beamt mich direkt wieder in die Phillipshalle.
Jetzt auch endlich gegönnt. Selbst aus den (für Daft Punk Verhältnisse) Rohrkrepierern von Human After All haben die beiden Fanzosen sehr schöne Tracks zusammengeschustert. Auch wenn neue Ideen rar gesät sind, so sieht man an diesem schönen live-Album doch, wozu sie in der Lage sind. zum Publikum bin ich etwas zwiespältig. Denn einerseits trägt der frenetische Jubel enorm zur Atmosphäre bei (sonst wärs ja "nur" ein Remix-Album), andererseits frage ich mich, welche Idioten da zu einem Elektroalbum mitsingen (oder ganz schlimm zur Melodie mitsummen).
Na ja, dennoch eine schöne Platte, die jeder Daft Punk Fan, der alte Perlen neu verpackt hören will, gerne besorgen kann.
Und dass "Harder, Better, Faster, Stronger" Samples aus jedem Lied ein Meisterwerk machen, ist nicht erst seit Kanye Wests Kolaboration bekannt.
Denn das Highlight ist für mich eindeutig "Face To Face / Short Circuit" mit den genialen Beats von einem hochgepitchten "Harder, Better, Faster, Stronger".