laut.de-Kritik
Love them to the end.
Review von Ulf Kubanke"This man pursues you, a dagger in his hands / Yet he will never get into our land / Oh, love me, love me to the end." 1990 verquirlen Deine Lakaien den romantisch-kämpferischen Text mit einer lieblichen Melodie, die von der Urkraft und Zerbrechlichkeit der Liebe kündet. Der ultimative Lakaien-Track für die Ewigkeit.
Daneben schüttelt "XXX. The 30 Years Retrospective" viele weitere Asse aus dem Ärmel. Der Titel stellt bereits klar: 30 Jahre Deine Lakaien verlangen nach einer angemessenen Werkschau. Das Duo Horn/Veljanov räumt auf der Qualitätsskala erwartungsgemäß ab. Egal ob als Download oder auf vier CDs: Die knapp 60 Songs starke Zusammenstellung lohnt sich für Fans und Neulinge.
Die ausgewählten Stücke illustrieren ihren Weg von den frühen Gothic/Dark Wave-Tagen zu jenem musikalischen Freistil, wie man ihn von Nick Cave oder dem 70er Scott Walker kennt. Der Wunsch "nach Anerkennung von Leuten, die Musik mehr lieben als das Drumherum", treibt das Duo bis heute an, wie selbst erklären: "Anerkennung von Musikerkollegen und Menschen, die Schubert genauso mögen wie Radiohead. Wir sind nun mal keine leicht konsumierbare Unterhaltungsband, wir sind Grenzgänger."
Getreu dieser Sichtweise legen Deine Lakaien große Teile von "XXX" als konzeptionelles Überraschungpaket an. Es unterteilt sich in vier Abschnitte. Teil eins serviert die bekannten Hits und Singles. Teil zwei setzt mit Remixen und gelungenen Neufassungen manchem Kulttrack die verdiente Krone auf. Hier strahlt besonders "Kasmodiah" im Glanze eines vollkommen neuen Refrains.
Part drei plündert Horns Archiv und zerrt unveröffentlichte Schätze ans Licht. Die stilistische und textliche Bandbreite ist groß. Mit dem Außenseiterfavoriten "It's Alright, Ma" (Bob Dylan) kommt erstmals in der Lakaien-Historie eine Coverversion zum Zuge.
Mein persönlicher Liebling ist das letzte Viertel. Es besteht aus biografisch relevantem Livematerial der vergangenen 25 Jahre. Hier trifft man auf Akustik-Variationen und erstmals auch auf Tracks von der "Kasmodiah"-Tour. Ein rundum gelungenes Best Of-Paket.
3 Kommentare mit 8 Antworten
Die Musik an sich ist natürlich toll. Was mir an diesem Paket aber missfällt, ist die Veröffentlichungspolitik. Warum sind die eigentlich interessanten CDs 3 und 4 hier nur in der Limited-Edition enthalten? Die ersten beiden CDs sind meiner Meinung nach durchaus verzichtbar, weil eigentlich nur schnöde Best Off-Compilations. Ich fände es daher besser, wenn man die CDs 1 und 2 komplett (abgesehen von den 2nd Editions) unter den Tisch fallen lassen würde und ausschließlich die CDs 3 und 4 veröffentlichen würde. Dann müsste ich dafür auch weniger bezahlen, aber so riecht das verdächtig nach abzocke.
Die Musik hätte 5/5 verdient, für diese Compilation vergebe ich aus den genannten Gründen aber nur 2/5.
abzocke? sowas ist doch ein mythos der kommentarspalten. entweder es ist attraktiv und wird gern gekauft oder es ist unattraktiv. dann reguliert der mark/der käufer das durch nichtbeachtung zum flop.
ein weglassen der singles wäre aus meiner sichgt eher ne halbe sache. denn bestofs sind doch gerade deshalb auch legitim, weil eben immer neue generationen von hörern nachwachsen und damit nen schönen einstieg finden.
deinen gedanken zuende gedacht, hieße es doch, man hätte ein reines raritätenkabinett zu veröffentlichen, um sich diesen dauernden 08/15-vorwürfen als musiker nicht ausgesetzt zu sehen. man müsste auf das sinnvolle konzept "komplettübersicht von populär bis rar" verzichten. d a s halte ich für weder fair noch haltbar. gerade weil die lakaien hier mehrere versionen am start haben, ist doch für jeden was dabei.
die paar kröten mehr aus zu geben, wenn einem ne band in diesen "download for nothing"-gebeutelten zeiten gefällt und weiterhin qualität liefert (obwohl man nie weiß, ob man die produktionskosten wieder reinbekommt), ist doch nicht wirklich der rede wert.
wenn mithin so eine "veröffentlichungspolitik" das weitere produzerten auf hohem niveau gewährleistet, ist das doch respektabel und nicht etwa unehrenhaft.
Danke für´s Feedback zu meinem Kommentar. Vielleicht spielt meine persönliche Abneigung gegen Best Off-CDs und Single-Compilations da einfach zu sehr mit rein. Wenn ich eine Band kennen lernen möchte, dann greife ich nie zu derartigen Sachen, sondern erkundige mich lieber, welche regulären Alben gut sind. Denn wenn ich die Alben dann besitze, brauche ich die Best-Off ja nicht mehr und kann sie wieder verkaufen. Abgesehen davon, dass eine derartige Compilation einen guten überblick über das Schaffen einer Band bietet hat sie für mich als Hörer also keinen nutzen. Daher komme ich auf derartige Gedanken. Solche Compilations dienen also vor allem finanziell der Plattenfirma. So 08/15-mäßig der Vorwurf des Kohlemachens auch ist - ich finde, an ihm ist etwas dran.
Wobei man das mit der Abzocke (zugegebenermaßen etwas blöd formuliert) aber vor allem bei Bands, die jedes Jahr derartige Sachen auf den Markt werfen und die Einnahmen eben nicht dazu nutzen, um das Produzieren auf hohem Niveau zu gewährleisten ins Feld führen würde. Die Lakaien schätze ich so natürlich nicht ein. Trotzdem war da so eine unterschwellige Angst in mir und der Gedanke: "Och nö, jetzt fangen die auch noch damit an..." Ein Gedanke der irgendwo im Unterbewusstsein schlummert, obwohl man selber weiß, dass er unbegründet ist. Ich glaube sowas kennt jeder.
In einem Punkt hast du mich etwas missverstanden. Ich habe nicht den Musikern vorgeworfen, dass sie mich "abzocken" wollen, sondern eher der Plattenfirma, die wahrscheinlich hinter der Veröffentlichungspolitik steckt. Ich weiß nicht wie viel von deren Einnahmen, die Musiker dazu nutzen können, um Alben weiterhin auf hohem Niveau zu produzieren. Das war mein Problem. Das Vorhaben der Musiker ist natürlich nicht unehrenhaft.
alles klar
Zumal es das bei Spotify für Umme immerhin zu 50% zu hören gibt. https://open.spotify.com/album/4mbt0kBasQ0…
Eventuell weiß es ja einer von euch beiden, lohnen die Live, kann mir das nicht so recht vorstellen?
Der Anwalt fixt mich noch an mit seiner, schon bei Entstehung beerdigten Gravemucke.
die sind llive extrem gut. es gibt meist 2 arten von shows.
a) die elektrische variante, in der viel organische instrumente auf die elektroummantelung treffen.
b) die zurückgenomene, minimale Variation, in der ernst horn seinen klassik-background ausspielt und veljanovs stimme extrem gut atmen kann.
mit "acoustic" haben die 1995 eines der besten "unplugged"-alben aller zeiten veröffentlicht. und das ganz ohne mtv. das teil würde ich jedem live-fan empfehlen. dort merkt jeder elektro-hasser, wie gut ihr songwriting ist.
habe ich damals live gesehen.
ich glaube, das letzte stück auf dem album wurde seinerzeit sogar in braunschweig beim konzert aufgenommen.
Wenn 4 CDs für 27 Euro Abzocke sind kann Dir nicht mehr geholfen werden...
Nö, ich behaupte ja nicht, dass 27 Euro für 4 CDs zu teuer sind. Ich hätte nur lieber zwei separate Doppel-CDs gehabt so dass ich nur die Raritäten alleine kaufen kann. Das wäre natürlich kundenfreundlicher.
Wirf doch die beiden Best Of CDs weg, und behalte nur die 2 mit den anderen. Für 27 Euronen ist das immer noch nicht überteuert. Im Übrigen die "Plattenfirma" ist Chrom, die seit 2008 Ernst Horn gehört...
Okay, dass die Plattenfirma Ernst Horn gehört wusste ich nicht. So lange eine Band gute Musik macht, ist es mir egal bei welcher Plattenfirma sie ist, daher habe ich mich dahingehend nicht informiert. Dann könnte man das vielleicht als kleinen gut gemeinten Tipp für Ernst Horn betrachten. Oder sind die Produktionskosten so viel höher, wenn man statt einer vierfach-CD, zwei doppel-CDs veröffentlicht? Dann könnte ich das sogar nachvollziehen. Und hör mir auf mit solchen unterschwellig polemischen Äußerungen wie "Wirf doch die beiden Best Of CDs weg". Die braucht´s doch wirklich nicht.