laut.de-Kritik
Der Appetithappen vor Drakes Album-Büfett.
Review von Yannik Gölz"God's Plan" und "Diplomatic Immunity" - das sind die zwei Songs, die Drake 2019 als seine erste "Scary Hours"-EP verkauft hat. Ein bisschen dürr, eine Doppel-Single für "Scorpion" als Projekt verhökern zu wollen, aber wenn mit "God's Plan" der größte Hit der Karriere dabei ist, kann man das so machen. Zwei Jahre später gibt es nun "Scary Hours 2" - und gleich drei Songs, die um die neue Hit-Single auf dem neuen Album "Certified Lover Boy" buhlen. Und natürlich ist es der Lead "What's Next", der uns alsbald um die Ohren fliegen wird.
Oft scheint es ja erst mal so, als wäre die Lead-Single der mediokre Radio-Cut und die B-Seite das eigentliche Hauptwerk. Auch hier freuen sich Fans vor allem über "Wants And Needs" und "Lemon Pepper Freestyle". Aber auch wenn diese Titel auf den ersten Blick ein bisschen mehr Fleisch auf den Knochen haben, sind es doch die uninspirierteren und langweiligeren Songs. Das erste Exponat ist schnell abgehandelt: "Wants And Needs" mit Lil Baby ist solide, so solide, dass man mangels Beschwerden gähnen möchte. Der Refrain kommt eingängig, aber uninspiriert. Lil Baby bleibt einer der besten Feature-Rapper im Game, gibt aber nicht alles, und das Instrumental ist sauber, aber sticht nicht hervor. Die Nummer klingt wie ein klassischer Album-Cut mit Feature, den Drake immer wieder auspackt, zu lieblos für einen Treffer, zu stabil, um ihn in der Schublade zu lassen.
Mehr gibt es zu "Lemon Pepper Freestyle" zu sagen: Eine Kollabo mit Rick Ross auf opulentem Instrumental, süßes R'n'B-Sample als Kontrast und sechs Minuten Bars über himmelschreienden Luxus und paranoiden Lifestyle. Klingt, als hätte es das schon einmal gegeben? Jep: In dieser Konstellation etwa knapp zehn Mal schon, zuletzt auf "Gold Roses" und "Money In The Grave", beide von 2019. Es ist eben ein Sound, den sie da gefunden haben, aber Mensch, zeigt der langsam Ermüdungserscheinungen.
Fast jeder Drake-Single-Drop kommt mit so einer Nummer um die Ecke, jedes Mal kreischen die Fans, sie hätten gerne wieder Alben, die durchgängig so klingen, mehr "Tuscan Leather", mehr "Pound Cake". Das assoziative Gespitte auf "Lemon Pepper Freestyle" kommt an diese Karrierehöhen aber doch nicht heran. "Dark Lane Demo Tapes" hatte viele solche Songs. Ratet mal, wessen Fans am Ende nur "Toosie Slide" gehört haben.
Ja, "Toosie Slide", die schamlos kalkulierte TikTok-Single, die dann doch irgendwie ein Hit und Lockdown-Staple geworden ist. Die Lead-Single "What's Next" schlägt eindeutig in die selbe Kerbe, für das Instrumental könnte sich Supah Mario eigentlich auch Super Mario Judah nennen, weil dieser Schinken klingt einhundert Prozent wie mancher "Die Lit"-Ära-Banger von Playboi Carti. Aber ist das schlecht? Nichts. Der Song tut genau, was er soll.
Es ist eben ein paradoxer Fakt, dass die größten Drake-Songs auf den ersten Blick die Unspannendsten sind. "God's Plan", "In My Feelings", "One Dance", "Hotline Bling", "Toosie Slide" oder "Laugh Now Cry Later", keiner dieser Songs macht auf Anhieb Eindruck. Ihre Stärken liegen im Detail, sie alle isolieren eine essentielle Eigenschaft eines tagesaktuellen Sounds, reduzieren diese aufs absolut Wesentliche und staffieren sie mit unterschwelligen Ambient-Klängen und phänomenalem Sound-Design aus. Produzent 40 bleibt auch hier der MVP in Drakes Camp, denn er hat Zauberhände, diesen simplen Beats den atmosphärischen goldenen Schnitt abzugewinnen.
So klingt "What's Next" doch fresh: Das minimale Synth-Riff entfaltet einen temporeichen Bounce gegen Supah Marios nach vorne dreschenden Trap-Groove. Dazu kommt die subtile Synth-Flöte im oberen Register und hallende, in den Hintergrund eingestreute Vocal-Samples, die dem Song Klangtiefe verleihen. Es klingt hypnotisch wie Carti, aber doch wieder genug nach müdem, atmosphärischem Nightdrive, um Drakes angespannten, paranoiden Lines über das Interesse der Öffentlichkeit an seiner Person Nachdruck zu verleihen. Das Instrumental wagt also schon den Spagat und Drake muss nur noch Folge leisten, lineare Flows, aber gekonnter Stimmeinsatz, eine perfekt konstruierte Balance aus Pre-Chorus und Refrain und fertig ist die Laube: Jep, das ist ein Hit.
"Scary Hours 2" verrät uns also, was wir ohnehin schon wissen: "Certified Lover Boy" wird klingen wie die letzten Drake-Alben. Es gibt stattliche Hits mit endlosem Wiederhörwert, jetzt schon bereit, Playlists mit Enterhaken und Planke zu stürmen ("What's Next"), solide klingende Features, die mehr Wert auf Namen als auf Qualtität legen ("Wants And Needs") und ein paar nachdenkliche, lange Rap-Tiraden auf nostalgische Beats, um an Drakes Karrierestarts zu erinnern ("Lemon Pepper Freestyle"). Vielleicht wird es auf Albumlänge wieder etwas zu viel und zu formelhaft, aber als Appetithappen schmeckt es gar nicht so schlecht.
4 Kommentare mit 11 Antworten
Scary Hours 1 erschien übrigens 2018
Finde What's Next ist eine der lahmsten Drake-Singles überhaupt. Die andren beiden gefallen mir bisschen mehr, aber hauen auch keinen vom Hocker.
Finde die Single ganz gut, muss ich sagen. Kann da aber schwer Vergleiche ziehen, habe grad erst angefangen mich überhaupt mal mit Drake zu beschäftigen, bisher feier ich "0 - 100" und "Energy" sehr.
Also alles wie immer. Musik für Menschen, denen Musik nicht egaler sein könnte.
Ich nenne es jetzt mal frech Fahrstuhlmusik für "Zoomer"
Da hat unser Afterburner ganz kreativ den Namen einer neuen Generation aus der Taufe gehoben.
Da scheint sich aber jemand brennend für meine Kommentare zu interessieren. Keine Scham, ich kanns verstehen
Whats Next ist n brett. Dieser Beat macht endspass.
Was ich in der Angelegenheit schon öfters Mal fragen wollte: Wird "Endspass" eigentlich häufiger genutzt als Beschreibung einer Art von Spaß, von der man in dem Moment des Empfindens desselben schon ahnt oder weiß, dass es nach diesem Moment erst Mal für längere Zeit nicht mehr zu dieser spezifischen Form von empfundenen Spaß kommen wird, wie z.B. in dem Satz: "Wir wussten, es ist Endspass, als der DJ dann kurz nach 0h Schnappi aufgelegt hat und weil nach dieser unerwartet frostigen Novembernacht eben erst mal wieder die Nazis das Ruder in der Bundespolitik in die arbeitsscheuen Hände nehmen sowie damit auf lange Sicht Veranstaltungen wie diese hier und heute hinsichtlich des propagierte n kulturellen Leitbildes als obsolet und damit verboten und damit würden - oder mehr so als Akronym für die "Endlösung der Spassfrage?". Frage für einen Freund...
Ach Mist, der wär doch jetzt mit Edith zusammen echt noch wunderbar aalglatt geworden. Verdammtes laut 4.0 forever.
rEg dICh nIChT aUf pSEUdI...
...kommt jetzt wieder. Will ich aber. Ist doch wahr. Alle schreien sie nach Developers oder wenigstens nach Content Creators, wenn die Developer gerade mal wieder aus sind - und wie sehr ihrer Internetvertretung ja beide Gruppen am Herzen liegen und jeder*in heuer ja auch weiß, dass du für guten Content auch erst mal gutes Geld in die Hand nehmen musst - aber das bedeutet doch im Umkehrschluss nicht, dass mensch einfach so gar kein Geld in die Hand nehmen kann um somit ganz gezielt schäbigen Content anzuziehen, dessen Creators wiederum als digitiale Retourkutsche in jeder Minute ihres hiesigen kreatierens die Schäbigkeit der eigenen Schöpfungen schmerzhaft in Form einer Parabel darauf vor Augen geführt bekpmmen, mit einem selten so eitel erlebten Fegefeuer als gleichermaßen Protagonistin und parallel als Besetzung jeder anderen Frauenrolle der Inszenierung, also überwiegend als zur Verfügung gestellte und allgemein verhasste Dev Kits zum kreatieren von Inhalten auf dieser Seite, die in ihrem Handlungsspielraum in kargeren Galaxien florieren müssen als wenn du von heute auf morgen ein Design-Büro eröffnen würdest ohne Vorwissen und mit der einen einzigen Ressource eines Activation Keys für eine Standalone-Version von MS Paint 98.
E-Mail an Netflix mit nem Kostenvoranschlag für ein Script plus stereotyp-hölzerne urdeutsche Filmproduktion von "Hackers 2" (selbstverständlich mit John Lee Miller, Angelina Jolie und wenigstens noch Matthew Lillard, die ihre Rollen aus dem ersten Teil hier reprisen) klingt nach dem Beitrag plötzlich gar nicht mehr so unrealistisch, hm? Danke für die Blumen, aber in diesem Fall leiden vielleicht auch Sie einfach nur an einer affektiven Störung, die Wahrnehmungsverzerrungen und fehlende Krankheitseinsicht als häufige Minussymptomatiken mit sich bringt und sollten in dieser Angelegenheit wohl rasch einen Haus- oder Facharzt konsultieren, was sie selbstverständlich nicht tun werden, da sie sich so lebendig, gesund und großartig fühlen wie schon seit Ionen zuvor schon nicht mehr.
Ab vom linken Bühnenrand und zu Bett.
Yo, für unsere Ultra-Homies aus dem OCD-Block aber nur noch schnell der Vollständigkeit halber die Auflösung her, sollte klar sein:
...das alles nämlich, während so ganz nebenbei laut-Code ein ungestrafter Feigling bleiben darf, der entweder denkt, nur weil er jemanden kannte, der Administrator hieß, weil er dem laut-Code erfolgreich vorgaukeln konnte, html scripting sei ja auch so was wie Programmieren können im weitesten Sinne, kann er hier auf einen Kreuzzug gehen und alles anprangern was die fehlerfreie Datenverarbeitung moderner Emoticons beherrscht oder er denkt, mit mir kann er es ja machen. Für letzteres spricht auch die Tatsache, dass er nur einen von drei Personen geantwortet hat, welche sich abfällig über die Aktion äussern. So oder so, es ist mir scheiss egal was so ein Möchtegern schreibt. Wers braucht.
souli auf tori im drake spektrum. d a s (dba pun) war mein klick. aber dann nur samstagabendsgeplauder mit ehemals dubiosen durch lockdown verklärten codes . ich sollte mal wieder was auf dem blog schreiben
Danke für die Blumen, aber usw. usf s.o., fellow nightstalker.
Hat damit offensichtlich ja jetzt schon wieder nur die "richtigen" Milchstraßensurfer erreicht.
wenn das in der ständigen mischpoke hier und überall dazu führt, dass man gewisse user dennoch anklickt ist das schon was beständig nices.