Porträt

laut.de-Biographie

Feist

Die Kanadierin Leslie Feist ist fünf oder sechs Jahre alt, als sie erstmals in einem Schulchor singt. Bis sie 15 wird, schult das Mädchen aus Calgary ihre Stimme in diesen Chören. Doch nicht nur der Gesang legt schon in der Kindheit einen Grundstein für eine Karriere als Musikerin. Mit 13 bekommt sie vom Vater ein ungewöhnliches Weihnachtsgeschenk: Ein Vier-Spur-Aufnahmegerät. Sie noch zu jung, um das Gerät in Gang zu bedienen. Doch ihr vier Jahre älterer Bruder hilft. Und so setzt sich Leslie hin und nimmt mit ihrer Stimme Harmonien und Soundskulpturen auf.

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Ein weiterer musikalischer Meilenstein kommt in Form von zwei Mädels auf Leslie zu: Auf dem Schulflur fragen sie die 15-Jährige, ob sie nicht im Schulchor singe? Tut sie, noch. Dazu hat sie gerade die Sex Pistols, den Punk und das zugehörige Outfit für sich entdeckt. Das finden die Mädels cool, und so machen sie sie kurzerhand zur Sängerin in ihrer Band. Hinzu kommt ein Drummer, in dessen Keller die Band namens Placebo (nicht mit den Briten zu verwechseln) die nächsten zwei Jahre probt.

Langsam ist es an der Zeit, aus dem Loch zu klettern und die Musik nach außen zu bringen: Placebo gewinnen den Schul-Bandwettbewerb und kurz darauf auch noch den "Battle Of The Bands" ihrer Stadt. Als Preis winkt ein Festival-Slot. So steht die Schülerband plötzlich vor den Ramones auf der Bühne. "Damals wusste ich allerdings noch nicht, wer die Ramones waren. Das waren wirklich Perlen vor die Säue", kommentiert Leslie diesen Gig heute.

Der Erfolg beflügelt, und so gehen die vier 18-Jährigen auf eine abenteuerliche Tour durch Kanada. Um das Benzin für die nächste Fahrtstrecke zahlen zu können, brauchen sie das Geld, das sie für einen Gig bekommen. Da darf niemand ausfallen. Doch Leslie fällt das Singen immer schwerer: Die Band, die sie supporten, spielt Metal, und dementsprechend laut ist die Gitarre auch schon bei der Vorband aufgedreht. Leslie versucht dagegen anzuschreien, verliert dabei aber immer mehr an Stimme, bis es kaum noch weiter geht.

Wieder daheim angekommen kriegt sie keinen Ton mehr raus und beschließt, nach Toronto zu einem 'Arzt für musikalische Verletzungen' zu gehen. Der erteilt ein striktes Singverbot. Leslie entsinnt sich der Gitarre und ihrem Vierspur-Rekorder und schwenkt von Punk auf leise Gitarrenmusik um. Mindestens ein Jahr singt sie nicht mehr. Doch alleine im Kämmerlein zu sitzen, ist auch nichts. So heuert sie als Gitarristin bei einer Rockband an, mit der sie drei Jahre lang auf Tour geht.

Die Zeit in Toronto bringt sie mit Peaches in engen Kontakt. Die beiden kennen sich zwar schon länger, doch nun wohnen sie auch in einer WG. Zu der Zeit spielt Leslie in einer Rock'n'Roll-Band, während Peaches tagsüber Kindern Musikunterricht erteilt und abends an dem Album arbeitet, das ihr später unter dem Titel The Teaches Of Peaches den Durchbruch verschaffen sollte.

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Feist Multitudes
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Hier beginnt auch Leslies Karriere als Mitstreiterin auf den Alben anderer Leute. Es sollen später Gastauftritte auf den Alben von Gonzales und den Kings Of Convenience folgen. Sie steht mit Peaches in Toronto auf der Bühne und begleitet sie auf Tour nach Europa. Dort geht sie 2000 auch mit Gonzales auf Tour.

Um den langen, kalten kanadischen Winter zu überstehen, gründet sie 2001 mit einigen Freunden die Band Broken Social Scene. Das Ziel ist, einen Monat später eine Show zu spielen. Daraus entsteht dann ein komplettes Album: "You Forgot It In People" wird 2003 veröffentlicht. Eine größere Tour durch die Staaten folgt.

Im Winter 2002/2003 ist Leslie Feist wieder mal mit Gonzales auf Europatournee. Während dieser Zeit beginnen sie, gemeinsam Stücke aufzunehmen. Zunächst kommen Coverversionen in der ruhigen, eigenwilligen Art Feists aufs Band (die von den Bee Gees und Ron Sexsmith sind auf dem Album zu hören). Langsam beginnt sie auch, sich an ihre eigenen Songs heranzutasten: Gonzales hilft Leslie, die Melodien, die sie schon einmal auf einer Demo-CD eingespielt hatte, zuzuspitzen. Aus dieser Zusammenarbeit entsteht das Album "Let It Die", das 2004 in die Läden kommt.

Im selben Jahr ist Feist auch auf einigen Songs der Kings Of Convenience-Platte "Riot On An Empty Street" zu hören, an denen sie mitgeschrieben hat. Außerdem schreibt sie einen Song für das Album von Jane Birkin, ein Duett.

Auf ihrem nächsten Album arbeitet Leslie Feist wieder mit Gonzales, Mocky und Jamie Lidell zusammen. Mit "The Reminder" erobert sie im Frühjahr 2007 nicht nur der Herzen der Feuilletonisten von der Süddeutschen bis taz und FAZ, sondern erstmals auch die Charts.

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Leslie Feist über Erfolg, die Entstehung von "Metals" und ihre Berlin-Vergangenheit.
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Gerade die Single "1,2,3,4" beschert Feist viel Aufmerksamkeit. Nicht nur Apple entdeckt den Song und untermalt damit eine farbenfrohe Werbung, auch die Macher der Sesamstraße laden die Sängerin ein. All die Erfahrungen, die sie mit ihrem Erfolgsalbum macht, sammelt sie 2011 auf der DVD "Look At What The Light Did Now". Sie ist gleichzeitig Vorbote für ihr Folgewerk "Metals".

Auch hier ist es eine Single, die Mitte September die Musikwelt ganz wuschig auf Leslies drittes Album macht. "How Come You Never Go There" überzeugt mit souliger Attitude und ausgesprochener Lockerheit. Sogar Beck lässt sich einen Remix des Tracks nicht nehmen.

Die vierjährige Pause zwischen den Alben erklärt die Künstlerin so: "Ich habe im 'National Geographic' einen Artikel über Böden und den modernen Ackerbau gelesen. Es geht dabei ja nur darum, dass Essen wächst auf diesem Boden – also nicht, dass alles auf einmal wächst und dann nie wiederkommt. Der Boden sorgt schon dafür, dass etwas kommt, nur musst du ihm Pausen gönnen, damit neue Nährstoffe in den Boden gelangen können, bis schließlich alles wieder von vorne beginnen kann. Er muss manchmal einfach so daliegen in der Sonne, austrocknen, nass werden, ruhen." Die Ruhepause tat auch ihr gut, denn "Metals" begeistert wieder Presse und Fans, u.a. listetes die New York Times listet es als Album des Jahres. Leslie Feist baut ihren Ruf als anspruchsvolle Pop-Songwriterin ein weiteres Mal aus.

Danach bleibt es jahrelang still um sie. 2022 will Feist ihre neuen Songs auf einer Tournee mit Arcade Fire zelebrieren, doch schon nach zwei Konzerten bricht sie das Unternehmen ab. Nach Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens gegen deren Sänger Win Butler trifft sie schweren Herzens diese Entscheidung und erklärt den Fans auf Social Media in einer ausführlichen Schilderung ihre Beweggründe. Die neuen Songs erscheinen im Frühjahr 2023 schließlich auf "Multitudes". Darin verarbeitet sie Erfahrungen der Pandemie, die Adoption ihrer Tochter und den plötzlichen Tod ihres Vaters, dem abstrakten Maler Harold Feist.

Interviews

Feist: "Eine Melodie ist wie ein nackter Mensch ..."

September 2004 "Eine Melodie ist wie ein nackter Mensch ..."

Interview von Vicky Butscher

Mit Feist erscheint ein Soloalbum einer Frau, die bisher vor allem durch ihre Arbeit mit anderen Künstlern bekannt wurde. Für die Musik das Leben und Leben Musik zu bedeuten scheint. Auch sie kommt aus Kanada. Das erinnert sehr stark an Melissa auf der Maur. Nur die Musik, die geht in eine komplett andere Richtung. (0 Kommentare)

News

Alben

Feist - Multitudes: Album-Cover
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2023 Multitudes

Kritik von Sven Kabelitz

Glück und Traurigkeit fließen nahtlos ineinander. (0 Kommentare)

Feist - Pleasure: Album-Cover
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2017 Pleasure

Kritik von Luca Wisnagrotzky

Der geduldige Hörer wird hier reichlich belohnt. (0 Kommentare)

Feist - Metals: Album-Cover
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2011 Metals

Kritik von Simon Langemann

Auf undurchsichtigen Klangteppichen in aufwühlende Welten. (0 Kommentare)

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