laut.de-Kritik

Leidenschaft, Leidenschaft und noch mehr Leidenschaft.

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"Ich bin bestimmt kein perfekter Sänger. Und wir sind nicht die beste Band der Welt", jauchzt Frank Turner hierzulande immer wieder gerne ins Mikrofon, wenn er seine deutsche Version des "England Keep My Bones"-Openers "Eulogy" zum Besten gibt. Und ja, da ist was dran. Mit den ganz Großen der Branche kann es der Brite stimmlich sicherlich nicht aufnehmen. Auch seine Begleitband, die Sleeping Souls, hauen gerne mal eine Akkordabfolge über den Jordan. Aber genau diese zutiefst sympathische Selbstwahrnehmung macht nahezu jeden Song des Punkrock-Globetrotters zu einem Juwel.

Dabei spielt es keine Rolle ob der Songwriter zwischen Heim- und Fernweh pendelt ("England Keep My Bones"), sich in Breakup-Dramen suhlt ("Tape Deck Heart") oder sich wie dieser Tage als Stehaufmännchen präsentiert. Frank Turner muss man einfach lieben. Es sei denn, man kann mit schroff dahin gerotzten Symbiosen aus Punk, Folk und klassischem Singer/Songwriter-Liedgut sowie Texten ohne doppelten Boden so rein gar nichts anfangen.

Wer eine derartige Melange jedoch zu schätzen weiß, der wird auch mit Turners mittlerweile sechstem Studiostreich seine wahre Freude haben. Angefangen vom geschmeidigen Ukulele-Einsteiger "The Angel Islington" über kratzbürstige Stadion-Rocker à la "Get Better" und "Love Forty Down" bis hin zum "Nebraska"-Kniefall namens "Song For Josh" schicken der Frontmann und seine schlafenden Seelen mal wieder alles ins Rennen, was die fünfköpfige Gemeinschaft in den in den letzten Jahren so groß werden ließ. Frei von der Leber weg gespielte Folk-Punk-Exzesse, gepaart mit Singalong-Refrains und einer durchweg gelebten Underground-meets-Mainstream-Attitute lassen die Herzen all jener höher schlagen, die sich in Zeiten zunehmender künstlerischer Verkümmerung nach Fingerzeigen in Richtung Basis sehnen.

Ein zweites "I Still Believe" sucht man zwar vergebens. Aber das enttäuscht nur am Rande. Dafür kommen die Pogo-Momente ("Demons", "Josephine") um einiges knackiger um die Ecke als noch vor zwei Jahren. Auch die Springsteen-Vibes beherrscht Frank Turner mittlerweile wie kaum ein Zweiter ("Mittens"). Nicht minder große Spuren hinterlassen schunkelnde Indie-Folk-Grüße ("The Opening Act Of Spring") und blitzartige Pub-Besuche ("Out Of Breath").

"Positive Songs For Negative People" überzeugt auf ganzer Linie. Von vorne bis hinten präsentiert sich das Album wie eine Retrospektive der besonderen Art. Hier steckt alles drin, was den vor knapp zehn Jahren eingeschlagenen Solo-Weg des Briten bisher ausgezeichnet hat: nämlich Leidenschaft, Leidenschaft und noch mehr Leidenschaft.

Trackliste

  1. 1. The Angel Islington
  2. 2. Get Better
  3. 3. The Next Storm
  4. 4. The Opening Act Of Spring
  5. 5. Glorious You
  6. 6. Mittens
  7. 7. Out Of Breath
  8. 8. Demons
  9. 9. Josephine
  10. 10. Love Forty Down
  11. 11. Silent Key
  12. 12. Song For Josh

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