Porträt

laut.de-Biographie

Franz Ferdinand

2004 scheinen die Menschen im Vereinigten Königreich ihrer Pop-Eigenerzeugnisse Robbie Williams, Sugababes und Co. überdrüssig zu sein, anders ist der Vormarsch der schon so oft totgesagten Rockmusik nicht zu erklären. Hießen die ultimativen Durchstarter auf diesem Sektor im Vorjahr noch The Darkness, stehen 2004 die schottischen Franz Ferdinand ganz oben in der Gunst der Szene-Checker.

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Der Bandname beruft sich auf den habsburgischen Erzherzog und Thronfolger, dessen Ermordung durch einen serbischen Terroristen 1914 der Anstoß für den ersten Weltkrieg war. Der ermordete Franz Ferdinand war übrigens dank einer Verwandschaftsbeziehung des Hauses Habsburg zu Maria Stuart ein rechtmäßiger Erbe der schottischen Krone.

Die vier Rockmusiker, alle gut bewandert in der Geschichte der Neuzeit, wählten den Namen, weil er "ungewöhnlich und bedeutungsvoll" sei und somit perfekt zu ihnen passe. Doch das ist bei weitem nicht die einzige Innovation, die Franz Ferdinand der britischen Rockszene bescheren. Angelehnt an ihre ersten Auftritte, die illegal in einem Art-Déco-Lagerhaus im schottischen Glasgow stattfanden und praktischerweise gleich mit Vernissagen befreundeter Künstler gekoppelt waren, erinnern auch die Cover ihrer bisherigen Releases an Werke eines angehenden Diplom-Designers.

Sommer 2002 hielten Alexander Kapranos (Gesang), Bob Hardy (Bass), Nick McCarthy (Gitarre) und Paul Thompson (Schlagzeug) ihren ersten Liveauftritt noch im Schlafzimmer eines Mädchens namens Celia ab. Aus vier Songs bestand ihr Repertoir damals, und sie wiederholten sie einfach so oft, bis alle Gäste am Tanzen waren. Ein genial einfaches Konzept, dessen sich auch gängige Chartstürmer bedienen - allerdings nennen diese ihre Songs jedesmal anders.

Durch diesen Auftritt bekommen die Studenten das nötige Selbstvertrauen, den Schritt zum Berufsmusiker zu wagen - mit Erfolg. Ihr Gemisch aus Iggy Pop, The Fall und Joy Division mit einem gesunden Schuss Britpop, darauf angelegt, "Mädchen zum Tanzen zu bringen", beschert ihnen im Sommer 2003 einen Plattendeal mit Domino Records.

Schon nach zwei Singleauskopplungen ist der Hype um die eher brav wirkenden Jungs so enorm, dass sie auf den Titelseiten diverser Musikmagazine erscheinen und schon vor Release ihres Debüts als die beste Newcomerband Englands bezeichnet werden. Vergleiche mit den Strokes sind also durchaus angemessen.

Nach einer europaweiten Tour im Sommer 2004, auf der die Schotten beweisen, dass sie es ernst meinen mit dem Spaß, geht die Erfolgsgeschichte weiter. Anfang September werden Franz Ferdinand mit dem renommierten Mercury Music Prize geehrt; dabei setzen sie sich gegen prominente Mitbewerber wie The Streets, Belle And Sebastian oder die Soul-Senkrechtstarterin Joss Stone durch. Als Preisträger treten sie in die Fußstapfen von Primal Scream, PJ Harvey und Roni Size.

Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte der Band, die im Tourbus immer ein Bügeleisen dabei hat, um ja nie mit zerknitterten Hemden aufzutreten. Auf einer Party entbrannte zwischen Literaturstudent Alex und Musikstudent Nick, der in München aufgewachsen ist, ein heftiger Streit um eine Flasche Wodka. In der darauf folgenden Schlägerei kam es zu einem Austausch musikalischer Interessen. Ergebnis war eine enge Freundschaft zwischen beiden und eine gemeinsame Band. That's Rock!

2005: Newcomer wie Maximo Park, Bloc Party, The Futureheads und Kaiser Chiefs eifern den Franzels nach, indem sie ebenfalls gefeierte Debütalben vorlegen, die Fans und Kritiker gleichermaßen goutieren. Doch alle warten auf die Antwort der Thronfolger. Die kultische Verehrung ging bereits so weit, dass Fans eine Online-Petition starteten, mit dem Ziel, Franz Ferdinand-Sänger Alex Kapranos möge sich doch bitte seine gestutzten Haare wieder wachsen lassen. Schließlich sei man bei Live-Auftritten an den Anblick gewöhnt, wie er sich seine Fransen "immer so reizvoll aus seinen Augen" streiche.

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Franz Ferdinand "Es war Zeit für etwas Neues"
Alex Kapranos über eine neue Band-Ära, die Arbeit mit Cassius und Tiere im Studio.
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"You Could Have It So Much Better" heißt der ab dem 30. September 2005 erhältliche, zweite Franz Ferdinand-Longplayer, auf den der Single-Appetithappen "Do You Want To" in erwarteter Frische vorbereitet. Als einige der wenigen Bands spielen die Schotten schon im Juli einen ihrer neuen Songs live in Harald Schmidts damaliger Late Night Show und begeistern mit neuem Bühnendesign beim Haldern Open Air. Es folgt - wie üblich - eine Welttournee, die der noch jungen Band allerdings kaum Entspannungsphasen gönnt und alle Mitglieder an den Rand ihrer Belastbarkeit führt. Später kritisiert Kapranos auch einzelne Songs des Albums, das unter zu großem Zeitdruck entstanden sei.

Um Abstand von den Kollegen zu bekommen, musiziert Gitarrist Nick McCarthy mit seinem Kumpel Alexander Ragnew zum reinen Vergnügen. Es entsteht dabei das Album "Only An Orchard Away", das als Soloprojekt Box Codax erscheint. Der Sound von Box Codax will sich nicht so ganz festlegen: mit reichlich Lo-Fi-Charme und spürbarem Humor knuddeln die zwei in bester DIY-Manier Folk, New Wave, Elektronik und andere schöne Dinge zusammen.

Franz Ferdinand-Fans müssen sich bis 2009 gedulden, was neues Songmaterial anbetrifft. Bis dahin betätigt sich Alex Kapranos als Produzent des dritten The Cribs-Albums "Men's Needs, Women's Needs, Whatever". Bereits im November 2006 ist in Großbritannien sein Buch "Sound Bites: Eating On Tour With Franz Ferdinand" erschienen, in dem Kapranos die kulinarischen Abenteuer auf Tournee mit seiner Band schildert.

Generell lässt sich die Band nach den traumatischen Erfahrungen des schnell nachgeschobenen, weil vom Label hartnäckig geforderten zweiten Albums nicht mehr stressen. "Right Thoughts, Right Words, Right Action" erscheint 2013 erneut satte vier Jahre nach dem Vorgänger. 2015 verwirklicht die Band einen bereits 2004 rudimentär angedachten Traum: Eine Kollaboration mit den Idolen der Sparks. Da die Zusammenarbeit schnell Früchte trägt, wählt man als Projektnamen das Akronym FFS und geht auch gemeinsam auf Tournee.

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Im Juli 2016 verkündet Gitarrist und Gründungsmitglied Nick McCarthy seinen Ausstieg. Er möchte sich lieber "seiner jungen Familie" widmen, als sich weitere "eineinhalb Jahre" vollumfänglich den Verpflichtungen zu verschreiben, die das kommenden Albumprojekt von ihm verlangt hätte. Stattdessen stürzt sich McCarthy mit seiner Ehefrau Manuela Gernedel an ein neues Projekt, das schlicht ihren Vornamen trägt: Manuela.

Franz Ferdinand verzichten ihrerseits nicht nur auf die immer gleichen, für solche Zwecke seit Jahrzehnten verwendeten Floskeln, sie karikieren diese auf großartige Weise mit dem Satz: "Wir würden gerne behaupten, die Trennung geschehe aus musikalischen oder persönlichen Gründen, aber genau so ist es nicht. Basierend auf diesen persönlichen Differenzen haben wir die Band überhaupt erst gegründet."

Für McCarthy kommen mit Dino Bardot und Julian Corrie gleich zwei neue Leute in die Band. Im Februar 2018 erscheint das erste Album in der neuen Formation namens "Always Ascending". Produziert hat Philippe Zdar (Beastie Boys, Phoenix, Cassius) in London und Paris. Im Zuge des Albums kündigen die Schotten auch eine Welttour an.

Im Corona-Lockdown veröffentlicht Alex Kapranos im Juli 2020 ein Cover-Duett mit der Französin Clara Luciani und spricht parallel davon, sich nun wieder verstärkt Franz Ferdinand widmen zu wollen. Ende Oktober 2021 kündigt Bassist Bob Hardy eine Fotoausstellung "Show Days No Show Days" in Glasgow an, seine Fotos rücken die stillen Momente des Tourlebens in den Mittelpunkt. Quasi zeitgleich verlässt Paul Thomson als zweites Gründungsmitglied überraschend nach 19 Jahren die Band: Es sei ein kleiner Schock gewesen, verlauten Franz Ferdinand. Die Karriere, so der Schlagzeuger, sei ein Traum gewesen, den er immer noch verarbeite, aber nun trete er zur Seite. Auf dem Drumhocker nimmt fortan Audrey Tait Platz: Thomson überreicht ihr auf einem über Social Media geteilten Foto auch symbolisch die Drumsticks.

Franz Ferdinand verzagen nicht, sondern reagieren auf die Line-Up-Änderungen mit der Best-Of "Hits To The Head" samt zwei neuer, gelungener Songs. Ein Triumphmarsch einer der wichtigsten und wichtig gebliebenen britischen Bands der 00er-Jahre.

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Berlin, Verti Music Hall, 2022 Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet.

Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet., Berlin, Verti Music Hall, 2022 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet., Berlin, Verti Music Hall, 2022 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet., Berlin, Verti Music Hall, 2022 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Sie heißen "Superfantastisch": Franz Ferdinand live. Support: Dyan Valdés und Medicine Cabinet., Berlin, Verti Music Hall, 2022 | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta)

Köln, Palladium, 2017 Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour.

Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Mit der neuen Scheibe "Always Ascending" on tour., Köln, Palladium, 2017 | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

Live in Köln 2009 Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium.

Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Schottenrock in Köln: Franz Ferdinand im Palladium., Live in Köln 2009 | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

Termine

Sa 22.02.2025 München (Muffathalle)
Mo 24.02.2025 Berlin (Huxley's Neue Welt)
Fr 28.02.2025 Köln (Kantine)
Alle Termine ohne Gewähr

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