laut.de-Kritik
Unwiderstehliche Grooves der gesamten Musikgeschichte.
Review von Martin LeuteDer Verzicht auf eine Gitarre und die große Rockgeste ist in englischen Bands durchaus eine Seltenheit. Umso erfrischender klingt dieses Trio um Mastermind Gwilym Gold, das mit ihrer Debüt-Single "Arrows Of Eros" bereits einen veritablen Hit gelandet hat.
Der klare Schlagzeugrhythmus, die funkige Basslinie und das fiepende Keyboard bilden den Unterbau dieser Nummer, auf den sich die gutlaunige, mit smartem Gesang vorgetragene Melodie legt, garniert mit sonnigen Beach Boys-Backgroundgesängen. Verspielt zieht das Tempo gegen Ende des Songs an, Trompete und Chor folgen auf dem Fuß.
In dieser Dancepop-Nummer vereinen sich wie auf der gesamten Platte 70er-Pop, Disco, Soul und 80er-Jahre-Einflüsse zu im besten Sinne erfrischendem Indiepop. Man könnte sogar noch Glamrock und Britpop anführen.
Mit ebenso unwiderstehlichem Groove wie in "Arrows Of Eros" oder "Queen Of The 21st Century" fährt der Dancefloor-Filler "True No.9 Blues (True Romance)" geschmeidig vom Hirn in die Beine, während Gwilym in Old School-Rap-Manier zu Orgel-Einsprengseln die Akzente setzt. Shake it, baby!
Die Orgel tönt dabei immer ungemein nostalgisch und untermalt mit dem wirbelnden Beat in "Magic Touch" die an Süße und Kitsch kaum zu überbietende Melodie ebenso gekonnt wie im großartigen Disco Lounge-Song "Please Venus". "Back To The Future" mag das Motto dieser Jungs lauten, die sich mit vermeintlicher Ungezwungenheit im reichhaltigen Fundus der Musikgeschichte bedienen und mit dem Ergebnis die derzeitige Musiklandschaft dennoch um eine lebendige Note bereichern.
Während "Another Universe" nach flächigem Synthie-Intro zu den Drums mit flüssigem Pianospiel wie der kleine Bruder von David Bowies "Oh! You Pretty Things" klingt, bahnt sich das E-Piano in der ruhigen Nummer "The Seed" seinen Weg durch eine psychedelische Klangfläche.
Das narrative "Here Comes The King" erzählt mit eindringlicher Melodramatik die Geschichte des Königs als Herzensbrecher, der sich die Liebe zunutze macht, um Körper zu erobern und eben Herzen zu brechen. Die schrägste Nummer folgt mit "Shake", das mit kratzbürstigen Blueselementen und Noise-Flächen aufwartet, die dem ambivalenten Erleben des Drogenrauschs den entsprechend paranoiden akustischen Ausdruck verleihen.
Die Platte endet mit der Piano-Ballade "Fade To Black", die starke Verweise zum Gospel aufweist und Golds Gesang hier tatsächlich an Wilco-Mastermind Jeff Tweedy erinnert.
Mit diesem Debüt landen die Golden Silvers, die sich übrigens gerne als "die bösen Cousins von Keane" bezeichnen - jedenfalls mehr als einen Treffer. Und böse tönen sie wahrlich nicht.
1 Kommentar
Lasst die Gitarren außen vor. Spitzen Soulplatte. Tolle Chöre und wahwitzige Frisuren. Lies auch http://www.jahrgangsgeraeusche.de/?p=1454