laut.de-Kritik
Lässiger Samplepop des "Wizard Of Aussie".
Review von Martin LeuteEndlich ist Gotye, "Wizard of Aussie", wie ihn die Sunday Times Culture liebevoll betitelte, auch hierzulande angekommen. Mit seinem ersten offiziellen Album, das in Australien bereits 2006 veröffentlicht wurde, schickt sich der gebürtige Belgier Wally DeBacker an, nun auch weltweit einzuschlagen.
Seine Sample-Kunst kombiniert er mit einem selbst eingespielten Bass und seinem Gesang. Anschließend beginnt sich das bunte Jahrmarkt-Karussell zu drehen, auf dem Dub, Weltmusik, Club-Sound, Wave und Filmsoundtracks ganz eng beieinander stehen. Der Facettenreichtum Gotyes beeindruckt dabei genauso wie sein markanter, vielseitiger Gesang.
Eine treibende Drum'n'Bass-meets-Ethnopop-Nummer eröffnet. Prägen hier eigenwillige Melodielinie, kernige Breakbeats und allerlei Samples, tendiert Gotye in "Hearts A Mess" mit sphärischen Klängen, markanten Pecussions, nostalgisch fiepender Orgel und sich dramatisch zuspitzendem Gesang zum Trip Hop. Dieser Mann schöpft eben alle seine Möglichkeiten ganz unprätentiös aus.
Die cineastisch anmutende Klanglandschaft in "Coming Back" spitzt sich mit Tangoanleihen zu einem rasanten Finale aus Bläsern, Orgel und Streichern zu, während der Discoknaller "Learnalilgivinanlovin" sich mit Backgroundchor und Bläsern etwas penetrant am Motown-Soul orientiert. Wer Spaß am Erraten von Samples hat, ist hiermit bestens bedient.
Das erneut Tangogewandte Instrumental "Seven Hours With A Backseat Driver" rückt Akkordeon-Samples ins Zentrum und klingt dabei wie eine verspieltere Version des Gotan Projects oder ein entschleunigter Herr Rossi auf Dope. Es folgt wieder ein Schnitt, wenn sich "The Only Thing I Know" dem 80s-Wave anzunähert.
Egal, ob man "Like Drawing Blood" als Elektroakustik oder Samplepop bezeichnen mag, Gotye ist ein kurzweiliges und ungemein detailliert arrangiertes Album geglückt. Mit seinen Songwriting-Skills stehen Wally DeBacker zukünftig wohl viele Tore und Herzen offen.
1 Kommentar
Oha, hatte ja nicht mehr dran geglaubt, dass Gotye mal in Deutschland ankommen würde und dann noch sein wirklich tolles 2006er Album hier veröffentlicht. Sehr gute Entscheidung - hoffentlich folgen ihm noch ein paar weitere Australier - denn Down Under gibt's ne wirklich interessante Musikszene, die leider fast komplett an uns Deutschen vorbei geht...