laut.de-Kritik
Aller guten Dinge sind drei? Nicht immer.
Review von Kai ButterweckGreen Day hatten in diesem Jahr wahrlich Großes vor. Nicht weniger als drei Titel wollten sich die Kalifornier zum Weihnachtsfeste unter die ohnehin schon vergoldeten Lametta-Bäume legen. Dass man jedoch mit ausgeprägter Habgier nicht immer wohlbehalten ins Ziel kommt, wissen wir spätestens seit Brad Pitts und Morgan Freemans 95er-Treibjagd auf Kevin Spacey.
Zwar fanden sich Billie Joe Armstrong, Mike Dirnt und Tré Cool nach der Veröffentlichung der beiden ersten beiden High-End-Angriffe "Uno!und "Dos!" auf keiner realen Anklagebank wieder, doch von ehrwürdigen Titelanwärtern für die selbsternannte "American Idiot"-Champions League ("Uno!"), sowie der Garage-Punk-Super League ("Dos!") waren die beiden vergangenen Outputs in etwa so weit entfernt, wie Greuther Fürth vom Gewinn der Meisterschale.
Nun schickt man mit "Tre!" das letzte heiße Trilogie-Eisen ins Feuer, um sich wenigstens noch den verbliebenen Epik-Punkrock-Titel unter die Nägel zu reißen. Doch ebenso wie bereits "Uno!" und "Dos!" findet auch "Tre!" keinen Zugang zur vollmundig im Vorfeld angekündigten neuen Soundausrichtung.
Epische Ausmaße sucht man auf "Tre!" vergebens. Stattdessen präsentieren sich die letzten neuen Green Day-Songs für dieses Jahr strukturell, soundtechnisch und von den Arrangements her wie dreizehn, teils kleine, teils große Brüder und Schwestern von mehr oder minder gehaltvollen Dreiminütern à la "Nuclear Family", "Let Yourself Go" oder "Lazy Bones".
Der mittlerweile über dreißigste Aufguss innerhalb von drei Monaten, der mit angezerrten 60s-Strat-Sounds, in Verbindung mit Uhuhuhu-Backgroundvocals und standardisierten Kesselrhythmen daherkommt, dürfte auch dem eingefleischtesten Anhänger des Trios zu denken geben.
Doch das, was man in punkto Soundvielfältigkeit über weite Strecken des Albums abermals vermissen lässt, wiegt der Dreier diesmal zumindest phasenweise mit langlebigen Harmonieläufen wieder auf.
"X-Kid", "Sex, Drugs & Violence", "Little Boy Named Train", "Walk Away": nach anfänglicher Aufwärmarbeit finden Green Day zur Mitte des Albums hin wieder Anschluss an große Melodiemomente der Vergangenheit. Gerade noch rechtzeitig vor der drohenden Ohrwurm-Insolvenz kriegt insbesondere Sänger Billie Joe noch die Kurve und begibt sich mit erfrischenden Airplay-Läufen auf längst überfällige Wiedergutmachungstour. Zum Finale hin gibt es mit dem scheppernden High Speed-Tornado "Dirty Rotten Bastards" sogar noch ein überdimensionales Heilpflaster für all die wunden Seelen der ersten Stunde.
Ende gut, alles gut? Mitnichten: denn auch wenn sich "Tre!" im Vergleich zu den beiden Vorgängern abhebt, zieht das 2012er-Drittwerk der Band, verglichen mit "American Idiot"- oder "Dookie"-Großtaten, über weite Strecken den Kürzeren. Zwar dürfte jede zweite Mittelklasse-Punkrock-Combo mit ähnlichem Material für die nächsten fünf Jahre ausgesorgt haben, für eine Band mit einem derart reichhaltigen Backkatalog wie Green Day, die man nach über 60 Millionen verkauften Tonträgern einfach mit anderen Maßstäben messen muss, ist das Präsentierte schlichtweg zu wenig. Ungerecht? Mag sein. Wer allerdings den Champions-League-Titel anpeilt und letztlich in der Euro League landet, der darf sich auch nicht wundern, dass sich in der verwöhnten Fankurve Ernüchterung und Enttäuschung breit macht.
49 Kommentare
Vllt wäre aus den besten Songs der 3 Schrottalben ein gutes geworden...
maximal eine EP
jungs, das ist der kommerz,
d a s ist ja kein sm-zirkus, sonderrn vorsichtiges grenzen aufzeigen und beschützerinstinkt....alte berufskrankheit...@soulburn (« @dein_boeser_Anwalt (« nee, mach ruhig...is ja noch suppe da... »):
Ich werde auf laut.de nie wieder einen subtil verächtlichen Kommentar deinerseits bzgl. meiner oder der Beteiligung irgendeines anderen von dir geschätzten Kommentators am laut'schen SM-Zirkus lesen, am I right?
Gibt halt Zeiten und Situationen, da muss es raus - dass es ausgerechnet der Fanboy der Woche aus Dir herauskitzelt, darauf hätte ich nicht gewettet. Aber schön. Und, fühlt sich auch irgendwie gut an, ne? rost: »):
@GreenDayFTW: "IST DAS EINE HATERSEITE!? WEM DIE NEUEN ALBEN NICHT GEFALLEN , BRAUCHT SIE NICHT KAUFEN UND GREEN DAY BESCHIMPFEN: HÖRT DANN HALT TOKIO HOTEL!!".....Danke für den Tipp!
Greenday sind längst irrelevant - hatte ich das noch nicht verkündet?