laut.de-Kritik
Heike Makatsch kann nicht singen - und wie!
Review von Artur SchulzGrönemeyer kann nicht tanzen. Heike Makatsch kann nicht singen. Letzteres traf auf Deutschlands Vorzeige-Diva Hildegard Knef ebenfalls zu.
Das Album zeigt sich als erfreuliche Beigabe zum am 12. März 2009 startenden Film "Hilde", in dem die EX-VIVA-Moderatorin das Leben der Knef mit einer vorzüglichen schauspielerischen Leistung darstellt. Den Soundtrack intoniert sie gleich selbst, mit interessanten und höchst gelungenen Ergebnissen.
Die 14 Titel umfassende CD enthält neben den im Film eingesetzten Nummern einige weitere Tracks aus dem großen Knef-Repertoire. Dass deren Musik bei Heike Makatsch in besten Händen ist, beweist sie gleich zu Beginn mit der gefühlvollen Berlin-Hymne "In Dieser Stadt". Das atmet den Geist der Knef, klingt aber stets nach Makatsch.
Die Produktion verzichtet darauf, die ursprünglichen Arrangements einfach nachzuspielen. Sämtliche Titel sind
neu arrangiert. Die WDR-Big Band präsentiert die alten Songs in einem frischen und mitunter gar überraschend neuen Gewand. Der Spagat zwischen Bewahrung des Ursprünglichen und gleichzeitiger Blutauffrischung gelingt unangestrengt und effektiv. Die Gesangs-Einspielungen fanden im Berliner Tonstudio Nucleus statt, in dem die Knef 1997 ihr letztes reguläres Album einspielte. Als Mit-Produzent zeichnet Jens Kuphal verantwortlich, der damals zusammen mit Till Brönner die Sängerin betreute.
Heike Makatschs Gesangsstimme steht vor ähnlichen Problemen wie das große Vorbild. Besonders deutlich wird ihre Verwandtschaft in den gelegentlich wackeligen Höhen ihrer Adaption von "Aber Schön War Es Doch." Mit miesmutiger Nörgelei hat diese Erkenntnis indes nichts zu tun: Der Knef ging es ebenso, und das gehört(e) einfach zu deren Stil. Heike Makatsch begeht, trotz frappanter Ähnlichkeit in der Intonation, nie den Fehler, lediglich eine Kopie des Originals abzubilden. Oft klingt ihre Stimme einige Nuancen wärmer, wo die Knef harsch und knarzig Giftpfeile in Richtung Hörer abschoss.
Besonderer Höhepunkt: der ewige Klassiker "Für Mich Soll's Rote Rosen Regnen". Für die Neueinspielung entschied man sich für einen Mix aus dem abgespeckten Live-Arrangement der späten sechziger/frühen siebziger Jahre, hier mit Ergänzung des großen Orchesters. Der eigentliche Walzertakt rückt in den Hintergrund und macht einer jazzigeren Variante Platz. Erst gegen Ende setzt die Big Band ein, die den Song aber niemals mit ihrem fülligen Klang erschlägt. Kleiner Wermutstropfen am Rande: Der berührende Schlager "Irgendwo Auf Der Welt Gibt's Ein Kleines Bisschen Glück," den Heike zusammen mit Roger Cicero im Film singt, ist leider nicht auf dem Album enthalten.
Als Extra zum Schluss hält "Hilde" einen bislang unveröffentlichten Titel aus der Feder der Altmeisterin bereit, der während der Sessions zum Studioalbum "17 Milimeter" entstand, aber nie eingespielt wurde. Hildegard Knefs langjähriger musikalischer Begleiter, der Komponist und Musiker Hans Hammerschmidt, bearbeitete und vollendete das Fragment. Dank Heike Makatsch erblickt "It's After Eight" nun swingend und vorwärtstreibend das Licht der Welt. "Heike Makatsch Singt Hildegard Knef:" Eine charmante, unterhaltsame Produktion mit Spaß-Garantie beim (Neu-) Entdecken alter Lieblinge und zum Hineinschnuppern für zukünftige Fans.
13 Kommentare
Lest euch durch von was ich Fan bin, hasst mich und glaubt mir, :"Für mich solls rote Rosen regnen" ist groß...!!!
vor dem lesen der rezi hab ich mich gefragt "muss ich mir die makatsch als knbef geben?"
nach der rezi denke ich "ja!"
komisch.
sie hätte doch soviel falsch machen können, macht vieles richtig und trotzdem nur 3 pkt.
vor dem hintergrund dieses risikos wären 4 doch angemessener gewesen, oder?
@lautuser (« Heike hat sich wirklich gewandelt, Film und Album gehen durchaus klar. »):
Beides schon schoen gezogen?
gratulation zu der treffenden rezension, artur.
ich finde auf dem zitierten songschnipsel kommt heike makatsch recht authentisch rüber. der versuch hätte wesentlich peinlicher ausgehen können.
es gibt eine schöne Interpretation von Solvig zu dem Knef Song "Ich bin zu müde um schlafen zu gehen". Diese fand selbst Paul von Schell, ihr letzter Partner als "gut nach empfunden". Einfach mal reinhören.....