laut.de-Kritik
Erwachsenwerden? Keine Zeit.
Review von Toni HennigDie Erlanger Spaß-Metaller von J.B.O. feiern ihr 30-jähriges Jubiläum und schicken sich mit ihrem 13. Studioalbum "Wer Lässt Die Sau Raus?!" an, die Fans mit noch mehr 'Blöedsinn', wie sie es nennen, zu beglücken.
So macht der Vierer gleich zu Beginn zu angethrashten Riffs in "Überfall" unmissverständlich klar: "Das ist ein Überfall, und du hast keine Wahl". Leider lenkt er so nur von der Ideenlosigkeit ab, die sich auf das gesamte Werk bezieht.
Als die Band noch etwas zweideutig von blauen Schlümpfen sang oder Nicoles "Ein Bisschen Frieden" in eine Metal-Version verwandelte, konnte man sich kurzzeitig ein Lachen nicht verkneifen. Das ist aber auch schon über zwanzig Jahre her. Nach wie vor geht es darum, Ungläubige zum Metal zu bekehren und dem Gerstensaft bis zum Erbrechen zu frönen.
Aber erfrischende Pointen lassen sich nun weit und breit nicht ausmachen. Dazu vernimmt man das ausgelutschte Geradeaus-Geriffe, hier und da mal mit einem kurzen Gitarren-Solo garniert. Nichts Neues also. Genauso könnte in Bayern gerade wieder ein Glas Weißbier umgekippt sein.
Natürlich fehlen auch Coverversionen nicht, bei denen man sich die Originale zurückwünscht, auch wenn man sie nicht mag. Diesmal müssen Baha Mens "Who Let The Dogs Out?" ("Wer Lässt Die Sau Raus?!") oder MC Hammers "U Can't Touch This" ("Weil's Quatsch Ist") dran glauben. Im letztgenannten Track will uns die selbsternannte Rosa Armee Fraktion zudem suggerieren, dass ihr Blöedsinn immer noch lustig sein soll, aber hört man ständig den ewig gleichen, asbachuralten Witz, bleibt einem das Lachen irgendwann mal eben im Halse stecken.
Dabei betonen die Franken, dass sie für "Niveau" stehen. Jedoch dürfte nicht mal der Genuss mehrerer Flaschen Bier dazu beitragen, die geistigen Tiefflüge ansatzweise zu unterbieten. Bei einer Erkenntnis wie "in dem Hotel in Groß Tittingen, da wurde in den Swimmingpool uriniert" allerdings kein Wunder. J.B.O. bewegen sich von ihrem infantilen Pipi-Kacka-Humor keinen einzigen Millimeter weg, so, als wären sie der Pubertät nie entwachsen. Sein Gehirn braucht man bei der Musik also gar nicht erst einzuschalten.
Damit sich daran auch die nächsten 30 Jahre nichts ändert, helfen die Anhänger selber mit, was in "Heavy Metal Baby" gefeiert wird: "Hurra, juchheissasa, ein neuer Metaller, der ist da." Ein "Happy Birthday" und einen "Hochzeitsmarsch" bekommen sie zusätzlich oben drauf serviert. Alle anderen wenden sich, wenn sie die Platte in der Metal-Abteilung sehen, wohl freiwillig dem Hip Hop-Sortiment zu.
5 Kommentare mit 4 Antworten
Ungehört 1/5 hat diesen Sommer wieder Hochkonjunktur.
"Natürlich fehlen auch Coverversionen nicht, bei denen man sich die Originale zurückwünscht, auch wenn man sie nicht mag. Diesmal müssen Baha Mens "Who Let The Dogs Out?" ("Wer Lässt Die Sau Raus?!") oder MC Hammers "U Can't Touch This" ("Weil's Quatsch Ist") dran glauben."
Übel...
Hoffentlich begegnet mir diese Musik nicht im Alltag.
Denke die Wahrscheinlichkeit ist überschaubar. Kenn ehrlich gesagt keinen der sowas hört und auch zugeben würde.
Mich wundert es jedesmal, dass es die noch gibt, und dass die offensichtlich noch immer mittelmäßig erfolgreich sind. Das Konzept war jedenfalls nach einem, allerhöchstens zwei Alben ausgelutscht, und wirklich lustig ist das auch nicht mehr.
Rockmusik für Leute, die vermutlich auch Mario Barth witzig finden.
soundtrack für den besuch des "schanzenfests 2k19"
Sind die schlecht geworden.
Waren die jemals gut???
als man noch jung war, konnte man sich aus jux und dollerei mal ne CD anhören und so. Als jugendlicher kennt man halt viele Witze noch nicht, da ist sowas schon mal amüsant.