laut.de-Kritik
Schreibt der Frau endlich mal anständige Songs!
Review von Dani FrommDas Hit-verwöhnte Produzenten-Team StarGate. Alicia Keys und Gemahl Swizz Beats. Ne-Yo. Profi-Schmuser R. Kelly. One Republics Ryan Tedder und Polow Da Don aus Atlanta - wie hochkarätig darf man eine Produzentenliste eigentlich besetzen?
Die Promiparade, die am Mischpult vorbei flaniert, ließe eigentlich ein formidables Album erwarten. Ein bahnbrechendes gar, schließlich wartet am Mikrofon eine der stimmgewaltigsten Ladys unserer Tage, eine wahre Ausnahmeerscheinung in der glattgebügelten R'n'B-Landschaft.
Nein, an Jennifer Hudson liegt es nicht, dass "I Remember Me" nur vereinzelt an der Aufmerksamkeit kratzt. Ihr Gesang hinterließe elefantöse Spuren in Herz und Seele - vorausgesetzt, man zimmerte ihm einmal ein angemessenes Podest. Dunkel, kraftvoll, berstend vor Soul und mit einem gerüttelt Maß Dreck - so präsentiert sich eine große Stimme von Anfang an.
"No One Gonna Love You"? Blödsinn. Wer funktionstüchtige Ohren hat, muss dieser Frau zu Füßen liegen. Doch den versammelten Nobel-Reglerschiebern will offenbar nichts, aber auch gar nichts Originelles einfallen, um dieses gewaltige Potenzial zu fördern oder auch nur zu nutzen.
Erweist sich die Eröffnungsnummer noch als halbwegs interessant aufgebaut, eröffnet sich dann die große Einöde: Bei StarGate schustert man für "I Got This" eine übersichtlich spannende Klavierballade mit breit angelegtem, poppigen Refrain zusammen. Für "Spotlight" unterlegen die Norweger das Klimperklavier mit einem schnurgeraden Beat aus dem Hitbaukasten.
R. Kelly setzt auf die bewährte Kombination aus Klavier und Marsch-tauglichen Rührtrommeln. Garniert mit reichlich "Uuuuh!"-Gesängen, versteht sich. Ryan Tedder verwendet für den Titeltrack (Überraschung!) Klavier. Stampfbeat und längst überstrapazierte Claps sorgen für die Passform im Mainstreamradio. Muss man erwähnen, welches Instrument Ne-Yo und Alicia Keys zur Grundlage ihrer Kompositionen erkoren haben? Kleiner Tipp: Es handelt sich nicht um eine Oboe.
Jennifer Hudson macht das Beste aus der größtenteils austauschbaren Konfektionsware, zeigt sich je nach Bedarf funky, gefühlvoll oder energisch. Manch andere Sängerin hätte der Rhythmus von "Everybody Needs Love" erbarmungslos vor sich hergetrieben. Hudson aber lässt sich die Zügel nicht aus der Hand nehmen.
Zu welcher Form sie auflaufen könnte: "Feeling Good" verschafft einen Eindruck. Jennifer Hudson macht sich die gerne und oft gecoverte, üppige Nummer samt ihrer protzig-pompösen Bläsersätze in einer Weise Untertan, dass man voran gegangene Versionen glatt vergessen will. Ja, sogar die von Nina Simone.
Wann, zum Teufel, erbarmt sich endlich jemand und schreibt dieser Sängerin anständige Nummern auf den Astralkörper ihrer Stimme? Eigentlich müssten da doch auch Songwriter mit Ideen Schlange stehen ...
2 Kommentare
Find die Songs eigentlich ganz anständig. Und was ist an Radiotauglicher Musik auszusetzen bitte?
Verdammt noch mal, wann kommt mal endlich Trey Songz auf euren Schreibtisch statt diese Name-dropping Alben von guten aber bisweilen faulen Produzenten? Seine beide letzten Platten waren grandioser RnB, zeitgemäß und dennoch zeitlos. Rezensiert mal etwas Qualität...