laut.de-Kritik

Dickere Kollabos als so mancher Rap-Superstar.

Review von

Noch einmal kurz Luft holen und los geht's. Amy Winehouse, Joss Stone, Paul Weller, Caro Emerald, James Morrison, Cee-Lo Green, Florence Welch, Rumer, Paolo Nutini, Jessie J, Lily Rose Cooper, Gregory Porter, Tom Jones, Mick Hucknall, Paloma Faith und Ruby Turner. Wow. Welcher Megastar schafft es, all diese Künstler auf ein einziges Album zu packen?

Von einem Megastar könnte der Piano-Meister Jools Holland, einstmals Keyboarder und Gründungsmitglied von Squeeze, rein optisch kaum weiter entfernt sein. Fast unscheinbar und deplatziert wirkt das elegant gekleidete Hutzelmännchen auf dem Cover von "The Golden Age Of Song". Wie kommt es also, dass sich bei ihm und "Later... with Jools Holland" seit 20 Jahren die Stars und Newcomer der Musikszene die Klinke in die Hand geben?

Zusammen mit seinen Gästen und seinem 18-köpfigen Rythmn And Blues Orchestra spielt sich Holland durch bekannte Standards. Auch diesmal, wie könnte es anders sein, ist ein einwandfreies Grundnievau gesichert. Überraschungen, wie der auf dem Vorgänger "Jools Holland And Friends" von Ina Müller gesungene Rio Reiser-Track "Übers Meer", bleiben aber größtenteils aus. Einige Lieder wurden extra für das Album aufgenommen, andere stammen aus Hollands Sylvester-TV-Show "Hootenannys".

Paloma Faith bewältigt den Etta James-Klassiker "Something's Got A Hold On Me" meisterhaft und steht dem Original kaum nach. Dagegen geht Rumer zwischen Piano und Trompeten-Soli in "Ac-Cent-Tchu-Ate The Positive" fast unter. Jessi J gibt sich wirklich alle erdenkliche Mühe dem alten Oleta Adams-Schmalzfetzen "Get Here" noch einmal Leben einzuhauchen. Einzig Hucknalls Auftritt mit "I Got I Bad (And That Ain't Good)" bleibt eine vollkommene Enttäuschung und verdient sich die goldene Schnarchnase par Excellence.

Cee-Lo Green wirbelt während dem von Jackie Wilson bekannt gemachten "Reet Petite" wie der Tasmanische Teufel. Den Jazz-Standard "My Baby Just Cares For Me" übersteht Florence Welch mit Bravour, auch wenn sie hier und da ein wenig zu sehr knödelt.

Drei Tracks ragen deutlich aus dem restlichen Repertoire heraus. "Mad About The Boy" gerät mit Caro Emerald so herzzerreißend und frisch, als würde man den Song zum ersten Mal hören. Der überraschende Reggae-Offbeat von "Bei Mir Bist Du Schön" und die charmante Performance von Joss Stone sprühen vor Energie. Ein Stimmungsaufheller mit debilem Dauergrinsen als einziger Nebenwirkung.

Der wahre Höhepunkt in Sachen Gänsehaut geht von Etta Jones' "Don't Go To Strangers", hier ein Duett zwischen Amy Winehouse und Paul Weller, aus. Ein erhabener Moment, der herzzerreißend die Erinnerung an ein verlorenes Talent aufrecht erhält und den Rest von "The Golden Age Of Song" in den Schatten stellt. Winehouse reißt dem Song unter Tränen das Herz heraus, während Weller ihr beruhigend wie ein guter Freund mit dem Kehrbesen zur Seite steht und links und rechts die entstandenen Scherben aufliest.

Also, was macht Jools Holland aus? Es ist die bedingungslose Liebe zur Musik, die aus jedem seiner Worte und jeder von ihm gespielten Note mitschwingt. Vollkommen egal ob du nun ein namenloser Newcomer oder ein Weltstar bist, alles was bei ihm zählt ist dein Herz, deine Seele und der Boogie-Woogie.

Trackliste

  1. 1. Something's Got A Hold On Me
  2. 2. Ac-Cent-Tchu-Ate The Positive
  3. 3. Lovin' Machine
  4. 4. Bei Mir Bist Du Schön
  5. 5. Get Here
  6. 6. A Place In The Sun
  7. 7. Don't Go To Strangers
  8. 8. I Got It Bad (And That Ain't Good)
  9. 9. My Baby Just Cares For Me
  10. 10. Mad About The Boy
  11. 11. I'll Sail My Ship Alone
  12. 12. Reet Petite
  13. 13. Sweet Country Love Song
  14. 14. September In The Rain
  15. 15. The Lady Is A Tramp
  16. 16. Get Away Jordan
  17. 17. When You're Smiling (The Whole World Smiles With You)

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