laut.de-Kritik
"Kamasutra findet Mama super." Yikes!
Review von Dominik Lippe"Hatte immer schon die besten Songideen. Und Texte, die euch Hundesöhne volley nehmen", rappt KC Rebell zum Auftakt seines neunten Soloalbums. Das ist wirklich merkwürdig, denn selbst nach intensiver Beschäftigung mit seinen Werken bleibt nicht eine einzige gelungene Formulierung oder musikalische Idee im Gedächtnis haften. "Galgen" setzt seinen belanglosen Aufschneider-Rap fort, wobei der Essener gegenüber "Rebell Army" noch müder klingt und mit deutlich weniger Freude am Spiel zu Werke geht. Zudem weitet er den unmotiviert eingestreuten Autotone-Einsatz aus.
"Steh' auf eigenen Beinen, red' mit meinen eigenen Eiern", offenbart KC Rebell seine wichtigsten Berater zu einem Instrumental, das in seiner Farblosigkeit auch noch die Aufmerksamkeit auf den Text lenkt. Wenn sich die Produktion doch mal in den Vordergrund schiebt, klingt das gleichermaßen anbiedernd wie grauenvoll. In "So Wie Davor" bewegt sich die Tonhöhenkorrektur an ihrem Leistungslimit. Für den schleppenden Refrain von "Wer Hätte Das Gedacht" adaptiert der Rapper Pinks "Get The Party Started" zu einer deutlich weniger knalligen Version.
"Putz' ab mein' Hintern - Minimum vierlagig", liefert KC Rebell vertrauensselig private Einblicke, die er in "Alley Oop" noch mal toppt: "Bin für Bootys, scheiß' auf Titties." In "Rapapampam" macht er sich über "Fetische" und Rapper "vom anderen Ufer" lustig, bevor er sich in einem ödipalen Konflikt verheddert: "Rap-Rebell, Kamasutra findet Mama super." Yikes! Dem gegenüber ist sogar die ermattet vorgetragene Pubertätslyrik zur kraftstrotzend gemeinten Langeweile von "Energie" vorzuziehen. "Ich ficke deine Mutter im Belgischen Viertel. Ich trage ein Doppel-G auf meinem Gürtel."
Beinahe obligatorisch bei prahlende Poeten vom Schlage KC Rebells ist es, die Inszenierung der Stärke mit Quengeleien zu unterlaufen. "Zu viel' böse Augen wollen mich am Galgen", klagt er schon im Intro mit ähnlichem Verfolgungswahn wie Bass Sultan Hengzt auf "Welle Vol. 1". "Rosenwasser" treibt das Selbstmitleid gar auf das Level von Apache 207. "Manchmal fühlt es sich für mich an, als wäre das hier alles ein Albtraum", sinniert der empfindsame Verseschmied zur klimpernden Gitarre, "Ich reise ständig um den halben Globus. Such ein Lächeln, aber finde keins auf all den Fotos."
Den charakterlichen Tiefpunkt erreicht der Essener mit "Zusammen". Zunächst berichtet er vom Ende einer Freundschaft, weil sich der langjährige Weggefährte irgendwann geweigert hat, sich an den 'Wir-leben-und-wir-sterben-zusammen'-Kodex zu halten. Das mag beknackt klingen, vermittelt aber zumindest Emotionen. Mittendrin beginnt ein neuer Song, mit dem sich KC Rebell selbst sabotiert. Er schwärmt von den "Bitches" auf seinen Yachten und adressiert seinen einstigen Intimus, der außenvor bleiben muss. "Dein Neid auf mich ist priceless", freut sich der engherzige Rapper gehässig.
Zum Schluss unternimmt er mit Q-Seng und Warya in "Schlangenlinien" noch einen Ausflug in den Tierpark, wo sich Ratten und Reptilien tummeln. Asche, Kollegah, PA Sports und Apache 207 wissen, wovon er spricht. Alle anderen verbuchen den grassierenden Bammel vor Verrat unter Projektion. Die ständige Wiederholung der immergleichen Songideen langweilen KC Rebell hörbar selbst. Daran wird sich wohl auch zukünftig wenig ändern, sofern Kontra K recht behält: "Ich schwör' bei Gott, ich mach' dieselben Fehler niemals nochmal, aber lauf' dann mit denselben Schuhen in denselben Regen."
9 Kommentare mit 2 Antworten
Cover verdient nen award. ich mein, bis 2029 safe das hässlichste
Fler, KFC Rebell, Amigos und Calimeros... das ist gefühlt das beste Deutschrapjahr seit 20 Jahren, Bossxplosive MUSS seine Liste nochmal überarbeiten.
Cover-Bild furchtbar, Beats entweder dreist von woanders abgeguckt oder uninspiriert, und dazu noch Bad Bars, von denen die Meisten dieses Mal nicht einmal unfreiwillig komisch sind. Das war ja mal der absolute Griff daneben.
Idealer Albumtitel, der Kunstbegriff wird hier mit beängstigender Genüsslichkeit zum Galgen geführt und enthauptet.
Wenn schon ein Album mit Exekutionsthematik im Titel, dann lieber das hier:
https://open.spotify.com/album/0gGCEzL88mT…
Ist halt Musik für dumme Kinder, Idioten und Prolls (m/w/d). KC denkt wahrscheinlich selbst, dass jeder Doppelreim für sich schon eine Leistung ist, die ihn über Otto Normal erhebt.