laut.de-Kritik
Vom Verzehr wird abgeraten.
Review von Thorben SchülkeKillerpilze, ja, das ist die Band mit dem kleinen Drummer. Mittlerweile sind die Burschen aber halbwegs erwachsen, alle zwischen Anfang und Mitte Zwanzig. Ach, wie doch die Zeit vergeht. "Es ist schon krass, wir sind echt keine Kinder mehr" singen sie denn auch auf "Die Stadt klingt immer noch nach uns". In diesem Fall heißt das, dass die kindliche Rebellenphase überwunden wurde und man nun ohne schlechtes Gewissen Pop-Songs schreibt. Erwachsenwerden ist das durchgängige Motiv der Platte, die sie übrigens in Eigenregie produziert haben. Ach, wie selbstständig sie doch sind.
Der Opener "Jäger (Das kann doch nicht alles sein Pt.1)" startet mit einer spacigen Geräuschkulisse. Macht zunächst neugierig, enttäuscht jedoch, wenn er sich zu einem durchschnittlichen Pop-Rock-Song aufbaut. "Unsicherheit versteckt sich hinter Ironie bis sie uns zerreißt, dann gibt Pflastersteine zum Schleuderpreis" schmettern die Pilze dem Hörer entgegen. Ob man die Jungs am ersten Mai wohl auch Steine werfen sieht?
"Studieren" handelt von dem weit verbreiteten Problem der Jugend, die nicht weiß, was sie studieren soll oder ob ein Studium überhaupt die richtige Wahl ist. Mit Zeilen wie "Ich will nur noch ein bisschen Zeit, im warmen Schoss der Orientierungslosigkeit" sprechen sie bestimmt einigen Kids aus der Seele.
Überhaupt hat sich das Songwriting der Killerpilze stark verändert. Es ist zwar schön, wenn sie mit Hilfe des Rappers Curse Texte schreiben, die direkt aus ihrem Leben gegriffen scheinen. Wenn es sich dabei aber um das Leben von Teenagern handelt, kann das trotzdem recht schnell langweilen, sofern man alt genug ist sich ein Radler an der Tanke zu kaufen.
Mit dem Track "Lauf (Das kann doch nicht alles sein Pt.2)" bringen die Pilze noch mal etwas Punk auf die Platte, und sogar ein paar Metal-Riffs haben sich hier versteckt. Die wirken aber leider fehl am Platz, da tanzbare Pop-Songs und emotionale Balladen auf dem Album jedoch in der Überhand sind.
Das Prelude des dreiteiligen Songs "Himmel" besteht aus Pianogeklimper, bis im zweiten Teil noch etwas Herzschmerz-Gesäusel dazukommt. Im dritten Abschnitt und somit dem Closer des Albums nimmt die Nummer an Geschwindigkeit auf, und auch Drums und Gitarre zeigen zum Finale, dass sie rocken können. Eine epische Schnulze eben, aber irgendwie doch das Highlight der Platte.
39 Kommentare
Die gibt's also auch noch...
Von denen hatte ich glaube ich sogar mal ein Album vor Ewigkeiten. Wie schnell die Zeit doch vergeht.
@silenceboy (« Von denen hatte ich glaube ich sogar mal ein Album vor Ewigkeiten. Wie schnell die Zeit doch vergeht. »):
schwuchtel
@whiskeyclone (« und ich frage mich nur, warum es in deutschland keine arctic monkeys oder kasabians oder queens of the stone ages oder black rebel motorcycle clubs gibt, junge rockbands, die mit gefühl, herzblut und cojones vielseitige, sexuelle, interessante gitarrenmusik machen. die mit stil zitieren, und doch ihre ganz eigene stimme haben. wenn das in unsern landen mal passiert, weck mich bitte jemand auf. »):
Ich würde dir die Band Fotos empfehlen, besonders deren zweites Album "Nach dem Goldrausch". Sehr geil! Dann gab es früher mal noch die Gods of Blitz... und dann wird es auch schon langsam eng, geb ich dir recht
werd ich mal reinhören, danke!
Da gibt es wirklich schlechtere Tweenie-Musik.
Die Power-Ballade am Ende ist echt gut.