laut.de-Kritik
They are London: 42 Songs aus knapp 40 Jahren.
Review von Michael SchuhHey, eine Madness-Best-Of, da haben sich die Nordlondoner ja ganz was Neues ausgedacht. Wurde aber auch Zeit, dass endlich die achte Greatest Hits-Sammlung erscheint, vorsichtig ausgedrückt. Also schnell zugreifen, bevor die neunte kommt. Im Ernst: Noch eine Neuauflage bekannter Songs der Ska-Pop-Legende, wie zuvor schon auf "A Guided Tour Of Madness", "Total Madness", "The Lot", "Utterly Madness", "Complete Madness" oder "Divine Madness"?
Nein, es wäre zu einfach, sich angesichts von "Full House" über die Häufung der zahlreichen Compilations lustig zu machen (die noch dazu unterschiedlich konzipiert wurden, aber das interessiert wirklich nur Fans). Das Argument vom schnell verdienten Pfund lassen wir gleich ganz außen vor. Denn mit "Full House" verhält es sich anders.
So ungläubig man sich mit der Tatsache konfrontiert sieht, dass es noch ein bislang unbekanntes Wortspiel mit "House" gab, das sich auf ein Cover drucken lässt, so schnell wird klar: Keine Madness-Best Of konnte bislang auf solch eine Songauswahl zurückgreifen. Die bekannten, unsterblichen Hits flankieren gut 15 Songs, bei denen sich in Sachen Fantum die Spreu vom Weizen trennt. "Drip Fed Fred" mit Ian Dury? "How Can I Tell You?"? "Sugar And Spice"? "My Girl 2"? Ja genau, Madness waren nicht untätig seit der letzten Best Of und komponieren seit 2009 wieder regelmäßig und (abseits des öffentlichen Interesses) in großartiger Form.
Noch in den Nullerjahren glich das Produkt Madness einer dahinsiechenden Nostalgie-Veranstaltung, wovon die vor Innovationsgeist nicht gerade überbordende Cover-Platte "The Dangermen Sessions" beredt Zeugnis ablegte. Mit "The Liberty Of Norton Folgate" dann 2009 der überraschende U-Turn und ein Eröffnungssong, der inhaltlich alles subsumiert, was Madness seither (und davor) predigen: "We Are London". Dies tun sie auf hier vertretenen Songs wie "Forever Young", "Sugar And Spice" oder "Dust Devil" abwechselnd herzzerreißend wehmütig oder im bekannten Upbeat-Sunshine-Pop-Format ("My Girl 2"). Die Grenzen zwischen abgehangenem Reggae und Ska-Pop wie immer fließend, als verbindendes Element zwischen Früher und Heute dienen in erster Linie Mike Barsons Pianoläufe und die unnachahmliche Stimme von Suggs.
Wer im Spätherbst seiner Karriere so perfekte Singles wie "Mr. Apples" (vom aktuellen Album "Can't Touch Us Now") raushaut, darf meines Erachtens so viele Best Ofs veröffentlichen, wie er will. Die Krone setzt dem Teil nur noch das Vinyl-Gatefold (4xLP) mit Haus-Pop-Up im Cut-and-Paste-Collagen-Stil auf. Truly divine!
2 Kommentare
Ich kenne nicht viel von Madnesss, aber danke für die Idee, mal wieder das Video von Night Boat To Cairo anzuklicken
Die Best of ist endlich mal so ziemlich vollständig. Große Band!