laut.de-Kritik
Die Brücke zum Alten: Eddie Van Halen lässt grüßen.
Review von Yan TemminghoffDer Name verpflichtet: Wolfgang Van Halen, Sohn von Gitarren-Genius Eddie, wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Celebrity-Leben und Musikerdasein. WVH, so die Initialen, spielt auf dem "Barbie"-Soundtrack Gitarre. Auf der Tribute-Show für den verstorbenen Foo Fighters-Drummer Taylor Hawkins gab er Van Halen-Klassiker zum Besten. Für sein zweites Album bedient der Tausendsassa wie auf dem Debüt sämtliche Instrumente selbst.
Wie das Video zum Vorboten "Another Celebration At The End Of The World zeigt", bestehen Mammoth WVH zumindest live aus einer richtigen Band. Vielleicht erweitert Van Halen das Mitspracherecht von Me, Myself And I für die dritte Platte auf andere Menschen.
Verglichen mit "Mammoth I" balanciert der 32-Jährige den zweiten Rundling besser aus. Einer klassischen Vinyl folgend gibt es zwei Albumhälften, die jeweils mit einem ausladenden Track ihr Ende finden. Sowohl "Take A Bow" als auch "Better Than You" bieten gute Beispiele für Thinking Mans-Hardrock mit einem Gespür für Melodie bei gleichzeitig epischer Anwandlung.
Die kürzeren Stücke verfangen mit satten Riffs, zarten Hooks und ähnlich wie Biffy Clyro mit cool gestalteten C-Teilen. Einzelne Parts und Sounds gestaltet Van Halen bewusst außerhalb der eigenen Komfort-Zone. "I'm Alright" spendiert er Rock'n'Roll-Feeling mit Barpiano, während der Abschluss von "Right?" wütende Doublebass-Passagen und modernes Riffing bietet.
Alternative Rock der Marke Alter Bridge, Creed sowie Myles Kennedy und dessen Frontmann- und Texter-Qualitäten sind weitere wichtige Einflussfaktoren. Die Brücke zum Vater bilden die im Vergleich zum Vorgänger erheblich gesteigerte Anzahl an Gitarrensoli. Wolfi hat geübt, steigt aus seinem Schafsfell und tappt, bended und shredded was das Zeug hält.
Bei "Waiting" dreht sich die Diskokugel in der Schulturnhalle zum Abschlussball. Die Schönheit, die einen verschmäht, lässt einen in den Alkohol flüchten, an der Console oder an sich selbst daddeln. Schwer scheint das juvenile Dasein. Aber es sei Wolfgang geflüstert: Irgendwann findest Du die Richtige und die eigenen Kinder jagen einen durch das gesamte Stimmungsspektrum. Da ist der Teenage-Herzschmerz nichts dagegen.
2 Kommentare
Bekomme hier an ganz vielen Stellen 2000er Emo/Rock Flashbacks, die sich aber mit toller Gitarrenarbeit, ausschweifenden Arrangments und teilweise unfassbar geilen Soli absetzen können.
Das Bier wird noch im Glas serviert, wir sind natürlich trotzdem schon im ganz großen Stadion.
Geiles Album!!!