laut.de-Kritik

Versuch einer objektiven Kritik.

Review von

Prolog
Zu den üblichen Vorwürfen, die man als Kritiker zu hören bekommt, gehört der der Subjektivität. Nicht selten fallen Sätze wie "Wo bleibt die journalistische Neutralität?", "Der Autor ist ja voll voreingenommen" oder "Diese Kritik ist gar nicht objektiv". Lasst uns also die Wünsche dieser Leser ernst nehmen und ihnen eine möglichst objektive Kritik schenken.

Aus technischen Gründen ist eine Bewertung der Platte von Nöten. Um ein bestmögliches Gleichgewicht zu halten, liegt diese in der goldenen Mitte.

Erweiternd meinte ein Bekannter kürzlich zu mir, dass Adjektive stinken. "Ein Text voller Adjektive ist wie eine Gruppe von Motorradrockern: Jeder Rocker hat seine Oma auf dem Rücksitz, weil er meint, ohne Oma geht's nicht - die Omas, das sind die Adjektive." Also denn, pfeifen wir im weiteren Verlauf auf die Adjektive.

Eine objektive Kritik

Mit "#1 To Infinity" veröffentlicht Mariah Carey nach "The 1's" und "The Ballads" ihr drittes Best Of-Album. Auf den Tag 25 Jahre nach ihrer Debütsingle "Visions Of Love" erscheint der Longplayer auf Audio-CD, als Download und findet sich bei Spotify, Deezer und anderen Musikstreaming-Diensten.

Der Release leitet ihre Rückkehr in den Schoß von Columbia/Sony Music ein. Die Platte enthält neunzehn Stücke. Die Gesamtspielzeit beträgt 75:21 Minuten. Auf dem Cover sehen wir die Sängerin in einem Kleid und High Heels.

Mehrfach arbeitete Carey, deren Stimme über fünf Oktaven verfügt, mit Künstlern zusammen. Zu ihnen zählen Trey Lorenz ("I'll Be There"), Boyz II Men ("One Sweet Day"), Joe und 98 Degrees ("Thank God I Found You") und Puff Daddy und Ol' Dirty Bastard ("Fantasy").

Die Debütsingle "Vision Of Love" aus dem Album "Mariah Carey" (1990) hat eine Spieldauer von 3:29 Minuten. Der von Carey und Ben Margulies geschriebene Song erreichte in der Schweiz Platz 24 der Charts. Im Video trägt die Sängerin Locken im Haupthaar. Für "Emotions" aus dem gleichnamigen Album (1991) arbeitete sie mit der C+C Music Factory zusammen, die uns Hits wie "Gonna Make You Sweat (Everybody Dance Now)" und "Things That Make You Go Hmmmm" schenkten. Robert Clivillés bedient das Schlagzeug. Das Lied erreichte in Japan Platz 90.

Für "MTV Unplugged" coverte Carey gemeinsam mit Trey Lorez das Jackson 5-Stück "I'll Be There". Auf dem ursprünglich für Gloria Estefan geschriebenen "Hero" hören wir Michael Landaus Gitarre. Die Ballade erreichte in Neuseeland Platz 2. In Careys "Without You"-Version ist der Song 73 Sekunden kürzer als das Badfinger-Original, jedoch 19 Sekunden länger als die Aufnahme von Harry Nilsson. Auf dem Single-Cover zeigt sich die Amerikanerin barfuß. Ihr größter Erfolg in Europa belegte in Amerika den dritten Platz.

Der von Sean Combs produzierten "Bay Boy Fantasy Remix" von "Fantasy" verfügt über ein Sample der Tom Tom Club-Single "Genius Of Love" und einen Gastbeitrag von Ol' Dirty Bastard. In den Niederlanden belohnt man dies mit Platz 9. "Honey" vom Album "Butterfly" erreichte 1997 in Deutschland die 38. Von Puff Daddy und Q-Tip produziert, kommt der Track dank der Samples von The World's Famous Supreme Teams "Hey DJ" und The Treacherous Threes "The Body Rock" auf neun Songwriter. Das in Zusammenarbeit mit Jay-Z entstandene "Heartbreaker" findet sich 1999 auf "Rainbow" ein.

Mit dem von "E=MC²" ausgekoppelten "Touch My Body" gelang ein weiterer Gassenhauer, der in Taiwan bis auf die Nummer 2 kletterte. Das Lied wurde Careys achtzehnter Nummer-eins-Hit in den USA. Damit überholte sie Elvis Presley in der Statistik.

Den Singles aus "Memoirs Of An Imperfect Angel" und "Me. I Am Mariah... The Elusive Chanteuse" blieb die Topposition verwehrt. Somit fehlen diese auf der Kompilation. "Infinity" wurde von Mariah Carey, Eric Hudson, Priscilla Rene, Taylor Parks und Ilsey Juber geschrieben und von Carey und Eric Hudson produziert. Die Nummer ist 4:01 Minuten lang und gelang am 27. April 2015 auf den Markt.

Epilog

Ich hoffe, dieser Versuch hat Sie als Leser unterhalten und vielleicht konnten Sie zudem ihre Schlüsse daraus ziehen. Für mich als Kritiker hat diese Form der Auseinandersetzung mit dem Produkt den Vorteil, die Platte nicht einmal hören zu müssen. Trotzdem werde ich in Zukunft wieder etwas mehr Subjektivität wagen. Sie mögen mir verzeihen und ich wünsche Ihnen einen Tag.

Trackliste

  1. 1. Vision of love
  2. 2. Love takes time
  3. 3. Emotions
  4. 4. I'll be there
  5. 5. Dreamlover
  6. 6. Hero
  7. 7. Without you
  8. 8. Endless Love
  9. 9. Fantasy
  10. 10. One sweet day
  11. 11. Always be my baby
  12. 12. Honey
  13. 13. My All
  14. 14. Heartbreaker
  15. 15. Against All Odds (Take A Look At Me Now)
  16. 16. We Belong Together
  17. 17. Don't Forget About Us
  18. 18. Touch My Body
  19. 19. Infinity

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Mariah Carey

Bereits als Zweijährige, so die Legende, soll die kleine Mariah ihrer Mutter, einer Opernsängerin, bei Textproblemen zu Verdis "Rigoletto" auf die Sprünge …

24 Kommentare mit 45 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Unter allen Bands und Soloartists rangiert sie von den Musikträger-Verkäufen auf Platz 8 vor Celine Dion, Whitney Houston, ACDC, Queen, Rolling Stones und Abba (200 Millionen verkaufter Tonträger).

  • Vor 9 Jahren

    Ich habe mir gerade die Rezensionen von Mariah Carey angeguckt und sorry, dass ist einfach nur schlechter Journalismus. Ich habe keinen Feuilleton der FAZ erwartet, -ist halt ein mittelmäßiges Online-Magazin,- aber aus reiner Antipathie einen Künstler durchweg zu denunzieren, um paar Leser ab zugreifen ist wirklich sehr peinlich.

    Ein Beispiel nur "the Emancipation of MIMI" hat mehrere Grammys gewonnen und viele andere Preise, war in diesem Jahr einer der best verkauften Platten und von Magazinen, wie Rolligstone Magazin in hohen Tönen gelobt. Die Single Auskopplung "We belong together" wurde der erfolgreichste Song der Dekade (2000-2010). Diese Platte hat von euch einen Stern bekommen.

    Im Vergleich, Lady Gagas "ART FLOP", ehmmm.. "ART POP" hat von der Redaktion 4 Sterne von 5 bekommen? Das Album ist eine der schlechtesten Alben des Jahres gewesen. Ich würde mir als Redaktion lächerlich vorkommen. Ich sehe hier leider keinen professionellen Journalismus, sonderen nur eine Seite, die sehr durchschnittlich rezensiert und boulevardesk ist.

    Ihr solltet entweder Profis ranlassen, also jemand der sich mit dem Genre Gospel, Soul, R&B und POP auskennt oder es sein lassen, weil das ist einfach, wie gesagt, peinlich.

  • Vor 9 Jahren

    Ich finde es grässlich, wie sehr Mariah Carey gerade in Deutschland verachtet wird. Sie wird immer auf die 90er Jahre datiert und häufig als in Europa und Deutschland gescheitert angesehen, obwohl sie hierzulande satte 4 Millionen Alben absetzen konnte, allen voran Music Box, dass sich nach Sony allein in Deutschland 1,4 Millionen Mal verkaufen konnte.

    Dann wird sie zusätzlich als naiven, dummes, blondes Püppchen dargestellt, obwohl sie das nicht ist und niemals war. 1995 bekam sie beispielsweise in den USA die "congressional medal" für ihre Humanitären Dienste verliehen - mit 25. 2005 reichte es musikalisch schließlich zu einer Auszeichnung der eigentlich nicht sehr Carey freundlichen American Recording Academy, die ihr eine Ehrenauszeichnung für ihr Lebenswerk als Musikerin überreichten. Sogar ihr zuletzt erschienenes Studioalbum kam von dem ebenfalls Carey feindlichen Rolling Stone Magazine die Ehre zu, zu den 20 besten R&B Werken des Jahres 2014 zu gehören.

    Nur hier und in diesem "Forum" wird eine musikalische Schaffensphase nach der nächste herabgewürdigt und beschimpft. Dabei werden gerade Gerüchte laut, Mariah würde für die Rock and Roll Hall of Fame nominiert und das im ersten Jahr, in dem man sie nominieren kann (25 Jahre nach Debüt).

    Von DSDS bis zu American Idol jeder sucht nach der nächsten Mariah. Nur finden tut man sie nie, da das Popprodukt, das dabei herauskommt, häufig eine Halbwertszeit von einer Hitsingle aufweist.

    Man kann ja von R&B und Adult Contemporary Pop halten, was man mag, aber man sollte sich auch mal hinterfragen, ob an ihr nicht doch etwas dran ist. Immerhin schafft es nicht, sich 25 Jahre im Geschäft zu halten, oder gar eine der erfolgreichsten und meist bekannten Songs aller Zeiten zu schreiben und zu singen: All I want for Christmas For you --> übrigens auch in Deutschland ein Verkaufs- und Radioevergreen.

    Wenn aber dann auch noch Falschinformationen in solchen Rezensionen auftauchen, wie in dieser, ist das nicht nur fragwürdig, sondern zeigt, wie sehr eine Rezension vom persönlichen Weltgeschmack eingefärbt sein kann. Bei #1 to Infinity handelt es sich um ihre 6 Best-Of / Hitssammlung nach (#1's 1998, Greatest Hits 2001, The Ballads 2008, Playlist 2010, Essential 2011).

    Darüber hinaus möchte ich noch mal mit der eher fehlgeleiteten Vorstellung aufräumen, Mariah hätte niemals für ihr Talent, bzw. die Qualität ihrer Musik irgendwelche Auszeichnungen erhalten. Immerhin schob die American Society of Composers, Authors and Publishers gleich knapp ein Dutzend Honorierungen für Songwriting in Richtung von Mariah, u.a. als bester Songwriter für R&B (2x), bester Songwriter für Pop (4x).

    Da heißt es, Mariah geht im Fahrwasser von R&B Musik unter und doch wird sie gerade für dieses Genre besonders anerkannt, u.a. auch von den renommierten Soul Train Awards.

    Nun kann ich schon antizipieren, wie hier werde sagen werde, dass dies ja US-Amerikanische Auszeichnungen seien, und die da drüben ja eh keine Ahnung hätten und doch werden solche Auszeichnung häufig als Beweis und Ritterschläge anderer Künstler herangezogen.

    Noch ein Wort zu ihren globalen Status. Klar, ist sie nicht der Überflieger - kommerziell - in Deutschland, ihr in Relation zur Größe der Musikindustrie erfolgreichster Markt ist Asien, wo Mariah vor Elvis und den Beatles der erfolgreichste musikalische nicht-asiatische Künstler ist. Knapp 20 Millionen Alben hat sie allein in Japan verkauft (zum Vergleich: Madonna kommt auf knapp 9 Millionen)

    Tja, manchmal zieht Scheiße und nicht alles, was gut riecht besteht aus Blütennektar. Im Falle von Mariah Carey liegt die Wahrheit in der Mitte und damit 180° entfernt von der oben zusammengetapsten Rezension.

    • Vor 9 Jahren

      Was ist denn mit dir?

    • Vor 9 Jahren

      @stevyy:
      "Ich finde es grässlich, wie sehr Mariah Carey gerade in Deutschland verachtet wird."
      Immer noch nicht in dem Maße, wie sie es verdient hätte. Ich find's ja auch scheußlich, mir anzuschauen, wie sie ihr Silikon in die Kamera wuchtet oder presswehengleich ins Mikro jodelt. Aber gut, jeden Tag gibt's aktuell Amokläufe in den USA, man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben ...

      "Dann wird sie zusätzlich als naiven, dummes, blondes Püppchen dargestellt, obwohl sie das nicht ist und niemals war."
      Nö, aber sie hat sich nun wirklich lange genug als naives, dummes, blondes, verwöhntes, überkandideltes, arrogantes Püppchen inszeniert ...

      "1995 bekam sie beispielsweise in den USA die "congressional medal" für ihre Humanitären Dienste verliehen - mit 25."
      Ähm. Nein. Aber so was von entschieden Nein.
      Sie hat 1999 (!) - da waren weite Teile von ihr 29 - den Congressional Horizon Award (!) und den Howard Humanitarian Award (!) in den Hals gestopft bekommen für ihre Jugendarbeit und für ihre Arbeit mit Non-Profit-Organisationen. Ob da auch humanitäre Organisationen drunter waren, weiß ich nicht, aber wenn, wurden die unter "ferner liefen" aufgeführt und waren nicht der ausschlaggebende Grund.
      Und was diese Preise angeht - ich könnte zum Beispiel einige Friedensnobelpreisträger ins Feld führen (Wortspiel nicht beabsichtigt), die heiße Kandidaten für ein Anti-Aggressions-Training (gewesen) wären ...

      "2005 reichte es musikalisch schließlich zu einer Auszeichnung der eigentlich nicht sehr Carey freundlichen American Recording Academy, die ihr eine Ehrenauszeichnung für ihr Lebenswerk als Musikerin überreichten."
      Und die blöde Kuh kapiert nicht, daß das ein Versuch war, ihr Lebenswerk für abgeschlossen zu erklären.

      "Sogar ihr zuletzt erschienenes Studioalbum kam von dem ebenfalls Carey feindlichen Rolling Stone Magazine die Ehre zu, zu den 20 besten R&B Werken des Jahres 2014 zu gehören."
      Neulich haben sie auch in einer Kolonie von Pestkranken die 20 gesündesten Patienten ausgezeichnet ...

      "Nur hier und in diesem "Forum" wird eine musikalische Schaffensphase nach der nächste herabgewürdigt und beschimpft."
      Du hast ja keine Ahnung ...

      "Dabei werden gerade Gerüchte laut, Mariah würde für die Rock and Roll Hall of Fame nominiert und das im ersten Jahr, in dem man sie nominieren kann (25 Jahre nach Debüt)."
      Wenn man sich die RnR-Hall of Fame so anschaut und sieht, wer sich da drin austoben darf - und vor allem, wer sich skandalöserweise NICHT austoben darf -, ist die Aufnahme sehr wahrscheinlich. Die Verantwortlichen der Hall of Fame ekeln sich ja seit Jahren vor nichts, höchstwahrscheinlich nicht mal vor sich selbst.

      "Man kann ja von R&B und Adult Contemporary Pop halten, was man mag, aber man sollte sich auch mal hinterfragen, ob an ihr nicht doch etwas dran ist."
      Meinste irgendwas, das nicht durch Photoshop betont wird?
      Die Frau kann sich verkaufen, fertig. Oft genug sieht sie ja auch aus wie eine Frau, die sich verkaufen muß. Aber außer viel Tamtam ist da herzlich wenig, insbesondere sehr wenig Geschmack und Fingerspitzengefühl.

      "Wenn aber dann auch noch Falschinformationen in solchen Rezensionen auftauchen, wie in dieser, ist das nicht nur fragwürdig, sondern zeigt, wie sehr eine Rezension vom persönlichen Weltgeschmack eingefärbt sein kann."
      Du kannst gerne eine objektivere schreiben.

      Gruß
      Skywise