laut.de-Kritik

Ein riesengroßer Haufen Klingklang-Restemüll.

Review von

Zugegeben, Mariah Carey verfügt über ein begnadetes Organ. Auch knapp 25 Jahre nach ihrem kometenhaften Einschlag in die Pop-Welt steckt die Chanteuse mit ihrem Fünf-Oktaven-Umfang noch jede Mitbewerberin spielend leicht in die Tasche. Was der fünffachen Grammy-Preisträgerin jedoch auf ihren endlosen Reisen durch Prunk und Protz verloren ging, ist die Verbindung zur Essenz ihrer Anfangstage.

Zwar brüstet sich das Umfeld der Sängerin auch heute noch mit Superlativen, wenn es um die Promotion eines neuen Albums der New Yorkerin geht, doch stehen überdurchschnittliche Pop-, Soul-, R'n'B- und Hip Hop-Vibes schon lange nicht mehr auf Mariahs Gästeliste.

Was sich stattdessen nicht erst seit ihrem letzten Studio-Reinfall "Memoirs Of An Imperfect Angel" dort tummelt, hat mit hochwertigem Pop in etwa genauso viel zu tun wie der diesjährige Bundesliga-Auftritt des HSV mit fußballerischen Höchstleistungen. Die Rede ist von klinisch toten Whirlpool-Sounds für Leute mit Rihanna-Tattoos, einschläfernden Bedroom-Dudeleien und auf dicke Hose getrimmten Kurzbesuchen von Goldketten tragenden Yo-Baby-Yo-Terriern. All das, massenkompatibel eingepfercht von einem Dutzend Star-Produzenten, ergibt am Ende einen riesengroßen Haufen Klingklang-Restemüll.

Da wären wir auch gleich bei Careys neuestem Streich angelangt; anscheinend hat nicht einmal eine fünfjährige Studiopause der Verantwortlichen die Augen öffnen können. Abermals trällert sich Perez Hiltons "absolute Queen of All That Is Good and Holy" leblos und uninspiriert durch einen nicht enden wollenden Wust aus plumpen High-End-Beats und nicht minder ausgelatschten Elektro-Club-Spielereien.

Selbst die tatkräftige Unterstützung diverser Branchenpromis bringt keine Besserung. Weder Nas ("Dedicated") noch Wale ("You Don't Know What To Do") sind in der Lage, das vor sich hin schlummernde Singsang-Schneewittchen aus dem Tiefschlaf reißen. Kollege Fabolous zuckt am Ende von "Money" gleichermaßen ratlos mit den Schultern.

Nicht einmal das Gelache des Carey-Nachwuchses sorgt beim Hörer für Erheiterung ("Supernatural"). In zehn Jahren werden die beiden Sprösslinge ihrer Mum dafür wohl ordentlich die Leviten lesen. Richtig so.

Die Hoffnung schwindet. Doch da wäre ja noch Mariahs Paradedisziplin. Wie steht es um die Balladen auf "Me. I Am Mariah"? Lässt sie mit emotionaler High-Quality-Kost all die belanglosen Midtempo-Schlaftabletten des Albums in Vergessenheit geraten? Nein, leider nicht. Weder das Piano-Drama "Camouflage" noch die von George Michael geschriebene Orgel-Schmonzette "One More Try" kommen auch nur ansatzweise an Careys Candlelight-Hochzeiten Mitte der Neunziger heran.

Das einzige, was bei diesem Album wirklich strahlt und leuchtet, ist das Cover. Doch auch hier scheint nicht alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der die Carey-Silhouette vor kurzem noch etwas anders in Erinnerung hatte.

Trackliste

  1. 1. Cry.
  2. 2. Faded
  3. 3. Dedicated
  4. 4. Beautiful
  5. 5. Thirsty
  6. 6. Make It Look Good
  7. 7. You're Mine
  8. 8. You Don't Know What To Do
  9. 9. Supernatural
  10. 10. Meteorite
  11. 11. Camouflage
  12. 12. Money
  13. 13. One More Try
  14. 14. Heavenly

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16 Kommentare mit 15 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Also "Make It Look Good" mit der Mundharmonika find ich ziemlich geil :D

  • Vor 10 Jahren

    Dr. Alban feat. Milf Mandy Capristo

  • Vor 10 Jahren

    Das mag vielleicht nicht das Beste Album von Mariah sein, aber so schlecht (1 Stern) ist es nicht! Ich weiß nicht wie schnell hier das Urteil gefällt wurde (wahrscheinlich schnell durchgezappt), aber wenn ich mir dazu noch die anderen M.C.-Alben-Bewertungen hier anschaue, dann schneiden grundsätzlich alle ihre Alben nicht so gut ab, selbst das von Kritikern und Fans hoch gelobte "The Emancipation of Mimi". Lässt mich eher am Kritiker zweifeln, als am Album selbst! Ich weiß, das ist Alles Geschmacksache, aber wenn man keinen Geschmack für R´n´B/Hip-Hop/Soul-Musik hat, dann sollte man das auch nicht beurteilen dürfen. Das ist so als würde ein Heavy-Metal-Liebhaber eine Volksmusikplatte bewerten.
    Anders kann ich mir die harsche Kritik nicht erklären.

    • Vor 10 Jahren

      "The Emancipation Of Mimi" - hoch gelobt? Also, ich kann mich an ziemlich viele Rezensionen erinnern, die das Album als ziemlichen Durchschnitt bezeichet haben, vielleicht noch ein paar Leute ohne gänzlichen Musikgeschmack oder mit stärkeren Gehörproblemen, die das Album noch in den überdurchschnittlichen Bereich gewuchtet haben, aber so richtig im Überschwang hat sich außerhalb der Hardcore-Fan-Szene keiner zu dem Dingens geäußert ...
      Es soll auch Leute geben, die durchaus R'n'B oder Soul hören, die allerdings mit dieser auf billiges Bumsflittchen gestylten Heulboje nix anfangen können.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 10 Jahren

      ja nein er hat schon recht.
      Leute mit Geschmack sollten halt nicht ein Produkt bewerten das ganz klar für Leute ohne Geschmack hergestellt wurde.
      ich meine... das ist wie ein Alkoholiker bei der Weinprobe.

    • Vor 10 Jahren

      oder ein Junkie in der Apotheke...

    • Vor 10 Jahren

      oder ein Pädophiler als Kindergärtner...

    • Vor 10 Jahren

      oder ein Chinese als Hundesitter...

    • Vor 10 Jahren

      oder Dominik Strauss-Kahn als Frauenbeauftragter ...
      Gruß
      Skywise

    • Vor 10 Jahren

      Oder die laut-Community als Seelsorge.

  • Vor 10 Jahren

    Von Pitchfork generell sollte man gar nichts halten.

  • Vor 10 Jahren

    Dieses ist ihr bestes Album ever. Herausragende Songs und eindrucksvolle Produktionen. Meteorite, Money, Thirsty, Make it Look Good, You don't know what to do, Dedicated, Camouflage, The Art of Letting Go oder One More Try sind echt mega geile Songs. Vernünftige Musik-Kritiker geben mir da übrigens recht. Dass retro R&B in GER nicht ankommt, ist natürlich bei dem Helene Fischer Gedudel keine Überraschung.

    • Vor 10 Jahren

      Joa, wer Dirne Helene als Standard hat, braucht wirklich nicht viel. Da reicht schon eine abgeschmackte 90er Ikone, die erbärmlicher im RnB-Fahrwasser strampelt als mein Hund mit zusammengebundenen Beinen; die einzigen Maßstäbe, die Mariah noch setzt, halten ihre Mundwinkel so penetrant weit oben. Und daran gemessen, wen und was sie früher einmal mit ihren Songs erreicht hat ist das Album einfach nur grottig und uninspiriert und ohne den Namen Carey würde es wohl in der Veröffentlichungssuppe untergehen.

    • Vor 9 Jahren

      Naja, es ist doch auch so, dass Laut.de jedem ihrer Alben 1 oder 2 Sternen gegeben hat, demnach macht dein gesamter Beitrag keinen Sinn, da er ja auf "bessere" oder gar "gute" (?) Musik ihrerseits anspielt, die es wohl so nie gegeben hat. Schade, dass sie so zur 3. best-verkauften weiblichen Künstlerin in der Musikgeschichte aufgestiegen ist (nach Madonna und Céline Dion).