laut.de-Biographie
Marina And The Diamonds
Marina And The Diamonds ist der Künstlername von Marina Diamandis, die in Wales zur Welt kommt, in Griechenland aufwächst und später in London lebt. Schon früh angetrieben von dem Wunsch, Musik zu machen, schreibt sich Marina an verschiedenen Musikhochschulen in Englands Metropole ein, bricht ihre Studien jedoch immer wieder unzufrieden ab. Mit dem Nachsingen fremder Songs hätte sie ihre eigene Stimme nicht finden können, sagt Marina in einem Interview.
Stattdessen schreibt sie in ihrem Schlafzimmer am Keyboard selbst erste Lieder und nimmt sie mit Hilfe eines Drumcomputers auf. Mit diesen Lo-Fi-Demos in der Hinterhand, tritt sie als Solokünstlerin in kleinen Londoner Clubs auf.
Schnell interessieren sich allerlei Leute für Marina. Derek Davis vom New Yorker Label Neon Golden, die auch Passion Pit entdeckt haben, erwähnt sie lobend in seinem Musikblog, bucht sie für ein Konzert und veröffentlicht später auch die erste Single "Obsessions" just am Valentinstag 2009.
Auch der Chef von Warners Sublabel "679", der bereits bei The Streets und Badly Drawn Boy das richtige Gespür beweist, ist sich nach zwei Konzertbesuchen sicher: Marina Diamandis hat großes Potential, zumal in etwa zur gleichen Zeit mit Kate Nash, Lily Allen, der Schwedin Lykke Li und Florence And The Machine einige vergleichbare Musikerinnen in die vordersten Regionen der Charts vordringen.
Die erste Single "Obsessions" verwandelt sich von einer Pianoballade in luftigen Dream-Pop und offenbart, dass Marina Diamandis über eine variationsreiche und soulige Stimme verfügt. Die wiederholten Vergleiche mit Kate Bush kommen da nicht von ungefähr. Dagegen ist "Mowgli's Road", der zweite Song der Doppelsingle, ein versponnener Upbeat-Pop mit toller Melodie und Mut zu Soundspielereien, die Marina mit Produzent Liam Howe von den Sneaker Pimps ausheckt.
Schon haftet Marina And The Diamonds an, der nächste Hype zu sein. Ihren Blog, mit dem sie beinahe täglich direkt und unreflektiert mit ihren Fans in Kontakt tritt, muss sie einstellen, nachdem ihr die Musikpresse jede Aussage zerpflückt.
Noch ohne ganzes Album wird sie für das traditionsreiche Glastonbury-Festival gebucht, wo sie am frühen Nachmittag viel Aufmerksamkeit bekommt. Nach einem Traum-Line-Up für das Festival gefragt, zählt sie The Distillers, No Doubt, Patti Smith, Kate Bush und Madonna auf, was auch viel über die Bandbreite ihrer Einflüsse aussagt.
Zu diesem Zeitpunkt ist "The Crown Jewels EP" bereits erschienen, auf der Marina ungeachtet des erdrutschartigen Erfolgs ihrer Labelkollegin Little Boots sowie La Roux noch präziser ihren eigenen musikalischen Stil absteckt: Dezent elektronisch ausgekleideten, teils sphärisch-futuresken Piano-Pop mit spielerischem Ansatz und befindlichkeitsfixierten Texten aus der Grauzone zwischen Mädchen und Frau.
Als 2010 "The Family Jewels" erscheint, nutzen die Sängerin und ihr Management den entstandenen Hype für eine ausgiebige Konzerttour. Dort beginnt sie schon mit den Arbeiten an einem neuen Album.
Für "Electra Heart", das im Mai 2012 auf den deutschen Markt kommt, erfindet sie sich noch einmal neu. Sie lässt sich von Diven wie Madonna oder Marilyn Monroe inspirieren und entwickelt ihr Alter Ego "Electra Heart". Dabei helfen ihr eine fast schon unüberschaubare Anzahl an Produzenten und Songwritern, die von Diplo, Dr. Luke, Stargate und Greg Kurstin angeführt werden. Marina Diamandis will sich in keine Schublade stecken lassen, hat Spaß an der Verwandlung und wird nicht müde, diese Einstellung in eigenen Songs immer wieder klar zu stellen: "Pick a personality for free when you feel nobody."
Auf dem "Electra Heart"-Nachfolger "Froot" dreht sich 2015 alles um die Befreiung von Altlasten. So verarbeitet die Waliserin darauf eine gescheiterte Beziehung und sucht auch musikalisch wieder nach der eigenen Identität. Ganz auf dem Ego-Trip verzichtete die 29-Jährige auf ein Produzenten-Gespann und widmete sich selbst mit Hilfe von David Kosten den zwölf neuen Tracks, die zur Hälfte bereits vorab im wöchentlichen Countdown ausgekoppelt wurden. In der Vergangenheit habe sie zu sehr auf andere gehört, räumt sie ein: "Als Künstler musst du wissen, wer du bist, damit du herausfinden kannst, was du willst. Nur so kannst du deine eigene Identität finden."
Um sie zu suchen, nimmt sich Marina gut drei Jahre lang eine Pause. Ausgeprägtes Interesse zeigt sie für Psychologie. Auf Instagram denkt sie über Studien zur Wirkung von Social Media-Plattformen nach: Ob diese Ängste schüren und Realität mit Abbildungen vermischen, überlegt sie. Dass sie als Künstlerin diese Plattformen nutze und selbst zu dieser verzerrten Realität beitrage, stellt sie in den (virtuellen) Raum.
Manchmal mag man sich wundern, wie politically correct die Sängerin agiert: Merch-Artikel werden zugunsten einer AIDS-Stiftung verkauft. Für Lesben- und Schwulenrechte setzt sie sich ein. Gegen Rassismus schreibt sie Posts und sogar einen Song. Positives Denken sei ihr wichtig. Marina sagt nur noch Dinge, für die sie Lob ernten wird.
Die psychologischen Studien führen sie zu Elisabeth Kübler-Ross, einer umstrittenen Schweizerin, die in den USA 18 Doktortitel sammelte und meinte, die Phasen des Sterbens erforschen zu können. Laut dieser Forscherin gebe es nur zwei Emotionen, zitiert Marina in ihrer Twitter-Kampagne fürs nächste Album. Sie betitelt es "LOVE + FEAR". Die meisten Wissenschaftler zählen Liebe gar nicht zu den grundlegenden menschlichen Basisemotionen, kommen aber dennoch auf sechs bis zehn verschiedene Grundgefühle, aber Marina möchte die Sache gerne einfach halten.
Für diesen Release engagiert Marina die Video-Regisseurin Sophie Muller, die unzähligen meist weiblichen Acts als Musikclip-Art Director der ersten MTV-Stunde zur Seite gestanden ist. Muller designte Kult-Clips wie Gwen Stefani & No Doubt/"Don't Speak", Duffy/"Stepping Stone", Alicia Keys/"Girl On Fire", Rihanna/"Stay" und KT Tunstall/"Black Horse And The Cherry Tree". Für Marina wechselt die Regisseurin von Tunstalls Kirschbaum zum Orangenbaum; "Orange Trees" und "Handmade Heaven" sind die beiden Video-Singles.
Marina streicht die 'Diamonds' aus dem Namen und schreibt ihren Vornamen in Großbuchstaben. Um auf ihr viertes Album aufmerksam zu machen, stiftet sie Verwirrung. Erst bestätigt sie vier Wochen vor Release den Termin, dann zieht sie drei Wochen und einen Tag zuvor eine MP3-Veröffentlichung einer Albumhälfte vor und sagt, es seien "Two 8 track collections that form a set", nämlich der Liebesteil und der Furchtteil. Songwriter-Kollegin Amanda Palmer gefällt das. Sie outet sich als retweetender Fan.
Auf der "LOVE"-Hälfte befindet sich eine Kooperation mit Clean Bandit, "Baby". Der gemeinsame Song wird zuvor bereits aus deren CD "What Is Love?" ausgekoppelt und steigt auf Platz 6 der schottischen Charts - mit an Bord auch: Luis Fonsi. Noch im selben Jahr veröffentlicht die Waliserin während ihrer Tour die EP "Love + Fear (Acoustic)", auf der neben "Karma" noch vier weiteren Songs des Albums ein überarbeitetes Gewand verpasst wurde.
2021 legt Marina dann erneut eine thematische und stilistische Veränderung an den Tag. Auf ihrem fünften Studioalbum "Ancient Dreams In A Modern Land" rücken persönliche Gefühlslandschaften vermehrt in den Hintergrund und machen Platz für eine Fülle an politischen Themen. Klimawandel, Kapitalismus, toxische Maskulinität oder die Rechte von Frauen und der LGBTQ+ Community sind nur ein paar der Punkte, die in ihren persönlichen Fokus rücken. Während alle Songs aus Marinas Feder stammen, holt sie sich als Unterstützung für die Albumproduktion Jennifer Decilveo und James Flannigan mit an Bord. Im Gegensatz zu "LOVE + FEAR" fällt die Anzahl der Mitwirkenden somit wie schon in der Vergangenheit auf "Froot" wieder deutlich geringer aus.
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